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Disney-Comics in den Medien
Ups, beinahe vergessen zu antworten.


Zitat:Es ist, wie gesagt, irrelevant, ob wir das Zensur oder redaktionelle Änderung nennen. Entscheidend ist, dass ein Kunstwerk in seiner Darstellung ohne Einwilligung des Künstlers einer Norm unterworfen wurde, welche die Originalität zerstörte.


Wenn es laut dir irrelevant ist, dann können wir es ja redaktionelle Änderung nennen ^^
Es stimmt, dass ein Kunstwerk (in diesem Falle nur die Übersetzung) ohne Einwilligung des Künstlers verändert wurde, was daran lag, dass die Künstlerin tot ist. Es stimmt aber auch, dass die verstorbene Künstlerin selbst ihre Texte regelmäßig verändert und angepasst hat. Zudem würde ich hier nicht von unterwerfen sprechen, da dies auch übertriebener wirkt als der eigentliche Sachverhalt ist. Ebenso passt es auch nicht, dass die Originalität zerstört wurde, da die Änderungen so geringfügig waren, das dennoch das Gesamtbild erhalten bleibt. Dies thematisierte ehapa auch in ihrer Antwort, das man den Sinn der Comics erhalten wollte und darauf bei den Änderungen geachtet hat.
Aber das ist eben das Problem, um das es mir die ganze Zeit geht. Sprachliche Übertreibung eines Sachverhalts anstatt nüchterne Analyse.


Zitat:Ganz einfach: Ehapa hat es doch genau so begründet: der Zeitgeist verlangt es.


Nein, das haben sie nicht. Die Antwort lautete: <<Da sich die Comicserie "Lustiges Taschenbuch Classic Edition" auch an Kinder richte, "sehen wir es als unsere Verantwortung, missverständliche Interpretationen der Übersetzungen in absoluten Ausnahmefällen zu vermeiden". >>  Ich sehe da schon einen Unterschied darin, auch wenn man es auf diese Art runterbrechen könnte. Aber dann müsste man schon einige Faktoren außer Acht lassen (Vorbildfunktion eines globalen Unternehmens, Definition und Herkunft des Zeitgeistes, persönliche Entscheidungen etc.).


Zitat:Nein! Das Ergebnis einer Handlung darf nie relevant sein für die Bewertung einer Handlung.


In deinem Beispiel mit dem Banküberfall ist aber das Ergebnis der Handlung dennoch relevant, da es zwar den Obdachlosen besser geht, aber der Bank nicht. Diese hat zum einen den finanziellen Schaden, den sie ohne den Banküberfall nicht hätten, auch wenn sie ihn ausgleichen können. Zum anderen besteht der Schaden in einer Sachbeschädigung an der Bank, solltest du in der Nacht eingebrochen sein, oder bei der psychischen Belastung des Bankangestellten, den du bedroht hast, um an das Geld zu bekommen.  Daher würde ich schon sagen, dass man das Ergebnis auch betrachten soll, aber nicht nur, selbstverständlich. Sieht man gut an dem Ertrinkenbeispiel, wo es unpassend wäre nur auf das Ergebnis zu schauen. Ich hab ja aber auch nicht geschrieben, dass man nur darauf achten soll, sondern beides in Betracht ziehen sollte bei der Bewertung. Den es zeigt sich, dass man sich den Sachverhalt genau anschauen muss, um ihn zu bewerten, da unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen.

Aber nun gut, Ausgangspunkt dieser Diskussion war ja der Vergleich der Taliban mit ehapa vorausgegangen. Und da passt der Vergleich der Handlungsmotive gar nicht. Wenn wir uns anschauen,  wie ehapa ihre Entscheidung begründet (s.o.) und was sie gemacht haben, im Vergleich mit der Handlung und der Begründung der Taliban, dann ergeben sich zwei konträre Ansichten ( Link ).  Die Taliban zerstört die Statuen, weil sie vermeintlichen dem islamischen Bilderverbot widersprechen. Die Statuen sind dauerhaft vernichtet und nicht wieder ersetzbar.
Ehapa will Kinder nicht mit vermeintlich missverständlichen Texten konfrontieren, weshalb sie Teile der ursprünglichen Übersetzung änderten und sie neu veröffentlicht haben. Ehapa hat jedoch jederzeit die Möglichkeit die alte Übersetzung wieder herauszubringen, eventuell in einer Edition, die sich an Erwachsene richtet, wodurch die Übersetzungen wieder zugänglich wären. Die Texte sind also nicht auf ewig vernichtet, sondern jederzeit wieder veröffentlichbar. Daher passt es nicht, ehapas Taten und Motive mit denen der Taliban zu vergleichen und es auf einen Satz runterzubrechen, beide würden Kunst dem Zeitgeist unterwerfen.

