Hallo!
Vielleicht kurz etwas zu meiner Wenigkeit, da ich mich ja soeben erst angemeldet habe: Ich bin eigentlich eher ein Gelegenheitskäufer was Disney-Publikationen betrifft und besonders beim LTB habe ich mich lange Zeit mit Käufen zurückgehalten, da ich leider zu der unglücklichen Generation gehöre, die mit den 300er-LTBs aufgewachsen ist, von welchen zumindest die ersten zwei Drittel meiner Meinung nach den Tiefpunkt der Reihe darstellen - mich haben sie jedenfalls nie erwartungsvoll in den Buchhandel rennen lassen, was ich nicht zuletzt den oft einfach traurig schlechten (wobei nicht zwingend schlecht gezeichneten) Egmont-Mickys in die Schuhe schiebe. Aber auch abgesehen davon sind die wenigen Bände, die ich aus dieser Zeit habe, meist nur als mittelmäßig anzusehen. Zusätzlich war ich wohl auch noch nicht so richtig in dem Alter, in dem man Comics ernsthaft "sammelt".
Seit etwa 2008 jedoch beginnen die LTBs wieder, mir besser zu behagen (Welch Wunder, genau zu der Zeit, als die zweite Micky-Geschichte Einzug feierte
) und vor ein paar Wochen habe ich mich dann nach Lektüre der Ausgabe 410 spontan entschlossen, mit 411 beginnend regelmäßiger Leser zu werden - Obwohl die Bände natürlich immer noch nicht wirklich an die Standards der frühen Ausgaben heranreichen. Ich denke, mit dieser Behauptung lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster.
Jetzt gebe ich mal meine Meinung zu der eben gelesenen Ausgabe 413 kund (Vielleicht etwas aufdringlich, das gleich im ersten Post zu tun - ich hoffe doch, es stört Niemanden
):
..., 98, 99 - Tatsache, 100 pralle Seiten! Eine fast so schöne Überraschung wie damals die Zeitreisestory in LTB 387. Gut, es sind eigentlich vier zusammengefasste Geschichten, aber das stört mich eigentlich nicht - In manchen älteren LTBs wurden ja, soweit ich weiß, auch schon Zwei- oder Dreiteiler zusammengefasst.
Ich muss dazu sagen, dass ich nicht mit allen Kapiteln von DoppelDuck vertraut bin, weshalb ich über die Gesamthandlung wohl eher schlecht als recht im Bilde bin, dennoch halte ich die vier Teile, welche "
Auf der Jagd" bilden, für sich genommen für spannend, rasant und humorvoll erzählt, sowie die Zeichungen von allen vier beteiligten Künstlern für äußerst gelungen, auch wenn ich eigentlich nicht der Emilio-Urbano-Fan bin. Die Kolorierung ist, wie gewohnt, hervorragend und trägt daher auch etwas zu meiner Bewertung bei, welche ansehnliche
8 von 10 Punkten für diese Geschichte bereithält.
Erstaunlich erträglich gestaltete sich für mich der
Besuch bei König Karlo. Die Handlung ist tatsächlich recht interessant, wenn auch das Potential überhaupt nicht ausgereizt wird. Statt dem trashigen Ende ("Jetzt habe ich für ein paar Wochen einen Schnauzer" - ???) wäre es doch beispielsweise eine Idee gewesen, wenn der Karlo der "Realität" parallel zum Karlo aus dem Paralleluniversum plötzlich Bürgermeister geworden wäre und als tyrannischer Herrscher ganz Entenhausen unterdrücken würde. Micky und Goofy müssten dann den guten Karlo ein paar Dimensionen weiter wieder stürzen. Oder geht hier die Fantasie mit mir durch? Um dieser wirren, aber meiner Meinung nach interessanteren, Idee (Ich dachte beim Lesen wirklich erst, es würde auf ein solches Ende hinauslaufen) einen logischen Anstrich zu geben, hätte man sich jedenfalls wesentlich mehr Mühe geben müssen und das darf man von einem Kaschperl-Micky wohl einfach nicht erwarten.
Die Zeichnungen halte ich für gut, aber das reißt hier auch nichts raus:
6 von 10 Punkten.
Castys "
Multiplikator des Simplicius" hingegen quillt geradezu über vor Kreativität, Witz und Cimino-Seitenhieben (Die sogar ich, als bisher eher seltener LTB-Leser erkenne). Hier ist wirklich eine erstklassige Story gelungen, in der ich lediglich Donald und die Neffen ein klein wenig vermisse.
