(26.06.2010, 16:02)Derschwaflkop schrieb: [ -> ]Das ist doch mal ein Thema wert.
Joa.
Zitat:Bildung wird hierzulande mit Füßen getreten.
Du kannst aber davon ausgehen, daß sich da eine Menge an Leuten bemüht. Nur kann es halt, wenn viele verschiedene Meinungen aufeinander prallen, zu "schlechten Kompromissen" kommen, aber das ist in jedem demokratischen Land der Fall und allgemein ja nichts ungewöhnliches.
Zitat:Nehmen wir mal Hamburg als Beispiel. In dieser CDU/Grünen-regierten Stadt wurde das humanistische Gymnasium quasi abgeschafft durch die 6jährige Grundschule und dieser idiotischen "Einheitsschule". Wie sollen denn Kinder in so einer Einheitsschule individuell nach ihren Begabungen gefördert werden? Und wie will man in 6 Jahren vernünftig Fremdsprachen erlernen?
...auch wenn ich nicht wirklich ein Freund von einer sechsjährigen Grundschule bin, gibt es auch hier (vermeintlich) Vorteile: schlechteren Schülern oder Spätstartern wird so eine größere Chance gegeben, sich positiv zu entwickeln, zudem ist die Chance in einer Einheitsschule für Immigrantenkinder höher, sich sprachlich gut zu entwickeln, dem entgegen steht natürlich, daß vermeintlich "intelligentere" Kinder sich oft nicht so gut entwickeln können, da sie auf die anderen Schüler mehr Rücksicht nehmen müssen, was ihnen die Lust an der Unterrichtsteilnahme noch eher nehmen kann. Fremdsprachen werden in Hamburg meines Wissen nach ab der 1./3. Klasse (Englisch) und 6. (Französisch) gelehrt. In diesem Sinne ist die Schulreform in Hamburg eine sehr auf die "unteren Schichten" bedachte Reform, die meiner Meinung nach eher hilft, Kinder aus "ärmeren" Familien zu fördern, anstatt daß sie zu einem vermeintlich auseinanderdriftenden Leistungsmuster der Schüler führt.
Zitat:Das G8 ist auch so eine Sache. Wie soll man denn lernen bei diesem Druck?
Zuerst einmal gibt es G8 jetzt in allen Bundesländern und im ganzen Europa ist ein Abitur nach der 12. Klasse Standard und wird in den meisten Ländern auf gut umgesetzt (in Sachsen und Thüringen gibt es G8 übrigens schon seit 1990 und heute regt sich auch keiner (mehr) drüber auf). Da das ganze aber (insbesondere bei uns in Schleswig-Holstein) vollkommen neu ist, gibt es oft (berechtigterweise) Proteste gegen das "neue" System, da in einigen Fällen die Lehrpläne beibehalten wurden, anstatt sie sinngemäß zu entleeren. Dieser Prozeß wird sich in drei bis vier Jahren spätestens komplett angepaßt haben und dann wird es ebenso wie bei vielen anderen Dingen keine Demonstrationen geben, die oft einfach nur aus genereller Abneigung gegen eine bestimmte politische Richtung angezettelt werden.
Zitat:Die Schulen vergammeln, aber irgendwelche "bürgerlichen" Politiker reden von Bildung als oberster Priorität! 
...also meine Schule vergammelt nicht im geringsten

- und daß Du das ganze wieder einmal auf die bürgerlichen Parteien abschiebst, ist vollkommen unberechtigt (s.n.o. zum Beispiel Hamburg oder schaue auf die SPD, die in Rheinland-Pfalz ebenfalls G8 (mit absoluter Mehrheit) eingeführt hat - gegen Bildungspolitik haben "alle", die nicht selber Politik machen, im allgemeinen immer etwas und das zeugt nicht von einem Verständnis für unsere Demokratie.
Zitat:Studium, auch so eine Sache. Die Studenten werden ausgequetscht wie eine Zitrone. Nehmen wir mal Niedersachsen als Beispiel. Allgemeine Studiengebühren 500 €, Verwaltungsgebühren 75 €, Langzeitgebühren 600 bis 800 €, "Altersgebühren" (Seniorenstudium ab 60 Jahren) 600 € plus Gebühren für Gasthörer/innen.
