10.12.2019, 20:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.12.2019, 22:29 von Dümpelfried.)
Da ich vor knapp 3 Monaten mein eigenes, unpubliziertes, Buch "Der Stammbaum der Ducks*" geschrieben habe, möchte ich auch euch an einem Ausschnitt dieses Werkes teilhaben lassen. Den dritten Teil gibt es nur im Buch
Ich bin kein Autor, oder gar Experte auf diesem Gebiet. Trotzdem hoffe ich, dass euch der Text einigermaßen zusagt.
*Damit ist nicht die Egmont Ehapa Publikation gemeint, logischerweise. Bei grösserem Interesse: https://www.youtube.com/watch?v=HQHPPmaXWZ0&t=14s
Sprachvergleich Fuchs – Barks Teil 1
In diesem abschließenden Artikel möchte ich einige kleine und erfrischende Details ans Licht bringen. Vermutlich wird nicht ein jeder Barks Liebhaber die Comics im Original gelesen haben, weshalb ich hier einige der witzigsten, kuriosen und unverständlichsten Übersetzungen Erika Fuchs‘ zusammenstelle. Wünsche viel Spaß beim Durchlesen!
(Donald Duck Finds Pirate Gold – Piratengold)
Nicht nur redet Käpt’n Kakadu mit einem irischen Akzent, er ist auch deutlich rauer im Ton. Witzigerweise verwenden viele Engländer oder Amerikaner das Wörtchen „Slumgullion“ als Schimpfwort. Selbstredend meint unser lieber Kakadu eine Art wässrigen Eintopf. (Wie man da auf Buttersuppe kommt, ist fragwürdig). Ebenso die Aufforderung Donalds gegenüber seinen Neffe ist im Original deutlich harscher – es werden gleich die grossen Geschütze in Form von Chilli Schoten ausgefahren.
Deutsche Version
Englisches Original
(Tied-Down Tools – Kein deutscher Titel)
Ich gehe erstens nicht davon aus, dass Tick Trick und Track alle an Weihnachten Geburtstag haben, und zweitens appelliere ich am Verstand der guten Frau Fuchs. Die Geschichte weist nämlich deutlich auf, dass wir uns am Morgen des 24. Dezember befinden. (geschmückter Baum, Geschenke unter eben diesem Baum und das Wort “Santa“). Auch wenn es nur ein Einseiter ist, hätte man sich etwas mehr Gedanken beim Übersetzen des Textes machen können!
Deutsche Version
Englisches Original
(Land of the Pygmy Indians – Im Land der Zwergindianer)
Während Dagobert im Original von Rothäuten spricht, so wurde die deutsche Version komplett verharmlost. Carl Barks Vorliebe für rassistische Anspielungen in Disney Comics dürfte durchaus bekannt sein. (Schwarze Uhreinwohner mit sehr dicken Lippen). Klar, der Kontext bleibt erhalten, weshalb man daran auch nichts auszusetzen hat, aber für eine Art Winnetou-Parodie bevorzuge ich den englischen Text. Vor allem, weil nicht in einer einzigen Western Geschichte der 60er ein solches Wort zensiert wurde.
Deutsche Version
Englisches Original
(The screaming Cowboy – Der Schnee-Einsiedel)
Eigentlich kommt nun eine meiner Lieblings-Stellen im ganzen Barks Universum. Auf diesem Comics baut im Übrigen auch die Hymne der deutschen Donaldisten auf. Erst einmal soll gesagt sein, dass die Lyrics der Fuchs-Version um einiges dramatischer und poetischer aufgemacht sind. Hierbei bleibt dennoch eine Frage offen: Was hat “ screaming“ mit “ rührselig“ zu tun? – Richtig, gar nichts. Sinngemäß bedeutet der Barks Text so viel wie: “Oh, begrabe mich mit meiner zerschmetterten Gitarre! Mein Herz schreit nach dir!“. Punkt für Frau Fuchs.
Deutsche Version
Englisches Original
(Silent Night – Eine stille Nacht)
Donald und sein Nachbar Zorngiebel. Aber halt, da stimmt was nicht! Denn Zorngiebel ist nicht gleich Zorngiebel, sondern Nebelsiek (der Name ändert sich dauernd). Tick, Trick und Track beobachten Donald, wie er Hausfriedensbruch begeht und haben passende Worte parat. Nur, dass Barks vom zweiten Weltkrieg und Fuchs von einem schlichten Kampf berichtet. Im Original wird also übertrieben und die deutsche Version bleibt auf dem Boden der Tatsachen. Von Fuchs sind wir es ja so oder so gewöhnt, dass sie immer den pädagogischen Wert im Auge behielt. Ebenso wäre die Erwähnung eines erneuten Weltkriegs in einem deutschen Magazin eher unvorteilhaft.
Deutsche Version
Englisches Original
(Rival Boatmen – Munteres Bordleben)
Zum Abschluss eines meiner absoluten Lieblings-Panels in jeglicher Hinsicht auf die Übersetzung. Nicht nur der Donaldismus gerät anhand dieses Bildes an seine Grenzen, auch jegliche Logik wird diffamiert. Woher kennt Donald Barks? Warum weiß er, dass er sich in einem Comic befindet? Keiner wird eine Antwort darauf finden, was auch am besten so ist. Genialer Clou des Schöpfers und der Übersetzerin!