Zitat:Ein Strafgesetzbuch enthält keine Gebote, sondern Verbote.


Naja, nicht ganz. Das Strafgesetzbuch definiert welche Taten als Straftaten gelten und wie sie zu bestrafen sind. (Link ) Kann man natürlich als Verbot sehen, aber das trifft es mMn nicht ganz.
Ich wollte mit meiner Aussage einfach zur Überlegung anregen, ob alleinig das Strafgesetzbuch entscheiden darf, was Kunst darf oder nicht. Und ja, dies ist ja auch keine juristische, sondern eine ethische Überlegung. Ich empfand die Aussage als platt dahingeworfen. Aber das nur so nebenbei.


Zitat:Aber wir haben es bei dem geänderten Fuchs-Texten nicht mit einem Neutext zu tun, sondern mit einer Änderung des bestehenden Textes [...]  
Das würde ja bedeuten, die Mona Lisa aus dem Louvre zu holen, um es zu übermalen und ein neues Kunstwerk zu erschaffen.

Naja, ein alter Text mit neuem Inhalt ist halt ein Neutext, auch wenn die Änderungen minimal sind.
Zum zweiten Zitat: Das würde bedeuten, eine Kopie der Mona Lisa zu erstellen, diese zu übermalen und dann auszustellen. Dies sehe ich auch bei den Änderungen gegeben. Kopie des Originaltextes wurde verändert un dann neu veröffentlicht. Daher seh ich die Aufregung über die Änderungen nicht gegeben.

Fernab seh ich auch kein moralisches Dilemma im Handeln ehapas. Weder seh ich dadurch die Kunstfreiheit bedroht, noch eine angebliche Unterwerfung des Unternehmens an den Zeitgeist. Die Entscheidung, die Begründung und das Handeln war nicht gerade gut durchdacht und schlecht umgesetzt, aber eine aufkommende Diktatur wird uns damit nicht erwarten. Es braucht mMn auch keine allgemeine Diskussion dabei, was Kunst darf, was sie ist und wie sie handeln darf, um diesen Sachverhalt zu bewerten und analysieren.  So finde ich McDucks Einwurf zu dem Thema ganz interessant (Beitrag Nr. 173). Aber auch die Einwendungen im Erika-Fuchs-Thread finde ich ganz schön interessant. McDuck hat bspw. erwähnt, warum eine Änderung der Zwergindianer unpassend für die Botschaft des Comics sei; DuckAvenger hat den Vergleich zwischen den Barkspaneln und den Übersetzungen von Frau Fuchs gezogen. Gut, auch hier ist die Kritik manchmal zu harsch. Aber sie zieht zumindest keinen übertriebenen Vergleich mit Extremisten oder bricht den Sachverhalt auf eine allgemeine Ebene herunter. Und darum gings mir letztendlich. Aber das habe ich ja schon mehrere Male erwähnt.
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(30.12.2021, 07:41)Ducky Tales schrieb: ehapa meint, so damit etwas beitragen zu können.
(30.12.2021, 21:49)Ducky Tales schrieb: Unternehmen haben weniger Macht als der Staat.
(02.01.2022, 11:16)Ducky Tales schrieb: Die Entscheidung, etwas nicht mehr drucken zu wollen. Unternehmerische Freiheit.
(02.01.2022, 11:16)Ducky Tales schrieb: Wenn Disney selbst entscheidet, was sie drucken wollen und was nicht, dann ist das ihre persönliche Entscheidung. Wenn der Staat entscheidet, was Disney veröffentlichen darf, beschneiden sie Disneys Freiheitsrechte
(05.01.2022, 21:36)Ducky Tales schrieb: Disney darf als Firma entscheiden, wie sie [...] ihre Kundschaft erfreuen möchte.
(11.01.2022, 22:02)Ducky Tales schrieb: Vorbildfunktion eines globalen Unternehmens
Irgendetwas sagt mir, dass diese Diskussion sehr viel besser gewesen wäre, wenn unsere Forenmarxisten Primus, Floyd und Huwey beteiligt gewesen wären. Greenie
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Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass eine zeitgemäße Übersetzung in regelmäßigen Abständen bei "unseren" Disney-Comics wünschenswert ist. Davon unbenommen bleibt das individuelle Recht, eine "klassische" bzw. klassisch angehauchte Textfassung zu mögen oder sogar zu bevorzugen. Und natürlich sich entprechende Ausgaben (antiquarisch) zu besorgen. Und Erika Fuchs weiter als "Grande Dame" zu bezeichnen, wenn einem das hilft.

