Wie schon im Comic-Neuzugänge-Thread geschrieben, habe ich mir diesen Band auf dem Flohmarkt gekauft. Ich werde nun darüber schreiben und hoffe, dass auch andere, die den Band besitzen, ihre Meinung dazu kundtun.
Los geht es mit "Der magische Ring". Mit 104 Seiten nimmt die Titelgeschichte fast die Hälfte des Bandes ein. Wenn so etwas heute passiert - zuletzt in LTB 452 -, ist das eine Riesensensation, aber damals war es gar nichts allzu Ungewöhnliches. Jedenfalls, "Der magische Ring" ist eine sehr freie Adaption von Wagners "Ring der Nibelungen", geschrieben von Osvaldo Pavese, gezeichnet von Guido Salat - nein, liebe AutoKorrektur, von Guido Scala. Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert, die verrückterweise vollständig (!), ohne Weglassen der Titelseiten des 2. und 3. Teils (!!) und sogar mit Zwischentiteln (!!!) abgedruckt sind. Die drei Sinneinheiten, in die ich die Geschichte einteilen würde, decken sich jedoch nicht mit den tatsächlichen Teilen:
1. Sinneinheit: Bedrohung von "Dagowotans" Gold durch die panzerknackerartigen "Diebelungen" (1. Teil, S. 5-29)
2. Sinneinheit: Inbesitznahme des Goldes durch den Drachen "Lindi Langzung" und Kampf gegen ihn (1.-2. Teil, S. 30-62)
3. Sinneinheit: Bestreben von "Kriemundel" unter Mithilfe von Mime, das Gold zu einem Ring zu schmelzen und damit die Weltherrschaft zu erlangen (2.-3. Teil, S. 63-108)
Die Geschichte ist nicht so sehr auf Spannung ausgerichtet. Die Geschichtchen um die Riesen "Flaffer" und "Fluffer" ( laut AutoKorrektur Flagge und Fluggerät), um "Siegnald", Dagowotans Familie oder die Walküren samt dem Jolly Jumper geistesverwandten Pferd "Klagung" sind eher unterhaltsam als spannend, der große Kampf um den Ring nicht mehr als amüsant. Viel mehr geht es um Atmosphäre. Zum einen sorgt die Länge der Geschichte dafür, dass man richtig in der dargebotenen Welt versinken kann, weil immer wieder neue Figuren und Konstellationen auftreten, zum anderen Scala, der die Gesichter der Enten zwar grauenhaft, die Landschaften und Hintergründe aber wunderbar zeichnet (man achte besonders auf das spektakuläre Schlussbild des zweiten Teils). Dabei bleibt die Handlung allerdings stets konsequent - nur am Schluss gerät sie etwas ins Holpern und Pavese versäumt es, die auf den letzten Seiten geschaffenen Beziehungsprobleme noch aufzulösen. Die allerletzte Seite ist allerdings sehr schön und ein würdiger Abschluss für das Werk.
Interessant ist noch das Hineinwachsen Siegnalds in die ungewohnte Heldenrolle: Tut er im zweiten Teil nichts anderes, als sich von seinen tierischen Freunden helfen zu lassen, meistert er im dritten Teil gefährliche Situationen alleine und ebenso bravourös.
Die zweite Hälfte des Bandes wird durch "Tips für Taucher" eingeläutet, eine Geschichte mit großartigen Zeichnungen von Cavazzano, die hier allerdings ziemlich verschwendet sind. Micky, Minni, Goofy und Muck (nein, Mack nicht) machen Urlaub am Meer. Weil die anderen aus verschiedenen Gründen tauchen wollen und Micky gerade *zufällig* - hust, hust - einen Tauchkurs belegt hat, zeigt er ihnen ausgesprochen oberlehrerhaft, wie man taucht. Richtig, das ist eine pädagogische Geschichte, was ich von vornherein nicht mag - und vor allem dann nicht, wenn die gebotenen Informationen so wie hier auch noch fälahafft, pardon, fehlerhaft sind. Die Möchtegernkriminalhandlung um Kater Karlo und Trudi, die glauben, die Mäuse würden nach versunkenen Schätzen suchen, kann einem nur ein müdes Lächeln entlocken, und dass die beiden Gauner, obwohl sie diesmal kein Verbrechen im engeren Sinne begangen haben, zum Schluss extrem schlecht wegkommen müssen, worüber sich Micky auch noch diebisch freut, macht es nicht besser. Bei solchen Geschichten kann ich das Vorurteil, die italienische Maus sei ein langweiliger Besserwisser, plötzlich verstehen.
"Der Weltraum-Wettkampf" ist wieder von Cavazzano gezeichnet worden, diesmal aber auch geschrieben. Während die Zeichnungen hier absolut fantastisch und fast noch besser als in der letzten Geschichte sind, kann man das von der Story nicht behaupten - die ist ein solider, aber unorigineller Dagobert-Klever-Wirtschaftskampf. Als Autor ist Cavazzano offensichtlich kein solcher Garant für Großartiges wie als Zeichner, obwohl ihm auch in diesem Bereich ein Meisterwerk gelungen ist: "Cusubluncu".