Deutsche Version
Englisches Original
Sprachvergleich Fuchs – Barks
Teil 2
Dieser Teil wird weniger Bilder und mehr Text enthalten, da es um die Umsetzung der Stimmlage einzelner Charaktere geht. Außerdem werden diese Fakten durch einige, nur in der deutschen Version vorhandene, Besonderheiten untermalt. Wie zum Beispiel Daniel Düsentriebs sozialem Status in Entenhausen oder Dagoberts nicht vorhandener Glatze.
Erika Fuchs und ihre Enten
“Ich war zuerst auch überzeugt, dass in Deutschland so etwas nicht gelesen wird. Da habe ich mich natürlich sehr getäuscht. Ich habe mir dann sagen lassen, welche Umsätze diese Heftchen in anderen Ländern haben und habe gefunden, dass es doch ganz gut ist, wenn das anständig übersetzt wird.“
Erika Fuchs bereicherte uns nicht nur mit der fast vollständigen Übertragung der Barks Comics, sondern auch mit ihrem großen Beitrag zur deutschen Sprache. Keine anderen Storys enthalten so viele schöne Zitate und Metaphern. Viele Leute, vor allem die Donaldisten, sind sogar der Meinung, dass die Übersetzung das Original übertrifft, was natürlich schwachsinnig ist. Allein schon, weil Frau Fuchs nicht übersetzte, sondern eine Art Neuschöpfung betrieb. So, zum Beispiel, liegt Entenhausen bei ihr definitiv in Deutschland, was sich durch die Namen diverser Orte und Läden offenbart. Auf einer Landkarte wird sogar der Bodensee vermerkt. Carl Barks hat aber Entenhausen offensichtlich in Amerika platziert. Des Weiteren wurden manchmal gar ganze Wortketten einfach zensiert oder ausgelassen, da Frau Fuchs die Comics als reine Kinder-Lektüre sah. “Christmas For Shacktown“ verdeutlicht das am besten:
Shacktown wird zu “Kummersdorf“.
Aus “those little squirts“, machte man einfach “die Kinder“.
Und “You old deadbeat“ wird erst gar nicht übersetzt. (Deadbeat bedeutet übrigens nicht viel mehr als “Versager“).
Nun aber zurück zu der Überschrift. Erika Fuchs und ihre Enten. Schauen wir uns die einzelnen Ausdrucksweisen der Ducks etwas genauer an. Den Anfang macht Dagobert: Früher hätte man seine Art zu Sprechen als etwas veraltet und durchaus eitel bezeichnet, heute reden höchstens erhabenere Menschen in dieser Form. Sehr gerne erinnert er sich an seine Kindheit zurück und berichtet davon mit Stolz. Genauso oft spricht Dagobert von “Unsereins“ oder “man“.
Zu seinen bekanntesten Zitaten zählen unter anderem “Es ist mir ein Hochgenuss, wie ein Seehund hinein zu springen und wie ein Maulwurf darin herumzuwühlen und es in die Luft zu schmeißen, dass es mir auf die Glatze prasselt.“ oder “Leute, die Geld ausgeben, verstehen nichts von den wahren Freuden eines Kapitalisten.“ Also quakt Dagobert in einem äußerst gehobenen Deutsch, wie es seiner auch würdig ist.
Donald hingegen pflegt eine durchaus gewöhnliche Umgangssprache, wie sie ein jeder in den 60ern nutzte. Keine überflüssigen Umschreibungen eines Wortes, sondern stumpfer Klartext. Oft macht unser Enterich auch einige etwas dümmliche Bemerkungen, obwohl er diese tatsächlich genauso meint. Auch seinen drei kleinen Neffen gegenüber nimmt er kein Blatt vor den Mund, denn die Gerte konnte Frau Fuchs nicht zensieren oder verbergen. Seinem Onkel gegenüber verändert sich der Vokabular schlagartig zu einem anfänglichen Schmeicheln, bis dann aber, nach einer Abweisung, ein Wutanfall obsiegt.
Manchmal (eigentlich recht oft) überkommen Donald sogar plötzliche Eingebungen der Philosophie und Dramaturgie. Wie bereits erläutert, zitierte Fuchs oft Dichter und Denker.
Ja, auch Dagobert zitiert dann und wann berühmte Schriftsteller, aber Donald wurden die meisten Sprüche in den Schnabel gelegt. Man könnte noch einige Seiten nur mit den Zitaten füllen. Dieser Ansatz verleiht den Übersetzungen einen wunderbaren Flair, welcher bei Barks beispielsweise nicht vorhanden ist. Donalds nebenläufige Poesieausbrüche und ironischen Witzeleien machen ihn höchst wahrscheinlich zu der beliebtesten Comic Figur des Barks Universums. Selbstredend hat er dutzende weitere Eigenschaften, welche ihn an uns binden, aber Frau Fuchs‘ Übersetzung ist kein minderer Teil davon.
