Gemein? Ich?
Im Grunde finde ich
"Gnadenlose Gegner" gar nicht ganz so schwach, wie es mein letzter Beitrag vielleicht vermuten lässt. Die erste Hälfte ist durchaus solide, wenngleich ein wenig langatmig und ohne besonderen Witz erzählt. (Humor ist nicht so Jensens Ding, will mir scheinen.) Dadurch dass sich die Story Zeit nimmt, kommt zumindest in Ansätzen Spannung auf. Mir hat überdies die Idee gefallen, dass die Neffen gezwungen sind, mit Klaas Klever zusammenzuarbeiten, um Dagobert zu befreien. Der Mutanten-"Twist" gemahnt hingegen an jenen Egmont-RAM(M)SCH (© 313er) à la Halas, auf den ich gut und gern verzichten kann.
Ähnlich fragwürdig ist das Ende: Unsere über jeden Zweifel erhabenen Fieselschweiflinge gerieren sich zuerst als moralische Instanz, nur um im nächsten Augenblick zu eiskalten Erpressern zu "mutieren". (Nachwirkungen?) Naja. Man könnte natürlich argumentieren, dass der Allgemeinheit damit mehr gedient ist als mit einem Gerichtsverfahren gegen den alten Melonenmampfer. Mit dem richtigen Rechtsbeistand (Justizrat Wendig?) würde Klever den Prozess am Schluss für sich entscheiden und dann hätten wir den Salat.
Sicus, Picus, Sellericus.
Lavaking schrieb:Immerhin die Zeichnungen des Frecceros für die Armen wissen zu gefallen.
Man sollte an dieser Stelle wohl anmerken, dass
Stefano Zanchi ein ziemlich junger Künstler ist: Er feiert kommenden Dienstag seinen 25. Geburtstag. Angesichts dessen ist es verzeihlich, dass er sich stilistisch an etablierten Leuten wie Freccero orientiert. Sein Artwork gehört auf jeden Fall zu den gelungeneren Aspekten von
"Der M-Faktor". Nicht so überzeugt hat mich hingegen der Aufbau der Story, den ich für etwas zu konstruiert halte. Alles in allem habe ich mich bei der Lektüre jedoch unterhalten gefühlt - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die "Hauptmaus" ist dagegen ein richtiges Ärgernis. Man führe es sich einmal vor Augen: Bereits seit Juli 2014 wird uns im regulären LTB ein ausgewiesener Könner wie Casty vorenthalten - eine Durststrecke, die nächsten Monat zum Glück ein Ende nehmen wird. Stattdessen kramt man mit
"Die Bäume aus dem All" eine Geschichte hervor, die sich nicht entscheiden kann, was sie eigentlich sein will (Sci-Fi? Öko-Fabel? Krimi?) und infolgedessen absolut unmotiviert vor sich hin plätschert. Das Ende der Verfolgungsjagd setzt dem einfältigen Treiben dann die Krone auf. Mit Ver
laub: Welch ein Unfug! (Wie hieß das Soundword noch gleich? "KA-RASCHEL?")
Michelini scheint übrigens ein Faible für anthropomorphe Pflanzenwesen zu haben. Man denke nur an seine Klassiker
"Grün ist das Leben" und
"Das grüne Gewissen". Eine andere seiner Gamma-Storys,
"Der entführte Komet", zitiert dieses Motiv ebenfalls. Wo wir gerade schon dabei sind: Ich mochte die Micky-Kakteen (S. 96 und S. 104). Immerhin.
"Gefahr ist unser Geschäft!" und
"Liebeslied oder Liebesleid?" stellen den optischen Tiefpunkt des Bandes dar. Gentinas Skript würde ich (wie 313er) als sympathisch bezeichnen, da es unaufgeregt die Geschichte eines Scheiterns erzählt, das sich für die Figuren lange Zeit wie ein Erfolg anfühlt. Die meisten anderen Zeichner hätten daraus vermutlich mehr gemacht.
Auch Giorgio Salatis Beitrag leidet unter der schwachen zeichnerischen Umsetzung. Seiner Gagstory fehlt es allerdings sowieso an, nun ja, Gags. Ein weiterer Mangel ist die platte Charakterisierung Donalds, dessen Selbstüberschätzung hier höchstens zum Fremdschämen einlädt. Das lahme Ende tut sein Übriges. "Haha, schaut mal, wie schlecht er ist!" - Gute Güte.
Auf einem deutlich höheren Niveau bewegt sich die siebte Episode der Legenden-Serie.
"Das achte Weltwunder" ist - abgesehen von dem als Teaser konzipierten Prolog - geradlinig erzählt, stimmungsvoll inszeniert und actiongeladen, ohne dabei hektisch zu wirken. 24 Seiten bieten nicht viel Platz und Gervasio versteht es, diesen optimal zu nutzen. Gekonnt.