Nun, als Student bekommt man durch BaFöG die Möglichkeit, in jedem Falle ein Studium zu beginnen und dieses auch zu einem guten Ende zu führen. Daß man irgendwann mal dafür bezahlt, daß man eine so hohe Bildung wie sonst fast nirgendwo geboten bekommt, versteht sich ja von selbst - klar, daß man mit einem Studium der BWL weitaus größere Chancen auf ein hohes Gehalt hat als Germanistik, ist ja wohl klar, deshalb wäre es auch richtig, daß man pro Studiengang unterschiedliche Gebührensätze beschließt, Studiengebühren sollten mMn auch nicht oder nur zu einem sehr geringen Teil ans Land gehen, sondern für direkt in die Unis gepumpt werden, denn dadurch erhöht sich sicher die Qualität des Unterrichts und somit auch die der Studenten, die auf eine bessere Ausstattung zurückgreifen können. Nach dem "Hamburger Modell" bspw. müssen ehemalige Studenten bei BaFöG-Inanspruchnahme erst ab einem Jahresgehalt von 30.000 ihre erhaltenen Gelder zurückzahlen, wenn dieses Gehalt nicht innerhalb von 10-12 Jahren erreicht wird, verfällt die Schuld und das eigentliche Studium wäre kostenlos. Studiengebühren komplett abzuschaffen oder eine Einführung zu verhindern, halte ich für komplette Wahlpropaganda, mit der sich Wähler auf kosten der Wähler gewinnen lassen - unsere Länder sind allesamt de facto pleite und eine allgemeine Privatisierung oder geförderte Eigenständigkeit der Unis ist zu fördern und durch klare Regeln könnte dennoch unser staatlich-getragenes Bildungssystem erhalten bleiben, zudem ist der dämliche Grundatz "an Bildung nicht sparen" illusorisch - es ist wichtig, an den richtigen Stellen zu sparen, wenn man weiterhin nur darauf pocht, "der Staat" müsse alles bezahlen, ist dieser irgendwann zahlungsunfähig und wir alle können uns unsere Gesellschaft sonstwohinstecken.
Zitat:Da soll noch jemand sagen wir leben in einem sozialen Staat.
...also ich finde Arbeitslosenhilfe, gesetzliche Versicherungen/Absicherungen und unser aktuelles Steuersystem schon fast wieder zu "sozial" - das Wort kann und mag jeder für sich selbst interpretieren - fest steht jedenfalls, daß es jedem Staat in der Geschichte durch mehr und mehr Subventionen volkswirtschaftlich immer schlechter geht - und das wollen wir doch alle auch nicht, oder?
Zitat:Ganz zu schweigen von dem Bachelor/Master-Müll, aber die CDUler kommentieren das ja mittlerweile mit "Idee gut, Ausführung nicht". Erinnert mich an irgendwelche Kommunisten die über die DDR reden.
Um ein zusammenwachsendes Europa weiter zu ermöglichen/fördern, ist es wichtig, europäische Standards festzulegen - das beste an den "neuen Studiengängen" ist neben der Tatsache, daß es viel einfacher werden soll (soll, an "Bildung" ist immer irgendwie zu arbeiten), in anderen europäischen Ländern zu studieren/wechseln, daß der Staat zusätzlich eine Menge an Geld dadurch spart, daß es in Zukunft keine Langzeitstudenten mehr geben wird, nach 3 bzw. 5 Jahren (+ ein mögliches Urlaubssemester) ist dann eben grundsätzlich Schluß, womit deutsche Studenten durchschnittlich viel früher in den Arbeitsmarkt gelangen können als früher (ebenso wie bei G8 deutsche Schüler oft 1-2 Jahre hinter der europäischen Konkurrenz lagen). Es wäre allgemein schön, wenn Du generell zu deinen Thesen auch Begründungen deinerseits anhängen würdest, so klingt das alles sehr "einfach".