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Was dürfen die einen, was die anderen nicht dürfen...
#41
Ich kenne die Situation hier im Forum noch nicht lange, aber du, Aspikomet, scheinst ständig an dir selbst zu zweifeln und zu denken, du könntest dich nicht ausdrücken. Ich lese deine Charakterisierungen und Fanfictions mit sehr großem Interesse und auch wenn ich deine Meinung nicht völlig teile, sind deine Beiträge in sich schlüssig und durchdacht. Trau dir selbst doch mal was zu!

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#42
(13.10.2016, 16:16)Herr Duck schrieb: Ich kenne die Situation hier im Forum noch nicht lange, aber du, Aspikomet, scheinst ständig an dir selbst zu zweifeln und zu denken, du könntest dich nicht ausdrücken. Ich lese deine Charakterisierungen und Fanfictions mit sehr großem Interesse und auch wenn ich deine Meinung nicht völlig teile, sind deine Beiträge in sich schlüssig und durchdacht. Trau dir selbst doch mal was zu!

Danke, das ist sehr nett von dir. Naja, ich hab halt so eine Eigenart, mich viel zu viel zu entschuldigen und zu bedanken. Mein Name sagts schon aus, zu welcher Sorte ich gehöre :) 

Das mit der Fanfiction ist auch folgendermassen: ich möchte als neues Hobby selber Comics zeichnen und denke mir einige Sachen aus. Leider sind diese Überlegungen noch sehr brüchig. Ich möchte dabei auch versuchen, das Universum und einige Charaktere etwas neu zu definieren. So, für mich haben jene Überlegungen einen Kontext, aber der müsste noch vervollständigt werden und von aussen wirken die Elemente noch etwas ungewöhnlich. Die Ideen haben somit weniger mit den bestehenden Comics zu tun, sondern eher mit "Eigeninitiativen"
Tag, Erdling. Ich komme vom Aspergerplanet. Ich spreche noch nicht ganz die Sprache der Erdlinge, aber ich bin dabei, diese zu lernen.
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#43
Auch, wenn das eigentlich nicht das Thema des Themas hier ist, werde ich einfach mal - genau wie Aspikomet - versuchen, die politischen Einstellungen der Entenhausener zu analysieren.
Zu Donald: Ich denke, dass Donald eine sehr radikale und populistische politische Einstellung hat. Er ist nicht kompromissbereit und leidet unter dem System, vor allem unter dem Kapitalismus, der durch Onkel Dagobert verkörpert wird. Trotzdem würde ich ihn jetzt nicht einem politischen Spektrum zuordnen. Donald lässt sich sehr leicht beeinflussen und sich für eine Ideologie begeistern, ein Beispiel hierzu dient der Knoblismus.
Dagobert lässt sich klar dem neoliberalen bis libertären Spektrum zuordnen. Er hat hart für sein Vermögen gearbeitet und hält deswegen die freie Marktwirtschaft für gerechtfertigt.
Bei Micky ist das schon schwerer, vor allem weil sein Charakter in den verschiedenen Geschichten nicht homogen ist. Generell sehe ich das aber ähnlich wie Aspikomet:
Aspikomet schrieb:Micky verkörpert meiner Meinung nach klassische amerikanische Ideale. Er ist dabei so wie sein geistiger Vater: er nutzt Chancen, ist freiheitsliebend und abenteuerlustig.
Hinzufügen würde ich noch: Den frühe Micky bei Gottfredson (und auch den der neuen Egmont-Comics) würde ich als sehr progressiv einschätzen. Er bricht gerne Konventionen, ihn stört dieses steife Verhalten seiner reiferen Mitmenschen. Der "perfekte" Micky von Murry und Co. hingegen scheint mit dem Rechtstaat vollkommen zufrieden zu sein und denkt rational, bestimmte Werte wie Gerechtigkeit sind ihm genauso wichtig wie ein seriöses Auftreten. Welche Partei er wählen würde, kann ich nicht einschätzen. An sich finde ich das alles ein bisschen widersprüchlich.
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#44
(18.07.2019, 18:56)Floyd Moneysac schrieb: Auch, wenn das eigentlich nicht das Thema des Themas hier ist, werde ich einfach mal - genau wie Aspikomet - versuchen, die politischen Einstellungen der Entenhausener zu analysieren.
Zu Donald: Ich denke, dass Donald eine sehr radikale und populistische politische Einstellung hat. Er ist nicht kompromissbereit und leidet unter dem System, vor allem unter dem Kapitalismus, der durch Onkel Dagobert verkörpert wird. Trotzdem würde ich ihn jetzt nicht einem politischen Spektrum zuordnen. Donald lässt sich sehr leicht beeinflussen und sich für eine Ideologie begeistern, ein Beispiel hierzu dient der Knoblismus.
Dagobert lässt sich klar dem neoliberalen bis libertären Spektrum zuordnen. Er hat hart für sein Vermögen gearbeitet und hält deswegen die freie Marktwirtschaft für gerechtfertigt.
Bei Micky ist das schon schwerer, vor allem weil sein Charakter in den verschiedenen Geschichten nicht homogen ist. Generell sehe ich das aber ähnlich wie Aspikomet:
Aspikomet schrieb:Micky verkörpert meiner Meinung nach klassische amerikanische Ideale. Er ist dabei so wie sein geistiger Vater: er nutzt Chancen, ist freiheitsliebend und abenteuerlustig.
Hinzufügen würde ich noch: Den frühe Micky bei Gottfredson (und auch den der neuen Egmont-Comics) würde ich als sehr progressiv einschätzen. Er bricht gerne Konventionen, ihn stört dieses steife Verhalten seiner reiferen Mitmenschen. Der "perfekte" Micky von Murry und Co. hingegen scheint mit dem Rechtstaat vollkommen zufrieden zu sein und denkt rational, bestimmte Werte wie Gerechtigkeit sind ihm genauso wichtig wie ein seriöses Auftreten. Welche Partei er wählen würde, kann ich nicht einschätzen. An sich finde ich das alles ein bisschen widersprüchlich.
Und manchmal muss Micky sogar erkennen, dass der Rechtsstaat gegen ihn verwendet wird. Da fallen mir sowohl KuHoMis ein wie "Reingelegt!", aber auch alte ("Das doppelte Geheimnis des Schwarzen Phantoms") und neue ("Falsches Spiel", "Der Raub des Jahrtausends") Italiener ein. Das ist insofern interessant, als dass seine Loyalität z.B. zu Kommissar Hunter dabei im Weg steht.
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#45
Dagobert muss finde ich in jeder Story mit Geld, Gold und Silber befassen und Dussel kann einmal so und dann wieder mal so aufgelegt.