Was Andrea Ferraris Zeichnungen betrifft, muss ich allen Ernstes gestehen, dass ich sie beim besten Willen nicht hätte zuordnen können, wenn der Zeichnername nicht unter dem ersten Panel stehen würde. Eine Stiländerung habe ich bei ihm zwar schon vorher bemerkt, aber gleich so stark? Das sieht ja teilweise fast schon aus, als hätte er bewusst Scarpa zu imitieren versucht? Naja, wie auch immer, früher hat mir sein Stil jedenfalls wesentlich besser gefallen - Und dennoch vergebe ich satte
9 von 10 Punkten.
Ein überraschendes Ende nahm gleichnamige Hunter-Story dann leider doch nicht, zumindest nicht für den Leser, denn der wurde hier ja doch sehr schnell in die Absichten des Bösewichts eingeweiht. Generell fand ich die Geschichte eigentlich ziemlich langweilig umgesetzt, was schade war, denn auch hier wäre auf Grund der Basisidee noch Luft nach oben gewesen. Alessandro Pastrovicchios Zeichnungen haben mir zudem in dieser Geschichte auch nicht ganz so zugesagt wie sonst und ich weiß nicht einmal, woran das liegt. Leider reicht es mir auch bei dieser Geschichte aus dem Maus-Universum nur für
6 von 10 Punkten.
Erfrischend anders ist die Figurenkonstellation TTT / Düsentrieb und erfrischend anders ist ebenfalls die Geschichte, in der ausnahmsweise mal nicht eine von Düsentriebs Erfindungen im Vordergrund steht, die dann auf maximal 16 Seiten so viel Zerstörung und Klamauk wie möglich verursachen darf, um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden. Während die einzelnen Mondrätsel sehr einfach und nebensächlich gehalten, ja, im Verlauf der Geschichte sogar übersprungen wurden, baut sich die eigentliche Handlung auf einem ganz anderen Level auf, bringt dabei eine schöne, fast romantische Atmosphäre und eine gesunde Portion Humor mit und endet schließlich in einem tatsächlich sehr unerwarteten Schlussgag. Der Sprung der Hauptfiguren
von Mond zu Mond verkommt dabei eigentlich zur Nebensächlichkeit und so war es wohl auch gedacht. Die Zeichnungen sind durchweg gelungen.
Und so vergebe ich, ganz ohne rot zu werden (
), zwei runde, pralle Vollmonde, welche zusammengenommen eine 8 ergeben - eine
8 von 10 Punkten.
Den Onepager "
Unruhiger Ruheplatz" lasse ich jetzt mal mit
4 von 10 Punkten in Ruhe. Es ist eben ein Onepager, was will man erwarten?
Einfach unnachahmlich, wie Michael Gilbert dieselbe Idee wie in "Wer einmal lügt..." (LTB 347: "Spione wie wir", S. 93-126), die bereits damals schon vollkommen trashig und hanebüchen war, eiskalt nochmal verwendet. Der einzige Unterschied: Statt fliegenden Mülltonnen aus unterirdischen Minen, versuchen es diesmal kastenköpfige Kastenköpfe aus dem Land der viereckigen... äh... vom Mars, die Entenhausener zu ersetzen, um... Ja, warum überhaupt?
Weiter möchte ich mich hiermit nun auch nicht befassen, Bancells zeichnet, obwohl ich seine Enten eigentlich immer recht gut fand und finde, gerade die Marsianer sehr uninspiriert und langweilig - Doch wer will ihm das bei dieser Geschichte übel nehmen? Ich verstehe nur nicht, warum der arme Mann immer die unnützesten Egmont-Plots abbekommt - Hat dieser Mann den Trash gepachtet?
1 von 10 Punkten, davon gehen 0 an die Story. Und das, wo mich Michael Gilbert ein paar Bände zuvor erst mit dieser Donald-Duck-Verjüngungsgeschichte positiv überrascht hatte, von der ich leider den Namen vergessen habe...
Unterm Strich bleiben also zwei gute Geschichten, zwei mittelmäßige, eine schlechte, ein Highlight und ein Totalausfall, was keine allzu gute Gesamtwertung ergeben würde, man darf aber nicht vergessen, dass eine der zwei guten Geschichten satte 100 Seiten füllt, was den Schnitt dann doch hebt. Außerdem stört mich der Bancells bei dem genialen Casty als Ausgleich kaum.
Eine Anmerkun bzw. Frage hätte ich allerdings noch: Der Storycode im "Multiplikator des Simplicius" besagt, dass es sich hierbei um eine dänisch-italienische Koproduktion handelt ("I-D 2009-010"), aber weder Autor noch Zeichner sind dänisch und die Kolorierung sieht auch nicht gerade danach aus. Sehe ich das falsch?