Alle guten Dinge sind drei. Wortwörtlich. So sind wir nun bei den drei spitzbübischen Neffen angelangt: Tick, Trick und Track geben sich die Ehre! Sie sind reinweg die einzig, intelligent und menschlich denkenden Charaktere in ganz Entenhausen. Auch wenn die Drillinge das ein oder andere Mal die Schule schwänzen oder ihren Onkel zur Weißglut bringen, ist ihr Sinn für Gerechtigkeit unschlagbar. Doch was ist mit der Sprache der Jungs? Erika Fuchs erzählte einst in einem Interview, dass sie sich abends an eine Pommesbude stellte und den Gesprächen Jugendlicher lauschte. Dabei ergaben sich völlig neue Wortschöpfungen, welche damals nur unter den Teenagern gesprochen wurden. Diese Kreationen trichterte sie dann Tick, Trick und Track ein, welche einen frechen, aufmüpfigen Ton haben sollten. (Natürlich nicht durchgehend, aber an vielen Punkten einer Geschichte). Nur eines vermag die Sprache umgehend zu ändern: Das Fähnlein Fieselschweif. Denn befinden die Drei sich im Dienst, so gehören korrekte Ausdrücke zur Tagesordnung. So schwören die Brüder auch gemeinsam: “Jawohl, lasst uns schwören! Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr! Jetzt und immer dar!“ – Überaus dichterisch. Um all dies zu verbildlichen folgt ein Panel, mit der seltsamsten Jugendsprache seit Jahrzehnten.
Wen gilt es nun noch zu erwähnen? Oma Duck gleicht Dagobert, Daisy ist gänzlich unwichtig für eine Analyse und Gustav Gans … der, ja den könnte man noch mit einbauen. Der unerträgliche Glückspilz und Cousin von Donald. Mit höchst arrogantem und herablassenden Ton behandelt dieser aufgemotzte Gockel seine Mitmenschen. Sätze wie “Das geht dich einen feuchten Staub an!“ sind dabei noch eher harmlos. Im Grunde ist Gustav jedem sofort unsympathisch und seine prahlerische Art und Weise zu reden, macht all das noch viel unerträglicher. Da sollten sich meine Augen abermals auf eine andere Person richten, welche weitaus mehr Verstand und vor allem Anstand besitzt.
Ach ja, dem Ingeniör ist nichts zu schwör! Immer wieder begegnet man diesem Satz, wenn man in besondere die Geschichten mit Daniel Düsentrieb durchblättert. Ein dusseliges Genie, welches seines gleichen sucht und nicht, wie in den lustigen Taschenbüchern, von Dagobert ausgenutzt wird. Zwar ist der berühmte Einzeiler keine Fuchssche Schöpfung, aber durch sie kam er definitiv ins Rampenlicht. (Düsentrieb hat ja nicht einmal viel mit einem Ingenieur zu tun). Die Familie Duck kommt immer in seine Tüftler-Bude, wenn sie entweder um Rat suchen oder gar eine Erfindung benötigen. Meist jedoch sind diese Erfindungen dann fehlerhaft und verursachen gegebenenfalls Schaden. Auch ihn darf man durchaus zu den eher vernünftigen Bewohner Entenhausens zählen, denn selbst sein Helferlein macht einen schlaueren Eindruck als Daisy oder Gustav.
Und wie hat der liebe Carl Barks all das vorgegeben? Kam er auch mit Sprüchen wie “Mein Gehirn käst.“?
Zynismus vom Feinsten – Carl Barks
I read some of my stories recently and thought, 'How in the hell did I get away with that?' I had some really raw cynicism in some of them.
Was gab das Original der nationalistischen, literarischen und zitatreichen Übersetzung von Frau Fuchs vor? Vorerst sei erwähnt, dass selbst die amerikanischen Ausgaben vorzensiert wurden, um dann in Deutschland abermals überarbeitet zu werden. Bei Barks stehen besonders umgangssprachliche Ausdrücke, Flüche, Schimpfworte, Sozialkritik und Ignoranz an der Tagesordnung. Sein Menschenbild war sehr düster und er hasste gar sein eigenes Heimatsland. Seine Mitbürger säßen alle vor den Bildschirmen und ließen sich von dem Gift, welches die Medien in die Welt setzen, berieseln. Aus diesem Grund tun seine Charaktere oft moralisch verwerfliche Dinge, wie in “High Wire Daredevils“ (dt. Auf dem hohen Seil [Oktober 1944]), als Donald und seinen Neffen angedroht wird, sie in den Tod stürzen zu lassen, sollten sie ihre Schulden nicht begleichen. Ähnliche Szenarien wie diese, finden sich in den ersten 10 Jahren seiner Arbeit immer wieder. Später dann, lässt Barks nach und seine Figuren werden allmählich netter und verlieren an Substanz. Eine weitere traurige Wahrheit ist, dass sich im Werk des Großmeisters keine richtige Liebe befindet. Jeder denkt ausschließlich nur an sich und tut nichts ohne Belohnung. Ausnahmen sind Oma Duck und die Drillinge.
Mit diesem Wissen können wir nun die Stimmen der original Charaktere in Angriff nehmen, um zu ergründen, ob Frau Fuchs nicht doch ein etwas zu schönes Weltbild vermittelte.