Grüße Entchen :)
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#46
Ehrlich gesagt mag ich es nicht so gerne, wenn Dussel als faul dargestellt wird. Die Geschichten, wo er ein (liebenswerter) Tollpatsch ist und keine Ahnung hat, was er mal wieder angerichtet hat und denkt, dass dies(was er angestellt hat) toll ist, mag ich mehr (auch wenn ich Geschichten mit Dussel nicht sehr bevorzuge). Auch seine "unnormalen" Kurse gehören zu ihm und in jedem Comic muss es mMn um das Thema eines Kurses/einen Kurs oder ein aktuelles Thema das ihn aktuell beschäftigt als Leitmotiv geben (Beispiel: Galaxy 1,wo Dussel ein Buch über Psychologie benutzt um Donalds Beweggründe zu seinem Handeln "zu entschlüsseln").

(14.09.2008, 09:35)Derschwaflkop schrieb: Auch Klever hat schon mit Feinden Dagoberts, wie den Panzerknackern zum Beispiel, kooperiert.

Ich würde aber sagen nicht so extre. Bsp. ind LTB 525 (mMn Gefährlicher Gegner) entführt er die Ducks, bringt sie in Gefahr usw..Moneysac ist ein eher Sparsamer (außer es geht darum "den alten Duck" zu schlagen). Klever ist ein Reicher, wie Dagobert sagen würde, Verschwender, der auch in Wetten usw. in Sachen Kosten die Nase vornhat".
Ich denke, dass Klever Moneysac oft ersetzt, da er eher in das Bild des reichen, verschwenderischen Bankrotteur passt, der Dagobert beneidet und am Ende scheitert
Errare humanum est. Verzeiht meine Rechtschreibfehler. Bin Professor noch Schüler. Greenie
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#47
Ich stelle mal eine Frage zu den Dagobert Duck in dieses Forum:

