Mit acht Erstveröffentlichungen lockt die erste Ausgabe des Formats
LTB Sommer, darunter vier Geschichten aus der Serie
Le storie della Baia, die zwischen 2001 und 2005 im Topolino erschienen ist und eine Art Revival der Lockman/Strobl-Figur Moby Duck darstellt. Trotz des geringen Maus-Anteils gibt es in meinen Augen daher gute Gründe, dem ersten Band aus der neuen LTB-Nebenreihe eine Chance zu geben.
In
Sommer, Sonne, Spaß im Sand wandelt Macchetto auf Ciminos Spuren: Dagobert reist auf eine abgelegene Insel, um einen Gegenstand mit übernatürlichen Eigenschaften zu finden, aus dem er Profit zu schlagen beabsichtigt. Der dort lebende Stamm rückt diesen allerdings nur unter der Bedingung raus, dass Dagobert zuerst eine Reihe von Aufgaben erfolgreich löst. Kleine Fische für den grätigen Greis – aber die Sache läuft trotzdem nicht nach Plan, da er mal wieder voreilig abreist, ohne sich vorher über die Schattenseiten zu informieren. Jedes einzelne dieser Versatzstücke ist uns aus diversen Schatzsuchen von Cimino sattsam bekannt, mitunter sogar in ebendieser Kombination. Unterhaltsam ist die Story trotzdem, weil Macchetto bei der Ausgestaltung aufs Detail Wert gelegt und auf diese Weise der abgegriffenen Erzählstruktur neues Leben eingehaucht hat.
Die Entenhafen-Serie bietet eine schöne Abwechslung im Entenuniversum. Frei von den Zwängen, die sich aus den altbekannten Figurenkonstellationen ergeben, kann sich Savini auf das Erzählen von Geschichten und das Erschaffen eines neuen Mini-Kosmos konzentrieren. Beides gelingt ihm gut, wenngleich er narrativ eher leise Töne anschlägt und die neuen Figuren zum Teil etwas unprofiliert erscheinen. Zuweilen hätte ich mir etwas mehr Spektakel und Dramatik gewünscht – aber vielleicht macht gerade die Beschaulichkeit den Reiz der Serie aus. Ohnehin leben die Storys von ihrem Charme, der entspannten Erzählweise sowie der unverwechselbaren "Salzwasseratmosphäre". Diese verdankt sich nicht zuletzt dem durchweg überzeugenden Artwork, wobei mir persönlich die Zeichnungen von Coppola und Camboni am meisten zusagen.
Moby Ducks Perlen dient in erster Linie der Einführung der Charaktere, kann aber auch darüber hinaus mit einigen schönen Momenten aufwarten. Hier ist insbesondere der 'wortlose' Anfang zu nennen – es scheint sowieso ein Merkmal der Entenhafen-Storys zu sein, wortlos ins Geschehen einzuführen, die Ausgangssituation also mit rein bildlichen Mitteln zu schildern. Der Leser wird sodann mit dem Schauplatz und den Hauptfiguren bekannt gemacht, unter denen der stets gelangweilt und konsterniert wirkende Schurke Azimut van Absinth sowie die gefräßige Möwe Trappel hervorstechen. Diese spielt dann auch eine Hauptrolle in der zweiten Geschichte (
Der Schatz der Nebelinsel), in welcher sie den unfähigen Handlanger Azimuts zur Verzweiflung bringt. Als Sidekicks verwendet Savini offenbar mit Vorliebe Tiere, die durch ihre Fresssucht heilloses Durcheinander stiften – Trappel nimmt eine ähnliche Funktion ein wie Achtmalacht in
"Glanz und Gloria derer von Duck – Die Barbarenbande".
Admiral Sturms Nichte ist zwar charmant erzählt, aber letztendlich etwas langweilig, da sich die Probleme und Hindernisse zu leicht in Wohlgefallen auflösen. Zum Abschluss beschwört Savini dann eine
Bedrohung aus der Tiefe herauf, welche vor allem zeichnerisch gelungen ist. Die Story hingegen weiß lediglich in Ansätzen zu überzeugen: Die zu Beginn erzeugte Spannung weckt Erwartungen, welche im Folgenden nur bedingt eingelöst werden.
Die See der 1000 Abenteuer hat mich einigermaßen enttäuscht. Während dem Skript von Sarda schlichtweg das Überraschungsmoment fehlt, wirken Zironis Zeichnungen uninspiriert und fahrig. Von beiden Künstlern bin ich ein höheres Niveau gewohnt. Mickys Seefahrer-Onkel sorgt zwar für einige wenige heitere Augenblicke, letztendlich hätte der Figur aber eine noch schärfere Profilierung gut getan. Nicht nur in dieser Hinsicht ist sein erster Comic-Auftritt (in
"Schatzsuche in der Alligatorbucht") besser gelungen.
Vom eher unbekannten Blasco Pisapia stammt der obligatorische Phantomias-Comic.
Zwist im Urlaubsparadies entwickelt sich nach eher zähem Beginn zu einer überaus witzigen Farce, der es jedoch sowohl erzählerisch als auch zeichnerisch am letzten Feinschliff fehlt. Dass die zahlreichen Gags dennoch zünden, zeigt uns, dass die alten Komödientricks nach wie vor funktionieren. Beim Splashpanel auf Seite 175 fühlte ich mich übrigens an
eine ähnliche Szene aus
"Eine Braut zuviel" (LTB 170) erinnert.
War sonst noch was? Ach richtig: Auf fünf Seiten dürfen wir die Entenhausener bei ihren
Sommervergnügungen beobachten. Warum sind die Lückenfüller im LTB eigentlich immer so ideenlos?