In Donald Duck findet sich jeder wieder. Tatsächlich aber, basiert Donald voll und ganz auf dem Leben des Carl Barks. Bis dieser bei Disney anfing, machte er genauso viele Jobwechsel und Tiefen durch, weshalb der Erpel eine durchaus tragische Person darstellt. Mit eigenen Worten beschreibt Barks das alles so: „Donald habe ich immer am liebsten gezeichnet, denn mit ihm konnte man eine Menge anstellen. Jeder Mensch unterliegt Stimmungsschwankungen, und auch ich bin an einem Tag euphorisch, am anderen eher depressiv gestimmt. Und Donald ging es genauso. Die Geschichten, die ich für ihn schrieb, gingen mir am besten von der Hand, denn ihn konnte ich irgendwie fühlen, er war ein Stück von mir selbst und verhielt sich auch oft so, wie ich es tue … Mit Dagoberts Problemen hingegen hatte ich weniger zu tun.“ – Nur hoffe ich, dass die Ausdrucksweise des lieben Carl, nicht der Donalds glich. Denn ganz anders als in der deutschen Version, beschimpft Donald andere Leute schamlos. Beispiele für sein loses Mundwerk wären da der berühmte “Get away from me, hoe!“ Ausschnitt. Der Begriff “hoe“ ist aber hier zum Glück als Gartenhacke zu verstehen, dennoch ein amüsantes Wortspiel. Dr. Fuchs übertrug dies mit: “Fahr‘ dahin abscheuliches Gerät.“, wieder einmal höchst altertümlich. Donald und seine Verwandten plaudern in einem sehr extremen Slang, welcher sich besonders durch redensartliche Ausdrücke bemerkbar macht.
« Hya Donald, ol‘ boy, ol‘ boy, ol’ boy !» → « Tag, Donald, alter Freund und Kupferstecher!»
« Great suffering sawfish ! » → « Heiliges Kanonenrohr! »
« A trifling sum ! » → « Nur ein Pappenstiel! »
Diese Sätze verdeutlichen, wie allgemein die Figuren sprechen. Gustav, Donald, Daisy und viele mehr reden auf diese Weise. Tick, Trick und Track haben einen ähnlichen Stil, verwenden aber freundlicherweise etwas weniger Schimpfwörter. Dagobert aber, haut oftmals sonderliche Wortkombinationen raus, welche allein auf seine Persönlichkeit abgestimmt sind:
« Great Gushing Goldmines! » → « Schockschwerenot! »
« Heavens to Betsy! » → « Oh Schreck, lass nach! »
Bei beiden wäre eine eins zu eins Übersetzung wesentlich witziger gewesen, leider ist das fast unmöglich umzusetzen. Fuchs hatte so oder so Probleme mit vielen der amerikanischen Redensarten. Dutzende davon blieben komplett unübersetzt und wurden durch gewöhnliche Sätze ausgetauscht. Differenzen zeigen sich auch bei dem Umgang der einzelnen Charaktere untereinander – ja, auch das kann man mit einer Übersetzung beeinflussen. Der beste Beweis dafür ist wohl Gyro Gearloose, welcher bei Barks keineswegs ein geachteter
Ingenieur, sondern eher ein beim Vornamen genannter Bastler ist. Seine Kunden bringen ihm zwar oft den nötigen Respekt entgegen, achten den Erfinder aber nicht so, wie sie es bei Fuchs tun. Gehen wir nun zu Dagobert über, welcher im Deutschen seine Münzen liebend gern auf seine Glatze prasseln lässt. Diese ist aber im Original nicht vorhanden und da Dagobert meiner Meinung nach einen kleinen Büschel Haare besitzt, macht es auch keinen Sinn. Die Entscheidung, welche Version besser ist, bleibt dem Leser überlassen. Meiner Meinung nach, hat Frau Fuchs hier den ursprünglichen Text optimiert. Unter dem Strich kann man sagen, dass Mr. Barks sich sehr nach der damaligen Umgangssprache orientierte, währenddessen Fuchs die Enten mit ungewöhnlichen, betont vornehmen und gezierten Redensarten vokalisierte. Ganz gut umgesetzt wurden die lautmalerischen Begriffe. RAP! RAP! – POCH POCH!
Probleme bei der Übersetzung
1. Zwangsweises Weglassen von ganzen Seiten und Bildern Aufgrund der übermässigen vulgären Sprache in den amerikanischen Storys, waren der Verlag und Erika Fuchs dazu gezwungen, die Sprechblasen kindsgerecht anzupassen. Am extremsten ist diese Zensur in den Geschichten “Friedliche Ferien“, “Der goldene Helm“ und “Weihnachten für Kummersdorf“ zu sehen. Es wurden jeweils zwei ganze Seiten entfernt. Am aller schlimmsten ist es aber in “Jagd nach der roten Magenta“, diese Story wurde so verkleinert, dass die Erzählung vollends verfälscht wurde.
2. Problematik mit amerikanischen Festtagen Viele der amerikanische Bräuche und Feste waren damals noch völliges Neuland. So etwas wie Thanksgiving oder Halloween war gänzlich unbekannt. So blieben einige dieser Storys für eine beachtlich lange Zeit unübersetzt. In “Spendieren oder schikanieren“ macht Fuchs aus Halloween “Walpurgisnacht“. Wohl wegen den anfänglichen Szenen mit der Hexe Hicksi. Und beim Erntedankfest macht sie aus einem Truthahn ein Füllhorn … (?)
3. Allgemein falsche Wiedergabe der barkschen Intention Der letzte und wichtigste Punkt, behandelt wieder die dunkle Seite des Carl Barks, welcher sein eigenes Volk auf den Arm nahm. Sein pessimistisches, zynisches Verhalten und die Verzweiflung am menschlichen Verstand, wird in der deutschen Version unvorstellbar harsch unterdrückt. Entenhausen liegt ja laut Fuchs nicht in Amerika, sondern in Deutschland. So änderte sie alle benachbarten Staaten und Orte ab, sogar die Währung wandelte die Doktorin in “Taler“ um.