Wir nähern uns dem Ende. Die letzte echte Geschichte des Bandes heißt "Der verschwundene Regisseur". Darin geht es um einen Regisseur - welche Überraschung - namens Alfred Mitchcock, der - noch größere Überraschung - verschwunden ist und gefunden werden muss. Die Kriminalhandlung ist zu Beginn durchaus spannend, aber der Bösewicht wird viel zu einfach besiegt, zudem ist seine Identität alles andere als überraschend. Aber das ist sowieso nur ein Vorwand, um drei "Mitchcock"-Filme zu zeigen, die selbstverständlich Parodien auf Hitchcock-Filme sind und insgesamt 24 von 54 Seiten ausmachen, Übergangsseiten und Einzelbilder nicht mitgerechnet. In diesen Filmen hat das Autorenstudio die Möglichkeit, die festgelegten Rollen der Figuren zu durchbrechen und so für einzigartige Wendungen zu sorgen: So soll Micky im zweiten Film rätselhafte Vorgänge in einem Internat aufklären, zum Schluss stellt sich heraus, dass
Man kennt Giulio Chierchinis zweireihige Airbrush-Geschichten, die vorzugsweise von seinen haarsträubenden Erfindungen Bubble Billy und El Dorado handeln. "Das kann ich auch", dachte sich Sergio Asteriti offenbar und fertigte umgehend einen Vierseiter in dieser Machart an: "Urlaub in Venedig". Das Ergebnis wirkt noch befremdlicher als bei Chierchini: Asteritis vertraut knollige Figuren wirken wie Fremdkörper vor einem völlig anders gezeichneten und kolorierten Hintergrund, der jedoch sehr schön ist und die Story zumindest betrachtenswert macht. Eine wirkliche Geschichte kann man auf so geringem Platz - und bei so großen Panels - sowieso nicht erzählen.
Alles in allem, ein guter Band - ein wirklicher Kracher ist zwar nicht dabei, auch nicht "Der magische Ring", aber insgesamt ist die Zusammenstellung schön und heutigen Bänden haushoch überlegen. Meine Reihung:
1. Der magische Ring
2. Der verschwundene Regisseur
3. Der Weltraum-Wettkampf
4. Tips für Taucher
5. Urlaub in Venedig
Los geht es mit "Der magische Ring". Mit 104 Seiten nimmt die Titelgeschichte fast die Hälfte des Bandes ein. Wenn so etwas heute passiert - zuletzt in LTB 452 -, ist das eine Riesensensation, aber damals war es gar nichts allzu Ungewöhnliches. Jedenfalls, "Der magische Ring" ist eine sehr freie Adaption von Wagners "Ring der Nibelungen", geschrieben von Osvaldo Pavese, gezeichnet von Guido Salat - nein, liebe AutoKorrektur, von Guido Scala. Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert, die verrückterweise vollständig (!), ohne Weglassen der Titelseiten des 2. und 3. Teils (!!) und sogar mit Zwischentiteln (!!!) abgedruckt sind. Die drei Sinneinheiten, in die ich die Geschichte einteilen würde, decken sich jedoch nicht mit den tatsächlichen Teilen:
1. Sinneinheit: Bedrohung von "Dagowotans" Gold durch die panzerknackerartigen "Diebelungen" (1. Teil, S. 5-29)
2. Sinneinheit: Inbesitznahme des Goldes durch den Drachen "Lindi Langzung" und Kampf gegen ihn (1.-2. Teil, S. 30-62)
3. Sinneinheit: Bestreben von "Kriemundel" unter Mithilfe von Mime, das Gold zu einem Ring zu schmelzen und damit die Weltherrschaft zu erlangen (2.-3. Teil, S. 63-108)
Die Geschichte ist nicht so sehr auf Spannung ausgerichtet. Die Geschichtchen um die Riesen "Flaffer" und "Fluffer" ( laut AutoKorrektur Flagge und Fluggerät), um "Siegnald", Dagowotans Familie oder die Walküren samt dem Jolly Jumper geistesverwandten Pferd "Klagung" sind eher unterhaltsam als spannend, der große Kampf um den Ring nicht mehr als amüsant. Viel mehr geht es um Atmosphäre. Zum einen sorgt die Länge der Geschichte dafür, dass man richtig in der dargebotenen Welt versinken kann, weil immer wieder neue Figuren und Konstellationen auftreten, zum anderen Scala, der die Gesichter der Enten zwar grauenhaft, die Landschaften und Hintergründe aber wunderbar zeichnet (man achte besonders auf das spektakuläre Schlussbild des zweiten Teils). Dabei bleibt die Handlung allerdings stets konsequent - nur am Schluss gerät sie etwas ins Holpern und Pavese versäumt es, die auf den letzten Seiten geschaffenen Beziehungsprobleme noch aufzulösen. Die allerletzte Seite ist allerdings sehr schön und ein würdiger Abschluss für das Werk.
