Nachdem ich das Buch nun gelesen hab, wundere ich mich nach meiner doch recht langen LTB-Abstinenz, dass immer noch der Titelpfuscher am Werk ist. Jetzt mal ernsthaft, der schmiert das "Teil 1" beim "Odem von Orkus" lieber in seinem hässlichen Font unten in die Ecke, als es in das dafür vorgesehene Textfeld zu schreiben, was jetzt unnötigerweise leer in der Ecke rumschwebt. Das nicht zu sehen und diese Schriftart ansprechend zu finden zeugt doch schon von massiver Geschmacksverirrung.
Dazu noch die unnötige Einteilung im Inhaltsverzeichnis und die komischen Eiszapfen auf dem Cover laden eigentlich nicht zum lesen ein. Von der bei mir Kopfschmerzen verursachenden dreifach-Alliteration die "Arktis-Affäre Annabelle" und dem Neologismus "Wirrfahrt" (oder gibt es das Wort? Ich hab es auf jeden Fall noch nie gehört...) ganz zu schweigen...
Nicht Kopfschmerzen verursachend sondern eher ein lächeln aufs Gesicht zaubernd ist da die erste Geschichte dieses Bandes,
"Verschollen im ewigen Eis". Peter Snejberg liefert hier eine grundsolide Abenteuergeschichte ab. Dass Donald und Dagobert hier so gut funktionieren fand ich als Martina-Liebhaber etwas komisch (wie die beiden sich in der von De Vita gezeichneten Story "Der Millionentaler" (I TL 1029-1) behandeln finde ich deutlich ansprechender), aber damit kommt man schon klar, insbesondere weil dieser Comic so viel anderes in petto hat. Die ersten Sätze referieren zum Beispiel direkt den häufigen Anfang von Abenteuergeschichten im Geldspeicher, was ja spätestens seit Romano Scarpa ("Admudsens Talisman") und Don Rosa (zahlreiche SLsM-Zusatzgeschichten) ein oftbenutzter Griff ist. Cavazzanos Zeichnungen gefallen mir zuhause im Geldspeicher eher weniger und wirken selten hässlich koloriert in einem komischen Gelbfarbton. Im Eis sind seine Zeichnungen dann aber hingegen überdurchschnittlich, das Schiff und das Panel wo der Panzerknacker ins Meer fällt haben mich sehr an Paolo Motturas Moby Duck-Zeichnungen erinnert und das Eis an Cavazzanos Tor Korgat. Ansonsten solide erzählt, wie ja Enti und Spekulatius schon herausgearbeitet haben. Woher will letzterer eigentlich wissen, dass die Übersetzung von Daibi ist?
Weiter gehts mit einem Casty/De Vita, eine Konstellation, die verständlicherweise bei Fans immer gern gesehen ist. Die Zeichnungen "des vom Leben" wirken wie so oft klinisch rein, was nichts schlechtes ist, sie sind halt einfach, aber sehr, sehr gut. Casty holt mal wieder einige seiner Erzähltechniken heraus, für die er ja so bekannt ist, zum Beispiel die Hand von Hunter, die sich ganz unheimlich über Micky legt, und das dann als kleiner Cliffhanger offengelassen wird. Ebenso wie Enti hielt ich Greta im Prolog für Minnie. Etwas unrealistisch ist der Resonator zwar, aber für die nette Actionsequenzen reicht es mir eigentlich als Plotdriver. Ich finde es auch immer lustig, wenn Micky bei Casty etwas peinliches oder lustiges passiert, er wirkt dann immer so... verlegen. Ach ja, Spectaculus, wieso bezeichnet du eigentlich des öfteren mal Disney-Comicfiguren als attraktiv?
"Ein hartnäckiger Verehrer" bin ich von Silvia Gianittis Schreib- und Massimo Asaros Zeichenkünsten nicht. Die Geschichte ist belanglos und platt, Asaros Zeichnungen sehen aus wie eine Melange aus Panaro dem Jüngeren und Amendola dem Schrecklichen. Kein Wunder, dass sie im Topolino als letztes oder vorletztes vor dem Schluss gedruckt wurde...