Schlussendlich ist alles gut, so wie es ist. Erika Fuchs hat die unsrige Sprache hervorragend eingesetzt und der “gute Zeichner“ Barks übergab ihr eine Welt voller Misstrauen, Sarkasmus, aber auch Freundschaft und Versöhnung.
Ich bin kein Autor, oder gar Experte auf diesem Gebiet. Trotzdem hoffe ich, dass euch der Text einigermaßen zusagt.
*Damit ist nicht die Egmont Ehapa Publikation gemeint, logischerweise. Bei grösserem Interesse: https://www.youtube.com/watch?v=HQHPPmaXWZ0&t=14s
Sprachvergleich Fuchs – Barks Teil 1
In diesem abschließenden Artikel möchte ich einige kleine und erfrischende Details ans Licht bringen. Vermutlich wird nicht ein jeder Barks Liebhaber die Comics im Original gelesen haben, weshalb ich hier einige der witzigsten, kuriosen und unverständlichsten Übersetzungen Erika Fuchs‘ zusammenstelle. Wünsche viel Spaß beim Durchlesen!
(Donald Duck Finds Pirate Gold – Piratengold)
Nicht nur redet Käpt’n Kakadu mit einem irischen Akzent, er ist auch deutlich rauer im Ton. Witzigerweise verwenden viele Engländer oder Amerikaner das Wörtchen „Slumgullion“ als Schimpfwort. Selbstredend meint unser lieber Kakadu eine Art wässrigen Eintopf. (Wie man da auf Buttersuppe kommt, ist fragwürdig). Ebenso die Aufforderung Donalds gegenüber seinen Neffe ist im Original deutlich harscher – es werden gleich die grossen Geschütze in Form von Chilli Schoten ausgefahren.
Deutsche Version
Englisches Original
(Tied-Down Tools – Kein deutscher Titel)
Ich gehe erstens nicht davon aus, dass Tick Trick und Track alle an Weihnachten Geburtstag haben, und zweitens appelliere ich am Verstand der guten Frau Fuchs. Die Geschichte weist nämlich deutlich auf, dass wir uns am Morgen des 24. Dezember befinden. (geschmückter Baum, Geschenke unter eben diesem Baum und das Wort “Santa“). Auch wenn es nur ein Einseiter ist, hätte man sich etwas mehr Gedanken beim Übersetzen des Textes machen können!
Deutsche Version
Englisches Original
(Land of the Pygmy Indians – Im Land der Zwergindianer)
Während Dagobert im Original von Rothäuten spricht, so wurde die deutsche Version komplett verharmlost. Carl Barks Vorliebe für rassistische Anspielungen in Disney Comics dürfte durchaus bekannt sein. (Schwarze Uhreinwohner mit sehr dicken Lippen). Klar, der Kontext bleibt erhalten, weshalb man daran auch nichts auszusetzen hat, aber für eine Art Winnetou-Parodie bevorzuge ich den englischen Text. Vor allem, weil nicht in einer einzigen Western Geschichte der 60er ein solches Wort zensiert wurde.
Deutsche Version
Englisches Original
(The screaming Cowboy – Der Schnee-Einsiedel)
Eigentlich kommt nun eine meiner Lieblings-Stellen im ganzen Barks Universum. Auf diesem Comics baut im Übrigen auch die Hymne der deutschen Donaldisten auf. Erst einmal soll gesagt sein, dass die Lyrics der Fuchs-Version um einiges dramatischer und poetischer aufgemacht sind. Hierbei bleibt dennoch eine Frage offen: Was hat “ screaming“ mit “ rührselig“ zu tun? – Richtig, gar nichts. Sinngemäß bedeutet der Barks Text so viel wie: “Oh, begrabe mich mit meiner zerschmetterten Gitarre! Mein Herz schreit nach dir!“. Punkt für Frau Fuchs.
Deutsche Version
Englisches Original
(Silent Night – Eine stille Nacht)
Donald und sein Nachbar Zorngiebel. Aber halt, da stimmt was nicht! Denn Zorngiebel ist nicht gleich Zorngiebel, sondern Nebelsiek (der Name ändert sich dauernd). Tick, Trick und Track beobachten Donald, wie er Hausfriedensbruch begeht und haben passende Worte parat. Nur, dass Barks vom zweiten Weltkrieg und Fuchs von einem schlichten Kampf berichtet. Im Original wird also übertrieben und die deutsche Version bleibt auf dem Boden der Tatsachen. Von Fuchs sind wir es ja so oder so gewöhnt, dass sie immer den pädagogischen Wert im Auge behielt. Ebenso wäre die Erwähnung eines erneuten Weltkriegs in einem deutschen Magazin eher unvorteilhaft.
Deutsche Version
Englisches Original
(Rival Boatmen – Munteres Bordleben)
Zum Abschluss eines meiner absoluten Lieblings-Panels in jeglicher Hinsicht auf die Übersetzung. Nicht nur der Donaldismus gerät anhand dieses Bildes an seine Grenzen, auch jegliche Logik wird diffamiert. Woher kennt Donald Barks? Warum weiß er, dass er sich in einem Comic befindet? Keiner wird eine Antwort darauf finden, was auch am besten so ist. Genialer Clou des Schöpfers und der Übersetzerin!
Deutsche Version
Englisches Original
Sprachvergleich Fuchs – Barks
Teil 2
Dieser Teil wird weniger Bilder und mehr Text enthalten, da es um die Umsetzung der Stimmlage einzelner Charaktere geht. Außerdem werden diese Fakten durch einige, nur in der deutschen Version vorhandene, Besonderheiten untermalt. Wie zum Beispiel Daniel Düsentriebs sozialem Status in Entenhausen oder Dagoberts nicht vorhandener Glatze.
