Wie zu erwarten war, ist die Ausgabe zerfällt die Ausgabe nahezu in zwei Hälften. Auf der einen Seite ist da natürlich Casty: eine herrliche Geschichte, sehr gut konstruiert, interessante Nebenfiguren, mit viel Atmosphäre, toll gezeichnet. Den letzten Drittel fand ich gar nicht zu actionreich, habe es sogar sehr genossen, es sieht auch einfach sehr gut aus, wenn manche Seiten zwischendrin das dreireihige Layout aufgeben (was man im LTB sonst eigentlich nur von DoppelD kennt). Was Micky als Hauptfigur angeht fällt auf, dass er eigentlich nicht sonderlich aktiv ist. Er ist, bis auf den Schluss, in einer Position, in der er nicht viel Handlungsspielraum hat und hält sich oft zurück. Einserseits hilft das, weil er so erst gar nicht als quasi-Superheld auftreten kann, andererseits könnte das ein Knackpunkt sein, wenn der Plot nicht so rasant und abwechslungsreich wäre. Auf jeden Fall hat das Casty aber ziemlich elegant gelöst.
Auch die zweite lange Geschichte ist gut, wenn sie auch daran krankt, was "DarkenBlot" beherrscht: die Spannung. Sonderlich viel passiert nicht, es gibt viele handlungsarme Dialogszenen, die den Plot nicht weiterbringen und auch den (ansonsten gut eingewobenen) philosophischen Kern nicht weiter durchdenken. So kommt es, dass man auch mit den Figuren nicht allzu gut mitgehen kann. Die Zeichnungen dagegen sind hervorragend, die Kolorierung mag manchen mit ihren kräftigen Farbtönen in blasser Ausführung vielleicht irritieren. Weil es im Original ein Zweiteiler ist wurde übrigens die erste Seite des zweiten Teils (die nur eine Zusammenfassung des ersten war) weggelassen, sie wäre auf Seite 193 zu finden gewesen. Angesichts des unnötigen Einseiters hätte man die Geschichte aber eigentlich auch ganz abdrucken können...
Nun zum Rest. Die neue O.M.A.-Geschichte hat einige nette Ideen, bleibt aber nur durchschnittlich. Merkwürdig ist, dass der Übersetzer auf Seite 15 auf den "Tartan aus dem Nebelwald" aus LTB 435 verweist, welcher ja noch nicht mal eine Duck-Geschichte ist. Mit den Wasserpferden sind eher die Seepferde aus LTB 327 in der O.M.A.-Story "Wahrheit oder Pflicht?" gemeint.
Ebenfalls lediglich nett ist die harmlose Dagobert/Gustav/Gundel/Baptist-Geschichte von Gottardo. Am schlechtesten las sich Chierchini. Die Grundidee ist gut, aber sehr platt und vollkommen unaufgeregt ausgeführt. Dazu kommen die Zeichnungen, die es gar nicht richtig schaffen die Geschichte rüberzubringen.
Am Überzeugendsten von diesem ganzen Rest war dann der Phantomias von Held: schöne Idee, gut geschrieben, auch wenn es bei der Länge nicht für eine richtige Story reicht und nur bei der Idee bleibt. Witzig war der Cameo des "Maskierten Zylinders", den man eigentlich nur aus der Geschichte von De Vita kennt ("Ein Held zu viel", vor einem Jahr in LTB EE 33 nachgedruckt). Sogar die mickrige Hut-Kanone kam vor.
Fazit: der Kauf lohnt sich für die beiden langen Geschichten, insbesondere für "Die Zukunft hat begonnen". Den Rest braucht man nicht wirklich.