(06.01.2022, 19:07)NRW-Radler schrieb: Alles in allem würde ich daraus den Schluss ziehen, dass die Übersetzungsarbeit von Dr. Erika Fuchs so was wie Kunsthandwerk oder Gebrauchskunst ist - zwar Kunst, aber für einen bestimmten Gebrauch geschaffen, ähnlich wie ein Maßanzug. Ändert sich die Figur des Trägers, dann muss das Kunststück überarbeitet werden. Wenn der Kunsthandwerker nicht mehr arbeitet, muss es halt jemand anderes machen. Ich glaube also, dass Frau Dr. Fuchs die Anregungen/Vorgaben/"Zensuraufforderungen" einfach selbst(-kritisch) bearbeitet hätte, wenn sie es noch gekonnt hätte.

... und natürlich würden wir damit nicht "unser kulturelles Erbe in den Museen und Bibliotheken [...] verfälschen"... Klatsch :

(11.01.2022, 17:35)Mile schrieb: Denis Scheck und Cancel Culture: „Wer keine weiche Birne hat, kauft harte Äpfel aus Halberstadt!“

https://www.fr.de/kultur/literatur/wer-k...25276.html

Fehlerfinder: "Erika Fuchs im Gespräch mit Carl Barks, dem Erfinder von Donald Duck, 1994"

Im Übrigen ist davon auszugehen, dass der Donaldismus in seiner bisherigen Form auf kurz oder lang schlicht sich in die Geschichte verabschieden wird (um nicht zu sagen "aussterben").
"Ich glaube übrigens, dass das gesamte Universum mitsamt allen unseren Erinnerungen, Theorien und Religionen vor 20 Minuten vom Gott Quitzlipochtli erschaffen wurde. Wer kann mir das Gegenteil beweisen?"

- Bertrand Russell (1872-1970)

Inducks: Mindstorms2
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(12.01.2022, 11:30)Mindstorms schrieb: Im Übrigen ist davon auszugehen, dass der Donaldismus in seiner bisherigen Form auf kurz oder lang schlicht sich in die Geschichte verabschieden wird (um nicht zu sagen "aussterben").

Bisschen hart, auch wenn du möglicherweise recht hast. Ich finde, wenn Leute gerne solche Texte schreiben, sollen sie das auch tun dürfen, das tut niemandem weh. Was mich stört, ist diese auch mediale Gleichsetzung Disney-Comic-Fans = Barks-Fans = Fuchs-Fans = Donaldist:innen, wo sehr sehr viele Zeichner:innen, Autor:innen und Fans einfach unter den Tisch fallen. Plus die Monopolisierung der Debatte. Und natürlich reaktionäre Leute, die sich über Zensur aufregen und von Barks nicht mal besonders viel Ahnung haben, siehe den von Mindstorms gefundenen Fehler.