Was
Hunters vermeintliche Pensionierung betrifft, verweise ich auf 313ers Rezension, der ich in diesem Punkt nichts hinzuzufügen habe. Eine nette Geschichte.
Und nun, hoho, die beiden Höhepunkte!
"Die wundersame Allgegenwärtigkeitslampe" ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Gagstory funktioniert. Die Grundidee ist ziemlich simpel und doch gelingt es Faccini, das in ihr schlummernde komische Potenzial so weit wie möglich auszureizen. Zudem verleihen seine skurrilen Zeichnungen dem herrlich kindischen Hin und Her zwischen den Panzerknackern und Dagobert eine spielerische Note, die das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Parteien visuell auf den Punkt bringt: Am Ende tritt der alte Geizkragen seinen Peinigern stets kräftig in den Allerwertesten. Orchestriert wird das Ganze von dem bereits von 313er angesprochenen Running Gag ("Schockschwerer"), der den Irrsinn des Geschehens erst so richtig zutage treten lässt.
Bei der Gelegenheit sei noch ein weiterer Einfall Faccinis erwähnt, der mich irgendwie amüsiert hat: Als Düsentrieb nach Hause kommt und von den breit grinsenden Panzerknackern empfangen wird, sitzt in einer Ecke des Raumes Helferlein, den die gemeine Bande nicht nur gefesselt, sondern auch geknebelt (!) hat.
Einen anderen Tonfall schlägt Faccini in
"Die Magie des Theaters" an, eine Geschichte, die zwar mit viel Humor erzählt wird, sich aber keinesfalls darin erschöpft, witzig zu sein. 313er hatte in seiner Rezension ja bedauert, dass Faccini hier lediglich als Autor in Erscheinung tritt. Obwohl ich seinen individuellen, leicht grotesken Zeichenstil ebenfalls über alle Maßen schätze, halte ich Freccero in diesem Fall für eine ausgezeichnete Wahl. Dank seines ebenso eleganten wie stimmungsvollen Artworks versprüht die Story jene Magie, die uns im Titel angekündigt wird. Die Szenen im Atelier von Laszlo Lushky entwickeln durch die Wahl der Perspektiven, die Beleuchtung und die Gestaltung des Interieurs einen Charme, der die visuelle Komik des Geschehens (Sprechübungen, Donalds "method acting" etc.) wunderbar ergänzt.
Lavaking schrieb:Gerade Theaterfimmel, aber auch Reif für die Bühne sind zwei großartige 10-Seiter, die mit Gags und unerwarteten Wendungen gerade zu vollgestopft sind - die klassischen Gag-Feuerwerke eben, während sich Faccinis Handlung doch vergleichsweise eher langsam dahinschleppt und die Gags etwas sparsamer dosiert wirken. Ich weiß nicht, wie ein Literaturwissenschaftler darüber sprechen würde, aber ich finde, dass Faccinis Geschichte einfach nicht den richtigen Rhythmus einhält, um mit den beiden von Dir genannten Klassikern mitzuhalten.
Hach, ich habe richtig Lust bekommen, diese beiden Zehnseiter mal wieder hervorzukramen! Im Übrigen würde ich Lavaking darin zustimmen, dass "Die Magie des Theaters" einen langsameren Rhythmus aufweist als
"Theaterfimmel" und
"Reif für die Bühne". Zum einen sind die Gags rarer gesät, zum anderen wird der Plot eher gemächlich vorangetrieben. Als Schwäche sehe ich das jedoch nicht an, da der Kulminationspunkt auf diese Weise seine Wirkung besser entfalten kann. Die Profanierung von Donalds großem Auftritt durch die Saubohnen-Sause sowie die nüchtern-ernüchternde Reaktion des Vermieters auf Donalds konsternierte Nachfrage, was die Rowdys dort zu suchen haben, hat mich jedenfalls hochgradig amüsiert. Die anschließende Randale und der schlagkräftige Einsatz des Damenkränzchens stellen für mich den einzigen kleinen Tiefpunkt der Geschichte dar, der dank eines raffinierten und ausgesprochen passenden Epilogs zum Glück nicht weiter ins Gewicht fällt. Wie oft passiert es schon, dass das Ende eines Duck-Comics zu überraschen weiß? Sehr lesenswert.
Sollte Dago mal wieder im Forum vorbeischauen: Im I.N.D.U.C.K.S. ist es zu einem Fehler bei der Reihenfolge der Einträge gekommen. Des Weiteren stimmt die Angabe der Seitenzahlen nicht. Danke fürs Korrigieren!