Erika Fuchs und ihre Enten
“Ich war zuerst auch überzeugt, dass in Deutschland so etwas nicht gelesen wird. Da habe ich mich natürlich sehr getäuscht. Ich habe mir dann sagen lassen, welche Umsätze diese Heftchen in anderen Ländern haben und habe gefunden, dass es doch ganz gut ist, wenn das anständig übersetzt wird.“
Erika Fuchs bereicherte uns nicht nur mit der fast vollständigen Übertragung der Barks Comics, sondern auch mit ihrem großen Beitrag zur deutschen Sprache. Keine anderen Storys enthalten so viele schöne Zitate und Metaphern. Viele Leute, vor allem die Donaldisten, sind sogar der Meinung, dass die Übersetzung das Original übertrifft, was natürlich schwachsinnig ist. Allein schon, weil Frau Fuchs nicht übersetzte, sondern eine Art Neuschöpfung betrieb. So, zum Beispiel, liegt Entenhausen bei ihr definitiv in Deutschland, was sich durch die Namen diverser Orte und Läden offenbart. Auf einer Landkarte wird sogar der Bodensee vermerkt. Carl Barks hat aber Entenhausen offensichtlich in Amerika platziert. Des Weiteren wurden manchmal gar ganze Wortketten einfach zensiert oder ausgelassen, da Frau Fuchs die Comics als reine Kinder-Lektüre sah. “Christmas For Shacktown“ verdeutlicht das am besten:
Shacktown wird zu “Kummersdorf“.
Aus “those little squirts“, machte man einfach “die Kinder“.
Und “You old deadbeat“ wird erst gar nicht übersetzt. (Deadbeat bedeutet übrigens nicht viel mehr als “Versager“).
Nun aber zurück zu der Überschrift. Erika Fuchs und ihre Enten. Schauen wir uns die einzelnen Ausdrucksweisen der Ducks etwas genauer an. Den Anfang macht Dagobert: Früher hätte man seine Art zu Sprechen als etwas veraltet und durchaus eitel bezeichnet, heute reden höchstens erhabenere Menschen in dieser Form. Sehr gerne erinnert er sich an seine Kindheit zurück und berichtet davon mit Stolz. Genauso oft spricht Dagobert von “Unsereins“ oder “man“.
Zu seinen bekanntesten Zitaten zählen unter anderem “Es ist mir ein Hochgenuss, wie ein Seehund hinein zu springen und wie ein Maulwurf darin herumzuwühlen und es in die Luft zu schmeißen, dass es mir auf die Glatze prasselt.“ oder “Leute, die Geld ausgeben, verstehen nichts von den wahren Freuden eines Kapitalisten.“ Also quakt Dagobert in einem äußerst gehobenen Deutsch, wie es seiner auch würdig ist.
Donald hingegen pflegt eine durchaus gewöhnliche Umgangssprache, wie sie ein jeder in den 60ern nutzte. Keine überflüssigen Umschreibungen eines Wortes, sondern stumpfer Klartext. Oft macht unser Enterich auch einige etwas dümmliche Bemerkungen, obwohl er diese tatsächlich genauso meint. Auch seinen drei kleinen Neffen gegenüber nimmt er kein Blatt vor den Mund, denn die Gerte konnte Frau Fuchs nicht zensieren oder verbergen. Seinem Onkel gegenüber verändert sich der Vokabular schlagartig zu einem anfänglichen Schmeicheln, bis dann aber, nach einer Abweisung, ein Wutanfall obsiegt.
Manchmal (eigentlich recht oft) überkommen Donald sogar plötzliche Eingebungen der Philosophie und Dramaturgie. Wie bereits erläutert, zitierte Fuchs oft Dichter und Denker.
Ja, auch Dagobert zitiert dann und wann berühmte Schriftsteller, aber Donald wurden die meisten Sprüche in den Schnabel gelegt. Man könnte noch einige Seiten nur mit den Zitaten füllen. Dieser Ansatz verleiht den Übersetzungen einen wunderbaren Flair, welcher bei Barks beispielsweise nicht vorhanden ist. Donalds nebenläufige Poesieausbrüche und ironischen Witzeleien machen ihn höchst wahrscheinlich zu der beliebtesten Comic Figur des Barks Universums. Selbstredend hat er dutzende weitere Eigenschaften, welche ihn an uns binden, aber Frau Fuchs‘ Übersetzung ist kein minderer Teil davon.
Alle guten Dinge sind drei. Wortwörtlich. So sind wir nun bei den drei spitzbübischen Neffen angelangt: Tick, Trick und Track geben sich die Ehre! Sie sind reinweg die einzig, intelligent und menschlich denkenden Charaktere in ganz Entenhausen. Auch wenn die Drillinge das ein oder andere Mal die Schule schwänzen oder ihren Onkel zur Weißglut bringen, ist ihr Sinn für Gerechtigkeit unschlagbar. Doch was ist mit der Sprache der Jungs? Erika Fuchs erzählte einst in einem Interview, dass sie sich abends an eine Pommesbude stellte und den Gesprächen Jugendlicher lauschte. Dabei ergaben sich völlig neue Wortschöpfungen, welche damals nur unter den Teenagern gesprochen wurden. Diese Kreationen trichterte sie dann Tick, Trick und Track ein, welche einen frechen, aufmüpfigen Ton haben sollten. (Natürlich nicht durchgehend, aber an vielen Punkten einer Geschichte). Nur eines vermag die Sprache umgehend zu ändern: Das Fähnlein Fieselschweif. Denn befinden die Drei sich im Dienst, so gehören korrekte Ausdrücke zur Tagesordnung. So schwören die Brüder auch gemeinsam: “Jawohl, lasst uns schwören! Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr! Jetzt und immer dar!“ – Überaus dichterisch. Um all dies zu verbildlichen folgt ein Panel, mit der seltsamsten Jugendsprache seit Jahrzehnten.