Meine Einstellung gegenüber dem Donaldismus ist allerdings auch von einem gewissen Interesse geprägt und davon, dass ich Spaß daran habe, auch einen solchen Text zu schreiben. Ich weiß genau, wie das hier ankommen wird  Balken (auch wenn ihr meine ganz grundsätzlichen Einstellungen kennen solltet und wisst, womit ich mich auch noch beschäftige und dass ich das Ganze nicht so ernst nehme wie andere, die ich hier nicht zu nennen brauche).
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So hart war es nicht gemeint. Ich find die Forschungsinteressen auch unterhaltsam und oft interessant und deine und ähnliche Texte sowieso. Ich meine nur damit, dass Barks und Fuchs nun auch schon einige Jahre verstorben sind, nichts Neues kommen wird und die Leute, die mit den regelmäßigen neuen Geschichten in der Micky Maus oder im Goofy großgeworden sind, eben auch älter werden. Bestimmt wird es auch weiter so engagierte Entenhausen-Fans geben, die daraus fast eine "Wissenschaft" machen. Ich kann mir aber vorstellen, dass diese "kanonische" Haltung sich mit der Zeit aufweichen oder zumindest polarisieren wird. Zudem, Disclaimer, les ich grad ein Buch von Stephen Hawking und der schreibt halt so unbesinnlich über Vergänglichkeit, dass er mich zu Gedanken wie "in 500 Jahren ist das eh alles egal" verleitet. Insofern sorry, falls es als persönlicher Angriff gewertet wurde!
"Ich glaube übrigens, dass das gesamte Universum mitsamt allen unseren Erinnerungen, Theorien und Religionen vor 20 Minuten vom Gott Quitzlipochtli erschaffen wurde. Wer kann mir das Gegenteil beweisen?"

- Bertrand Russell (1872-1970)

Inducks: Mindstorms2
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Ich habe es nicht persönlich genommen, das tu ich ja fast nie.  Fröhlich
So wie die Menschheit unterwegs ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass das auch nur 100 Jahre gut geht. In 400 Jahren gibt es weder Menschen noch Comics und erst recht keine Donaldist:innen.
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Da wär ich mir nicht so sicher. Die Welt hat schon die Pest, den zweiten Weltkrieg und vieles weitere überstanden. Der Klimawandel ist nur eine Katastrophe von vielen und ich bin mir sicher, dass es niemals zu einem Atomkrieg kommen wird.
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Der Donaldismus wird jeden Atomkrieg überstehen Frech
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(11.01.2022, 17:35)Mile schrieb: Denis Scheck und Cancel Culture: „Wer keine weiche Birne hat, kauft harte Äpfel aus Halberstadt!“

https://www.fr.de/kultur/literatur/wer-k...25276.html
Ich finde es ausgesprochen interessant, dass sich Denis Scheck mit fast schon aggressivem Hochmut in allerlei Formen über den Literaturnobelpreis für Bob Dylan lustig gemacht hat, aber dann eine derart peinliche Überhohung von Frau Fuchs zum Besten gibt. Dazu fällt mir echt nichts mehr ein.
„Du trommelst den Trupp des Kreuzstichclubs zusammen – ich komme mit einem Geschwader der Freundinnen feiner Filetarbeiten angewetzt“ ist für Denis Scheck also ein Meisterwerk der Literatur, das jeder feiern muss, der kein unangenehmer Banause ist. So unterschiedlich können die Einschätzungen sein; mir wird bei diesem erzwungenen pseudoeloquenten Gefasel speiübel. Apropos speiübel werden: Bei all dem Lobgesang auf Erika Fuchs wird Carl Barks kein einziges Mal erwähnt.

(12.01.2022, 21:08)Entnet-Entdecker schrieb: Der Klimawandel ist nur eine Katastrophe von vielen
Was soll das heißen?
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(12.01.2022, 21:08)Entnet-Entdecker schrieb: Da wär ich mir nicht so sicher.
Ich bin mir mit gar nichts sicher, es war eine Behauptung/Vermutung. Um mir mit etwas sicher zu sein, bräuchte ich eine Kristallkugel. Du scheint ja eine zu haben, wenn du weißt, dass kein Atomkrieg kommt. Also ernsthaft, gerade so etwas kannst du auch nicht mit Sicherheit behaupten. Es gab nicht nur einen Fall, wo eine der beiden damaligen Supermächte fast die Bombe gezündet hätte. Eskalationsprozesse lassen sich nie vollends kontrollieren und wenn plötzlich eine der Seiten meint, angegriffen zu werden, wer garantiert, dass nicht irgendwann doch die Bombe fällt? Zumindest gibt es genügend Militärexperten, die das Risiko bewerten und die geben dem nicht die aller unwahrscheinlichste, unterste Stufe.