Ein
"Steinharter Brocken" ist auch die gleichnamige Geschichte von Bruno Concina und Luciano Gatto. Beide sind ja bekanntlich recht durchwachsen und die Qualität von Gattos Zeichnungen und Concinas Plots ändert sich achterbahnmäßig. Die Story ist langweilig, banal und an den Haaren herbeigezogen. Vor allem stört mich aber, dass sie einfach viel zu lang ist. Zuerst wird unglaublich lange nach dem "unnahbaren Milliardär", wie die Geschichte im original hieß (wenigstens in der Namensgebung dieses Comics ist die deutsche Übersetzung dem Original vorraus und deutlich humoristischer), gejagt, und gegen Ende wird gehetzt eine völlig unrealistische Lösung gefunden. Als ob der Milliardär so schnell seine Meinung über die beiden dusseligen Neffen ändert und sie auf einmal lustig findet. Übrigens, dass Dagobert komischerweise so viel Geld ausgibt, nur um einen Deal an Land zu ziehen, hat Donald ja schon in der Geschichte herausgestellt. Ziemlich lächerlich, wenn ihr mich fragt, das ist ja so, als würde man in einem Comicbuch mit drei guten Geschichten, den Rest nur mit schlechtem Material auffüllen, damit die drei Guten noch mehr scheinen... Moment...
Heiße Luft ist, wie Enti ja bereits sagte auch
"Genie im Schnee". Als ob die Agenten der Organisation so dumm sind, das nicht merken und sich dann noch ohne Einwände festnehmen lassen. Wenigstens Pastrovicchios Zeichnungen sind meisterhaft dynamisch und lassen einen die Actionsequenz am Anfang mögen.
Weiter zu Panaro der Ersten und Gatto der Zweiten. Na das kann ja heiter werden.
"Der Klub der Intelligenzler" ist wahrscheinlich die drittbeste schlechte Geschichte in diesem Band. Eine Lampe, die Intelligenz entzieht? "N' Please!" Gattos kahle Zeichnungen passen zu der winterlichen Landschaft, naja, für schöne Winterszenarien haben wir ja schon Cavazzano... Die Detektivgeschichte mit Donald und Primus ist aber ganz unterhaltsam. Davon abgesehen muss Donald mal wieder den hilflosen Tollpatsch spielen. Und da wären wir wieder bei Martina, denn während bei diesem Donald mal ein bisschen Rückgrat zeigt, entschuldigt sich dieser hier einfach und lässt die bösen Wörter der feinen und schlauen Herren einfach so über sich hergehen. Tut mir leid, aber das finde ich einfach nicht unterhaltsam.
"Ein Heißsporn kriegt kalte Füße" gefällt mir da schon besser. Man merkt bei Vito Stabile wirklich, dass er, wie Lavaking es mal ausdrückte "einer von uns" ist, also ein Fan, der es geschafft hat seine eigenen Visionen von den Ducks ins Topolino zu kriegen. Humoristisch erzählt mit einem sehr sympathisch charakterisierten Donald (ja, wenn es gut ist, muss Donald nicht der Choleriker von Martina sein), der "drolligen Dolly" und dem charmanten Benjamin. Carlo Limido zeigt zudem Sinn für Ästhetik und Dynamik, auch wenn ich seine Proportionen teilweise etwas ungelenk wirken. Auf S. 161 im oberen rechten Panel zum Beispiel sieht es so aus als würde Donald in der Ecke liegt, obwohl er einfach nur aufspringt. Daisys Cameos sind wie in der ersten Geschichte nett, und Dollys Darstellung als ein abenteuerlustiges Mittelklassenmädchen (wie es ja auch ursprünglich von Scarpa gedacht war, siehe "Und dann kam Dolly" (I TL 577-A)) ist sehr gut getroffen. Auf der einen Seite die Affen vor dem Rummelplatzbesitzer retten wollen, aber