Wen gilt es nun noch zu erwähnen? Oma Duck gleicht Dagobert, Daisy ist gänzlich unwichtig für eine Analyse und Gustav Gans … der, ja den könnte man noch mit einbauen. Der unerträgliche Glückspilz und Cousin von Donald. Mit höchst arrogantem und herablassenden Ton behandelt dieser aufgemotzte Gockel seine Mitmenschen. Sätze wie “Das geht dich einen feuchten Staub an!“ sind dabei noch eher harmlos. Im Grunde ist Gustav jedem sofort unsympathisch und seine prahlerische Art und Weise zu reden, macht all das noch viel unerträglicher. Da sollten sich meine Augen abermals auf eine andere Person richten, welche weitaus mehr Verstand und vor allem Anstand besitzt.
Ach ja, dem Ingeniör ist nichts zu schwör! Immer wieder begegnet man diesem Satz, wenn man in besondere die Geschichten mit Daniel Düsentrieb durchblättert. Ein dusseliges Genie, welches seines gleichen sucht und nicht, wie in den lustigen Taschenbüchern, von Dagobert ausgenutzt wird. Zwar ist der berühmte Einzeiler keine Fuchssche Schöpfung, aber durch sie kam er definitiv ins Rampenlicht. (Düsentrieb hat ja nicht einmal viel mit einem Ingenieur zu tun). Die Familie Duck kommt immer in seine Tüftler-Bude, wenn sie entweder um Rat suchen oder gar eine Erfindung benötigen. Meist jedoch sind diese Erfindungen dann fehlerhaft und verursachen gegebenenfalls Schaden. Auch ihn darf man durchaus zu den eher vernünftigen Bewohner Entenhausens zählen, denn selbst sein Helferlein macht einen schlaueren Eindruck als Daisy oder Gustav.
Und wie hat der liebe Carl Barks all das vorgegeben? Kam er auch mit Sprüchen wie “Mein Gehirn käst.“?
Zynismus vom Feinsten – Carl Barks
I read some of my stories recently and thought, 'How in the hell did I get away with that?' I had some really raw cynicism in some of them.
Was gab das Original der nationalistischen, literarischen und zitatreichen Übersetzung von Frau Fuchs vor? Vorerst sei erwähnt, dass selbst die amerikanischen Ausgaben vorzensiert wurden, um dann in Deutschland abermals überarbeitet zu werden. Bei Barks stehen besonders umgangssprachliche Ausdrücke, Flüche, Schimpfworte, Sozialkritik und Ignoranz an der Tagesordnung. Sein Menschenbild war sehr düster und er hasste gar sein eigenes Heimatsland. Seine Mitbürger säßen alle vor den Bildschirmen und ließen sich von dem Gift, welches die Medien in die Welt setzen, berieseln. Aus diesem Grund tun seine Charaktere oft moralisch verwerfliche Dinge, wie in “High Wire Daredevils“ (dt. Auf dem hohen Seil [Oktober 1944]), als Donald und seinen Neffen angedroht wird, sie in den Tod stürzen zu lassen, sollten sie ihre Schulden nicht begleichen. Ähnliche Szenarien wie diese, finden sich in den ersten 10 Jahren seiner Arbeit immer wieder. Später dann, lässt Barks nach und seine Figuren werden allmählich netter und verlieren an Substanz. Eine weitere traurige Wahrheit ist, dass sich im Werk des Großmeisters keine richtige Liebe befindet. Jeder denkt ausschließlich nur an sich und tut nichts ohne Belohnung. Ausnahmen sind Oma Duck und die Drillinge.
Mit diesem Wissen können wir nun die Stimmen der original Charaktere in Angriff nehmen, um zu ergründen, ob Frau Fuchs nicht doch ein etwas zu schönes Weltbild vermittelte.
In Donald Duck findet sich jeder wieder. Tatsächlich aber, basiert Donald voll und ganz auf dem Leben des Carl Barks. Bis dieser bei Disney anfing, machte er genauso viele Jobwechsel und Tiefen durch, weshalb der Erpel eine durchaus tragische Person darstellt. Mit eigenen Worten beschreibt Barks das alles so: „Donald habe ich immer am liebsten gezeichnet, denn mit ihm konnte man eine Menge anstellen. Jeder Mensch unterliegt Stimmungsschwankungen, und auch ich bin an einem Tag euphorisch, am anderen eher depressiv gestimmt. Und Donald ging es genauso. Die Geschichten, die ich für ihn schrieb, gingen mir am besten von der Hand, denn ihn konnte ich irgendwie fühlen, er war ein Stück von mir selbst und verhielt sich auch oft so, wie ich es tue … Mit Dagoberts Problemen hingegen hatte ich weniger zu tun.“ – Nur hoffe ich, dass die Ausdrucksweise des lieben Carl, nicht der Donalds glich. Denn ganz anders als in der deutschen Version, beschimpft Donald andere Leute schamlos. Beispiele für sein loses Mundwerk wären da der berühmte “Get away from me, hoe!“ Ausschnitt. Der Begriff “hoe“ ist aber hier zum Glück als Gartenhacke zu verstehen, dennoch ein amüsantes Wortspiel. Dr. Fuchs übertrug dies mit: “Fahr‘ dahin abscheuliches Gerät.“, wieder einmal höchst altertümlich. Donald und seine Verwandten plaudern in einem sehr extremen Slang, welcher sich besonders durch redensartliche Ausdrücke bemerkbar macht.