(12.01.2022, 21:08)Entnet-Entdecker schrieb: Die Welt hat schon die Pest, den zweiten Weltkrieg und vieles weitere überstanden. Der Klimawandel ist nur eine Katastrophe von vielen 
Dieser Vergleich ist nicht besonders sinnvoll, die Rahmenbedingungen sind andere. Der Klimawandel betrifft die gesamte Erde und alle Menschen und wird nicht annähernd in so kurzer Zeit lösbar sein wie der Zweite Weltkrieg und die große Pest (damit will ich nicht die entsetzlich großen Opferzahlen relativieren oder die wiederkehrenden Pestwellen leugnen, falls mir das jetzt so ausgelegt wird, aber der Klimawandel ist halt ein wesentlich dauerhafteres Phänomen). Noch dazu hatten wir seit den 1950ern die nochmals unfassbar beschleunigte Great Acceleration. Sollte eigentlich mal dazu führen, überhaupt die Wachstumslogik und das kapitalistische System, was diese Logik bedingt, ad acta zu legen. Aber da scheinen die Menschen lieber eine 5° Erwärmung in Kauf zu nehmen, als ihre Lebensweise massiv zu ändern. Und da wären wir dann beim Punkt, warum mir heterodoxe Ökonomien und Marx so viel lieber sind. (Der Name musste jetzt allein schon deswegen fallen, weil Luk bedauert hat, dass sich die Forenmarxisten nicht zu Wort melden  Greenie ).



(12.01.2022, 22:35)Luk schrieb: Ich finde es ausgesprochen interessant, dass sich Denis Scheck mit fast schon aggressivem Hochmut in allerlei Formen über den Literaturnobelpreis für Bob Dylan lustig gemacht hat, aber dann eine derart peinliche Überhohung von Frau Fuchs zum Besten gibt. Dazu fällt mir echt nichts mehr ein.
„Du trommelst den Trupp des Kreuzstichclubs zusammen – ich komme mit einem Geschwader der Freundinnen feiner Filetarbeiten angewetzt“ ist für Denis Scheck also ein Meisterwerk der Literatur, das jeder feiern muss, der kein unangenehmer Banause ist. So unterschiedlich können die Einschätzungen sein; mir wird bei diesem erzwungenen pseudoeloquenten Gefasel speiübel. Apropos speiübel werden: Bei all dem Lobgesang auf Erika Fuchs wird Carl Barks kein einziges Mal erwähnt.
Literaturkritikern, die die Vergabe des Preises an Bob Dylan kritisiert haben, ist auch nicht mehr zu helfen. Einfach mal in  die Liste der Preisträger:innen schauen, da kann einem schon mal der Name Churchill negativ auffallen.
Denis Scheck hat sich aber auch eines der scheußlichsten Fuchs-Zitate ausgesucht. Aber gut, manche preisen auch Wagner für seine Texte.
Das ist genau der Punkt, der mich ärgert: Diese unfassbare Arroganz gegenüber Carl Barks, dessen Texte ja ach so minderwertig gewesen seien (wenn man ihn überhaupt erwähnt, weil eigentlich zählt nur der Fuchs-Text und die Zeichnungen sind unnötiges Beiwerk). Argh!
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(13.01.2022, 09:36)McDuck schrieb: (Der Name musste jetzt allein schon deswegen fallen, weil Luk bedauert hat, dass sich die Forenmarxisten nicht zu Wort melden  Greenie ).
Ich danke dir! Greenie

(13.01.2022, 09:36)McDuck schrieb: Literaturkritikern, die die Vergabe des Preises an Bob Dylan kritisiert haben, ist auch nicht mehr zu helfen. Einfach mal in  die Liste der Preisträger:innen schauen, da kann einem schon mal der Name Churchill negativ auffallen.
Denis Scheck hat sich aber auch eines der scheußlichsten Fuchs-Zitate ausgesucht. Aber gut, manche preisen auch Wagner für seine Texte.
Das ist genau der Punkt, der mich ärgert: Diese unfassbare Arroganz gegenüber Carl Barks, dessen Texte ja ach so minderwertig gewesen seien (wenn man ihn überhaupt erwähnt, weil eigentlich zählt nur der Fuchs-Text und die Zeichnungen sind unnötiges Beiwerk). Argh!
Du sprichst mir aus der Seele. Ich glaube, wenn man deutschsprachige Medien auf Erwähnungen von Fuchs und Barks durchsuchen würde, käme im besten Fall auf jede zehnte Erwähnung von Fuchs auch mal eine von Barks, „dem Erfinder von Donald Duck“. Zynik
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(13.01.2022, 09:36)McDuck schrieb: Denis Scheck hat sich aber auch eines der scheußlichsten Fuchs-Zitate ausgesucht. Aber gut, manche preisen auch Wagner für seine Texte.
Das ist genau der Punkt, der mich ärgert: Diese unfassbare Arroganz gegenüber Carl Barks, dessen Texte ja ach so minderwertig gewesen seien (wenn man ihn überhaupt erwähnt, weil eigentlich zählt nur der Fuchs-Text und die Zeichnungen sind unnötiges Beiwerk). Argh!