dann ist Donald selber schuld "wenn er sich in dieses Millieu begibt". Übringens finde ich, hätte man den Rummelplatz auch "Luna Park" nennen können, so hieß das ja früher in LTBs immer. Da kommt bei mir immer so ein Jugoslawien-Feeling hoch. Was mir auch noch aufgefallen ist, wie Daisy aufschreit, als Donalds Krawatte verrutscht ist. Man sieht ja den hinteren Strang ebendieser in dem Panel davor. Das man das auch zeigt ist in der Community der klassischen Herrenmode momentan recht beliebt und bekannt als
"Sprezzatura" bekannt (
hier ein Beispiel mit der Krawatte), ein Wort, dass von Italienern geprägt wurde und auch mittlerweile in der Szene etwas verrufen ist, weil es halt jeder macht. Vielleicht überanalysiere ich das jetzt, aber es wäre doch eine nette Anspielung, wenn Stabile und Limido sich für den klassichen italienischen Kleidungsstil interessieren... Wie dem auch sei, der Cliffhanger lässt ja einiges offen, aber leider ist da ja seit Januar 2017 nichts mehr in der Reihe gekommen. Aber hoffen kann man ja!
Auf Rudy Salvagnini kann man sich ja die meiste Zeit verlassen, dass er eine ordentliche Story zusammenzimmert. Der Herr hat ja in seiner ersten Geschichte "Der Finanzberater" (I TL 1225-C) schon eine Anspielung an Barks versteckt (er beschwert sich, nur "ein armer alter Mann" zu sein...),
"Das Ganovenhandbuch" ist zwar deutlich besser als die anderen eher mittelmäßig bis schlechten Geschichten dieses Bandes, komt aber nicht an Salvagninis Meisterwerke heran. Trotzdem sind die kleinen Eskapaden von Karlo und Schnauz sehr unterhaltsam und von Altmeister Asteriti atemberaubend artistisch artikuliert... ok, sorry. Aber Ernst beiseite, mir gefällt Entenhausen bei Nacht von Asteriti, hat mich irgendwie an die frühen PK-Geschichten von Carpi erinnert. Die Mülleimer zum Beispiel. Humoristische Geschichte, nur die Pointe am Schluss fiel dann doch etwas platt aus.
"Held und Helfer", der zweite Panaro dieses Buchs hat mir erstaunlicherweise auch ganz gut gefallen, und dass obwohl ich Panaros kurzen Humorgeschichten sonst wenig abgewinnen kann. Ich fand die Story ganz nett gemacht, mit dem tollpatschigen Journalisten Ben, der recht sympathisch rüberkommt, auch wenn er etwas dämlich ist. Trotzdem täuscht das nicht darüber hinweg, dass es sich hier um Füllmaterial handelt... Barrozis standardhaftige Zeichnungen helfen da nicht unbedingt.
Durch
"Koloss auf Kufen" musste ich mich dann wieder durchkämpfen. Für mich als nicht-Eishockeyfan langweilig und -atmig. Miguels Zeichnungen sehen auch irgendwie zu standardmäßig und... vierreihig aus. Wieso produziert man solche Geschichten? Ein Roboter, der so unrealistische Proportionen hat, dass es beim lesen wehtut und dem die Fans das auch noch abkaufen... Ich bitte dich Snjejberg, du hast doch mit deiner ersten Story dieses Bandes gezeigt, was du draufhast! Es hätte mich im Übrigen auch nicht gewundert, wenn auf einmal Kaschperl durch diese Story gehüpft wäre...
Wie ja schon angedeutet fand ich nur die ersten beiden und die "Detective Donald"-Geschichte gut, der Rest war mittelmäßig bis schlecht. Gundel und Concina (von dem man ja eigentlich echt besseres gewohnt ist) vor allem...
Trotzdem hat es sich gelohnt den Band zu kaufen. Ich freue mich schon auf 517, wenn ich den endlich mal irgendwo finde.