Was macht man, wenn man wegen Programmwechseln nicht mehr weiterarbeiten darf? - Richtig, man geht ins Kino und schaut sich endlich den neuen Asterix-Film an, für den man in den letzten Wochen noch keine Zeit gefunden hat.
"Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks" wurde vom gleichen Team des ersten Animationsfilms "Asterix im Land der Götter" (2014) geschaffen, was Regie, Musik und die deutschen Synchronsprecher angeht. Die Handlung ist einfach wie genial: Miraculix sieht sich absehbar nicht mehr in der Lage, als Druide das Geheimnis des Zaubertranks zu hüten. Daher sucht er unter den vielen gallischen Nachwuchs-Druiden einen würdigen Nachfolger, dem er die mächtige Rezeptur anvertrauen kann. Dabei wird er nicht nur von Asterix und Obelix, sondern auch von den senilen Mitgliedern des "Rat der Druiden" unterstützt. Der böse Druide Dämonix will seinen Widersacher Miraculix um jeden Preis ausschalten und mithilfe des Zaubertranks die Weltherrschaft an sich reißen - dafür ist er sogar bereit, sich mit den Römern zu verbünden...
Ich mag die Geschichte, die so wunderbar funktioniert und schon nach kurzer Zeit stürzen sich die Gallier in ihr nächstes Abenteuer. Alles, was man als Liebhaber erwartet, bekommt man (oft mit einem Augenzwinkern) präsentiert: Hinkelsteinwitze; Römer, die aus ihren Sandalen geprügelt werden; ein kleiner Zwist zwischen "Herrn Obelix" und HERRRRRRN Asterix", der sich auch kurzzeitig von der Gruppe absetzt; der in seiner luxuriösen Badewanne vor sich hin langweilende Caesar und unzählige versenkte Schiffe der armen Piraten.
Stark inszeniert ist meiner Meinung nach der Schurke Dämonix, der als einziger der neu eingeführten Nebencharaktere einen "Background" bekommen hat, aus dem sich sein Handeln ableitet. Ein paar Hintergründe fehlten mir ein bisschen bei der drolligen Vitrine und dem rothaarigen Empörkomnix aus den Bergen Helvetiens. Die wirklich guten, witzigen Dialoge und die zahlreichen Running-Gags machen den Charme aus, der sowohl jüngere als auch reifere Zuschauer begeistern wird (hinter mir saß ein Vater mit seinem Sohn, wobei er erklärte, selbst als Kind mit seinem Vater im Kino gewesen zu sein!). Richtig beindruckt war ich zugegeben von der brillanten 3D-Animation und der grafischen Gestaltung - ganz besonders von den Figuren. Asterix' Barthaare kann man genaustens betrachten, Miraculix' Augenbrauen sind buschig wie nie zu vor und auf Obelix' Wangen erkennt man hier und da auch ein paar Sommersprossen. Von den Feuer-Effekten wird man eine Menge zu Gesicht bekommen und auch die schönen Hintergründe (Sonnenuntergänge, Dämmerung, dichter Wald) sind teilweise recht faszinierend. Ein großes Kompliment geht an den tollen orchestralen Soundtrack, eingespielt vom London Synphony Orchestra! Da hört man, was noch echte lebendige Musik ist - angehaucht mit gallischen Bezügen.
Was man etwas vermissen darf, sind die scharfsinnige Gesellschaftskritik und Satire, die in vielen der klassischen Asterix-Abenteuer (von Goscinny) mitschwingt. Man versucht zwar, ein paar Körnchen einzustreuen, aber zu 100% konnten mich Anspielungen wie die eingebauten Fortnite-Tänze nicht überzeugen. Pluspunkte gab's bei mir für die Darstellung von Majestix' Bruder, der seine gallischen Ursprünge nahezu abgelegt hat und mit den Römern einen blühenden Handel treibt. Auch der Lehrmeister von Empörkomnix, der greise Zürix (meisterhaft gesprochen von Stefan Merki!) hat mir sehr gut gefallen, der hätte längere Screentime verdient gehabt. Oh, und dann ist da noch ein ganz besonderer Kandidat, der Brotlaibe verdoppeln kann... Die Römer kommen insgesamt ziemlich kurz und der Senator Tomcrus ist schon nach der ersten Szene einfach nur nervig, aber dafür bekommen wir ein paar tiefere Einblicke in das Leben der Gallier (zum Beispiel wird der Charakter von Troubadix endlich mal erweitert und nicht nur auf seinen ewigen Gag reduziert). Über das Spektakel beim großen Finale darf man sicherlich streiten und argumentieren, dass derartig moderne Haudrauf-Eskapaden eher nicht zu Asterix passen; allerdings wird mal wieder unter Beweis gestellt, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt ist.
Fazit: Optisch beeindruckender als der Vorgänger, dafür inhaltlich weniger genial und weniger doppelzüngig, aber immer noch ein richtig guter Film mit Asterix, Obelix, Idefix und vielen mehr!