Ich finde gerade dieses Zitat in diesem Kontext hoch interessant.

Erstens mal, es stammt ja gar nicht aus einer Barks-Geschichte, sondern aus "Wer nicht wirbt, der stirbt" von Jack Bradbury und einem unbekannten Texter. (Denis Scheck behauptet allerdings auch nicht, dass es Barks ist!)

Zweitens gibt es nur ganz wenige Veröffentlichungen, im Grunde neben einem 65 Jahre alten Micky-Maus-Heft nur die Reprintkassette und eine Buchhandelsausgabe, beides in eher kleiner Auflage. Die allerwenigsten dürften die Geschichte zum Zitat kennen, ich habe sie auch nie gelesen.

Drittens hat Halberstadt durchaus eine Tradition im Apfelanbau, von dort stammt der Halberstädter Jungfernapfel. Erika Fuchs kann den gekannt haben, die Übersetzung ist ja von 1957. Allerdings setzte die DDR nicht auf regionale Äpfel, sondern auf den industriellen "Anbau" von Dosenwürstchen, was die Halberstädter Bürgermeisterin 1999 im nicht besonders gut recherchierten taz-Interview reichlich verwirrt hat, da sie den regionalen Apfel gar nicht mehr kannte. (Inzwischen wird er nachgezüchtet).

Viertens bestand die Herausforderung bei der Übersetzung ja darin, für das vorgegebene Thema "Apfel" einen Slogan zu finden, der einen Wettbewerb gewinnen könnte - der also für deutsch hörende Ohren originell, pfiffig, aber doch halbwegs vertraut klingt. Hier war also eine Nachdichtung zwingend nötig. Ich habe mir im Inducks die Fassungen auf Englisch, Französisch und Italienisch angesehen. Keine haut mich vom Hocker, aber ich lebe ja auch nicht ständig in diesen Ländern (und habe das auch in den 1950ern nicht).
Offenbar hat das so gut funktioniert, dass der sich Slogan - ohne dass der Kontext noch wichtig wäre - 10 oder 20 Jahre später bei Donaldisten festgesetzt hat.

Das zeigt aber alles: Es geht nicht um Barks, es geht nicht um die Geschichte, es geht auch nicht um den zeitgeschichtlichen Kontext, in dem die Übersetzung entstanden ist. Das Zitat hat sich als Kunst verselbständigt und steht durchaus sinnbildlich für die Arbeit einer Erika Fuchs.
Aber wenn das Zitat nicht da wäre, würde es heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr so entstehen. Ich glaube, dass die Übersetzung 1957 nicht nur angemessen, sondern auch fundiert war - gerade im Vergleich mit den billigen Reimen, auf die heutige Übersetzer im LTB kommen, wenn Lyrik gefragt ist. Aber es wäre keine optimale Übersetzung für 2022. (Wer sie allerdings ändern will, müsste nicht nur eine gute, sondern eine bessere Übertragung finden. Dürfte nicht ganz einfach sein.)
R.A.V.I.O.L.I. (Regelmäßiger Auswerter verschiedener italienischer Original-Literatur)
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McDuck hat sich auf das Zitat „Du trommelst den Trupp des Kreuzstichclubs zusammen – ich komme mit einem Geschwader der Freundinnen feiner Filetarbeiten angewetzt“ bezogen.
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Oh, okay - da hatte ich mich aufs falsche Zitat fokussiert, danke für den Hinweis.
Nichtsdestotrotz bringt Denis Scheck das Halberstadt-Zitat ja auch, ich lasse meine Gedanken dazu also mal stehen.

Das Kreuzstichclub-Zitat hatte ich wohl auch deswegen gar nicht so richtig wahrgenommen, weil ich es tatsächlich nicht kannte. Und ja, das ist auch für mich ein Beispiel, wo es Frau Dr. Fuchs völlig übertrieben hat (und das in einem Maß, das ihre Nachfolger fatalerweise übernommen haben). Weiß jemand, aus welcher Geschichte es stammt?