« Hya Donald, ol‘ boy, ol‘ boy, ol’ boy !» → « Tag, Donald, alter Freund und Kupferstecher!»
« Great suffering sawfish ! » → « Heiliges Kanonenrohr! »
« A trifling sum ! » → « Nur ein Pappenstiel! »
Diese Sätze verdeutlichen, wie allgemein die Figuren sprechen. Gustav, Donald, Daisy und viele mehr reden auf diese Weise. Tick, Trick und Track haben einen ähnlichen Stil, verwenden aber freundlicherweise etwas weniger Schimpfwörter. Dagobert aber, haut oftmals sonderliche Wortkombinationen raus, welche allein auf seine Persönlichkeit abgestimmt sind:
« Great Gushing Goldmines! » → « Schockschwerenot! »
« Heavens to Betsy! » → « Oh Schreck, lass nach! »
Bei beiden wäre eine eins zu eins Übersetzung wesentlich witziger gewesen, leider ist das fast unmöglich umzusetzen. Fuchs hatte so oder so Probleme mit vielen der amerikanischen Redensarten. Dutzende davon blieben komplett unübersetzt und wurden durch gewöhnliche Sätze ausgetauscht. Differenzen zeigen sich auch bei dem Umgang der einzelnen Charaktere untereinander – ja, auch das kann man mit einer Übersetzung beeinflussen. Der beste Beweis dafür ist wohl Gyro Gearloose, welcher bei Barks keineswegs ein geachteter
Ingenieur, sondern eher ein beim Vornamen genannter Bastler ist. Seine Kunden bringen ihm zwar oft den nötigen Respekt entgegen, achten den Erfinder aber nicht so, wie sie es bei Fuchs tun. Gehen wir nun zu Dagobert über, welcher im Deutschen seine Münzen liebend gern auf seine Glatze prasseln lässt. Diese ist aber im Original nicht vorhanden und da Dagobert meiner Meinung nach einen kleinen Büschel Haare besitzt, macht es auch keinen Sinn. Die Entscheidung, welche Version besser ist, bleibt dem Leser überlassen. Meiner Meinung nach, hat Frau Fuchs hier den ursprünglichen Text optimiert. Unter dem Strich kann man sagen, dass Mr. Barks sich sehr nach der damaligen Umgangssprache orientierte, währenddessen Fuchs die Enten mit ungewöhnlichen, betont vornehmen und gezierten Redensarten vokalisierte. Ganz gut umgesetzt wurden die lautmalerischen Begriffe. RAP! RAP! – POCH POCH!
Probleme bei der Übersetzung
1. Zwangsweises Weglassen von ganzen Seiten und Bildern Aufgrund der übermässigen vulgären Sprache in den amerikanischen Storys, waren der Verlag und Erika Fuchs dazu gezwungen, die Sprechblasen kindsgerecht anzupassen. Am extremsten ist diese Zensur in den Geschichten “Friedliche Ferien“, “Der goldene Helm“ und “Weihnachten für Kummersdorf“ zu sehen. Es wurden jeweils zwei ganze Seiten entfernt. Am aller schlimmsten ist es aber in “Jagd nach der roten Magenta“, diese Story wurde so verkleinert, dass die Erzählung vollends verfälscht wurde.
2. Problematik mit amerikanischen Festtagen Viele der amerikanische Bräuche und Feste waren damals noch völliges Neuland. So etwas wie Thanksgiving oder Halloween war gänzlich unbekannt. So blieben einige dieser Storys für eine beachtlich lange Zeit unübersetzt. In “Spendieren oder schikanieren“ macht Fuchs aus Halloween “Walpurgisnacht“. Wohl wegen den anfänglichen Szenen mit der Hexe Hicksi. Und beim Erntedankfest macht sie aus einem Truthahn ein Füllhorn … (?)
3. Allgemein falsche Wiedergabe der barkschen Intention Der letzte und wichtigste Punkt, behandelt wieder die dunkle Seite des Carl Barks, welcher sein eigenes Volk auf den Arm nahm. Sein pessimistisches, zynisches Verhalten und die Verzweiflung am menschlichen Verstand, wird in der deutschen Version unvorstellbar harsch unterdrückt. Entenhausen liegt ja laut Fuchs nicht in Amerika, sondern in Deutschland. So änderte sie alle benachbarten Staaten und Orte ab, sogar die Währung wandelte die Doktorin in “Taler“ um.
Schlussendlich ist alles gut, so wie es ist. Erika Fuchs hat die unsrige Sprache hervorragend eingesetzt und der “gute Zeichner“ Barks übergab ihr eine Welt voller Misstrauen, Sarkasmus, aber auch Freundschaft und Versöhnung.
"Sir Roast McDuck! Died from overeating after robbing the kings pantry!"