Interessant ist noch das Hineinwachsen Siegnalds in die ungewohnte Heldenrolle: Tut er im zweiten Teil nichts anderes, als sich von seinen tierischen Freunden helfen zu lassen, meistert er im dritten Teil gefährliche Situationen alleine und ebenso bravourös.
Die zweite Hälfte des Bandes wird durch "Tips für Taucher" eingeläutet, eine Geschichte mit großartigen Zeichnungen von Cavazzano, die hier allerdings ziemlich verschwendet sind. Micky, Minni, Goofy und Muck (nein, Mack nicht) machen Urlaub am Meer. Weil die anderen aus verschiedenen Gründen tauchen wollen und Micky gerade *zufällig* - hust, hust - einen Tauchkurs belegt hat, zeigt er ihnen ausgesprochen oberlehrerhaft, wie man taucht. Richtig, das ist eine pädagogische Geschichte, was ich von vornherein nicht mag - und vor allem dann nicht, wenn die gebotenen Informationen so wie hier auch noch fälahafft, pardon, fehlerhaft sind. Die Möchtegernkriminalhandlung um Kater Karlo und Trudi, die glauben, die Mäuse würden nach versunkenen Schätzen suchen, kann einem nur ein müdes Lächeln entlocken, und dass die beiden Gauner, obwohl sie diesmal kein Verbrechen im engeren Sinne begangen haben, zum Schluss extrem schlecht wegkommen müssen, worüber sich Micky auch noch diebisch freut, macht es nicht besser. Bei solchen Geschichten kann ich das Vorurteil, die italienische Maus sei ein langweiliger Besserwisser, plötzlich verstehen.
"Der Weltraum-Wettkampf" ist wieder von Cavazzano gezeichnet worden, diesmal aber auch geschrieben. Während die Zeichnungen hier absolut fantastisch und fast noch besser als in der letzten Geschichte sind, kann man das von der Story nicht behaupten - die ist ein solider, aber unorigineller Dagobert-Klever-Wirtschaftskampf. Als Autor ist Cavazzano offensichtlich kein solcher Garant für Großartiges wie als Zeichner, obwohl ihm auch in diesem Bereich ein Meisterwerk gelungen ist: "Cusubluncu".
Wir nähern uns dem Ende. Die letzte echte Geschichte des Bandes heißt "Der verschwundene Regisseur". Darin geht es um einen Regisseur - welche Überraschung - namens Alfred Mitchcock, der - noch größere Überraschung - verschwunden ist und gefunden werden muss. Die Kriminalhandlung ist zu Beginn durchaus spannend, aber der Bösewicht wird viel zu einfach besiegt, zudem ist seine Identität alles andere als überraschend. Aber das ist sowieso nur ein Vorwand, um drei "Mitchcock"-Filme zu zeigen, die selbstverständlich Parodien auf Hitchcock-Filme sind und insgesamt 24 von 54 Seiten ausmachen, Übergangsseiten und Einzelbilder nicht mitgerechnet. In diesen Filmen hat das Autorenstudio die Möglichkeit, die festgelegten Rollen der Figuren zu durchbrechen und so für einzigartige Wendungen zu sorgen: So soll Micky im zweiten Film rätselhafte Vorgänge in einem Internat aufklären, zum Schluss stellt sich heraus, dass
Spoiler:
Als Kriminalstory also eher langweilig, als Experiment aber faszinierend.Man kennt Giulio Chierchinis zweireihige Airbrush-Geschichten, die vorzugsweise von seinen haarsträubenden Erfindungen Bubble Billy und El Dorado handeln. "Das kann ich auch", dachte sich Sergio Asteriti offenbar und fertigte umgehend einen Vierseiter in dieser Machart an: "Urlaub in Venedig". Das Ergebnis wirkt noch befremdlicher als bei Chierchini: Asteritis vertraut knollige Figuren wirken wie Fremdkörper vor einem völlig anders gezeichneten und kolorierten Hintergrund, der jedoch sehr schön ist und die Story zumindest betrachtenswert macht. Eine wirkliche Geschichte kann man auf so geringem Platz - und bei so großen Panels - sowieso nicht erzählen.
Alles in allem, ein guter Band - ein wirklicher Kracher ist zwar nicht dabei, auch nicht "Der magische Ring", aber insgesamt ist die Zusammenstellung schön und heutigen Bänden haushoch überlegen. Meine Reihung:
1. Der magische Ring
2. Der verschwundene Regisseur
3. Der Weltraum-Wettkampf
4. Tips für Taucher
5. Urlaub in Venedig