Ich habe tatsächlich nur eine ältere Stelle gefunden, wo dieses Zitat im Internet mal vorkommt, und zwar in einem O-Ton von Dr. Fuchs, den der DLF in einem Feature zu ihrem 100. Geburtstag  (hier das Skript) verwendet hat:

„'Du trommelst den Trupp des Kreuzstichclubs zusammen – ich komme mit einem Geschwader der Freundinnen feiner Filetarbeiten angewetzt‘ – das ist vollkommen künstlich, so spricht kein Mensch, aber in Entenhausen ist alles möglich, und die Kinder haben Spaß daran. Vielleicht merken sie ja dann auch, wie amüsant Sprache sein kann. In der Schule ist Deutsch ja meist nicht so amüsant.“

Künstliche Sprache, die Kinder erfreuen kann, also - okay, Kinder reden manchmal unfreiwillig komisch vollkommen übertrieben (wenn auch sicher nicht so). Aber ein Gradmesser für Literatur... also, das ist dann auch eine eher eigenwillige Deutung von dem, was Frau Dr. Fuchs wollte. Aber ich bin auch kein Literaturkritiker, zum Glück gibt es ja auch noch andere Herangehensweisen.
R.A.V.I.O.L.I. (Regelmäßiger Auswerter verschiedener italienischer Original-Literatur)
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(13.01.2022, 16:49)NRW-Radler schrieb: Oh, okay - da hatte ich mich aufs falsche Zitat fokussiert, danke für den Hinweis.
Nichtsdestotrotz bringt Denis Scheck das Halberstadt-Zitat ja auch, ich lasse meine Gedanken dazu also mal stehen.
Selbstverständlich, deine Beiträge sind immer eine Freude Fröhlich
(13.01.2022, 16:49)NRW-Radler schrieb: Weiß jemand, aus welcher Geschichte es stammt?
Aus Traum und Wirklichkeit
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(13.01.2022, 16:49)NRW-Radler schrieb: Weiß jemand, aus welcher Geschichte es stammt?

Selbstverständlich, das ist aus dem ganz fantastischen Zehnseiter Traum und Wirklichkeit. Der Satz ist grausig und ich verstehe nicht, dass Denis Scheck den als Perle der Literatur preist. Das Halberstadt-Zitat finde ich hingegen äußerst gelungen (aber Meinungen sind und dürfen ja verschieden sein).

Ich kann Luks letztem Statement nur beipflichten. Ich schätze alle deine Überlegungen sehr, die sind wahre Bereicherungen.
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(13.01.2022, 16:49)NRW-Radler schrieb: Das Kreuzstichclub-Zitat hatte ich wohl auch deswegen gar nicht so richtig wahrgenommen, weil ich es tatsächlich nicht kannte. Und ja, das ist auch für mich ein Beispiel, wo es Frau Dr. Fuchs völlig übertrieben hat (und das in einem Maß, das ihre Nachfolger fatalerweise übernommen haben). Weiß jemand, aus welcher Geschichte es stammt?

Das stammt aus dem Zehnseiter: Traum und Wirklichkeit
Plus ca change

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Ha, dreifach so gut hält besser  Fröhlich
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Geballte Barks-Kompetenz.  Frech Clique stimmt übrigens auch, wenn auch in der alten Schreibweise: Klicke.

Komplett und korrekt lautet das Zitat wie folgt: Du trommelst einen Suchtrupp der Kreuzstich-Klicke und der Lochstickerei-Lobby zusammen. Ich komme mit einem Geschwader der Freunde feiner Filetarbeiten angeflitzt.

EDIT: jetzt hat Brisi seinen Beitrag leider gelöscht.
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(13.01.2022, 17:23)Mile schrieb: EDIT: jetzt hat Brisi seinen Beitrag leider gelöscht.

Ausgerechnet jetzt, wo ich da noch drauf reagieren wollte  Greenie
Grotesk ist sie schon, aber die Ausdeutung der Literaturwissenschaftler macht daraus noch mal was ganz eigenes, sicher kritisierbares, aber auch hochspannendes. Ich verweise mal wieder auf meinen Text genau zu der Geschichte: https://forum.fieselschweif.de/thread-21...l#pid86751
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