Darf Dagobert (wie bsp. in „Onkel Dagoberts Unterschrift ist Gold wert“ aus LtB 4) wie ein Gauner dargestellt werden? Besonders in älteren Geschichten kommen die Listen von Dagobert geradezu kriminell herüber. Ist das was er macht noch geschäftlicher Spürsinn oder schon kriminell? Passt es überhaupt zu seiner Person? Sollten die Comics in diesem Stil wo Onkel Dagobert kriminelle oder unfaire Methoden einsetzt „wiederbelebt“ werden? Und ist es gerechtfertigt wenn er (auch wenn der Gegner etwas kriminelles macht) bsp. falsche Verträge vorlegt, das Kleingedruckte in seinen Verträgen fast unsichtbar ist oder er mit verschwindender Tinte unterschreibt?
Errare humanum est. Verzeiht meine Rechtschreibfehler. Bin Professor noch Schüler. Greenie
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#48
Spannendes Thema, mit dem ich mich durchaus auch schon an anderer Stelle befasst habe. Deswegen habe ich auch eine relativ klare Meinung, und heißt: Bitte nicht. Auch wenn die früheren LTB (als Nachdrucke) mehr oder weniger meine Prägung bei Disney-Comics waren (neben der damals Vicar-geprägten Micky Maus).

Es gibt mindestens zwei wesentliche Weiterentwicklungen/Interpretation von Dagobert, wie ihn Carl Barks hinterlassen: die von Don Rosa und die von Guido Martina. Nach Don Rosa hätte Dagobert in seinem Leben nur ein Mal den Boden aufrichtigen Handelns verlassen: nämlich in "Wudu-Hudu-Zauber". Guido Martina hat mit seiner Interpretation begonnen, als Carl Barks noch aktiv war. Sein Dagobert ist kalt, zynisch, die gewissenlose Variante des Kapitalismus. Dazu gehört auch die von dir genannte Geschichte, die Guido Martina geschrieben hat.

Ich glaube, dass Dagobert mit keiner der beiden Haltungen vernünftig getroffen wird. Dagobert ist eine streckenweise abstoßend handelnde, aber dennoch liebenswerte Figur - einer, der merkt, wenn er deutlich zu weit gegangen ist ("Die Krone der Wünsche", LTB 540). Oder einer, der mit seinen Mitmenschen mitunter unfair umspringt und dessen Geiz seine sympathische Seite überlagert, dem seine Freunde, Verwandten und Bekannten aber trotz allem beistehen ("Alle gegen einen", LTB 452).

Ein Dagobert in der Ausgestaltung Martinas wäre nicht mehr liebenswert und vor allem nicht mehr in letzter Konsequenz positiv besetzt. Und den Anspruch Rosas, dass Dagobert immer anständig handeln würde (wenn auch nicht immer direkt liebenswert), treibt Marc Enclauh gerade auf die Spitze: Eine Figur, die nie gegen das Gesetz verstößt, aber ansonsten komplett rücksichtslos ist (das wird in LTB 559 noch mal deutlich), ist bestimmt kein Sympathieträger. Dagobert kann das sein. Trotz seiner Habsucht. Und gerade dieses Spannungsfeld ist der Boden, auf dem wirklich gute Geschichten entstehen können.
R.A.V.I.O.L.I. (Regelmäßiger Auswerter verschiedener italienischer Original-Literatur)
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#49
Interessante Gedanken, die letztlich auch gut zu dem passen, was ich in meinem Artikel für das Barks-Spezial im Bertel-Express geschrieben habe. Barks' Dagobert war eine vielschichtige Persönlichkeit. Nur sehr wenige Autoren haben ihn ähnlich variabel dargestellt. Entweder man kapriziert sich auf die negativen Seiten wie Martina oder Dalmasso - oder es geht so weit, dass Geld für Dagobert entweder nur noch eine rein sentimentale Bedeutung hat (Rosas Interpretation, die sich mit Barks' Darstellung oft beißt) oder gar keine mehr (DuckTales 2017).
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#50
Eine rein sentimentale Bedeutung hat Geld für Dagobert eigentlich immer – er gibt es nie aus, sondern erfreut sich daran, es (besonders in Form von Münzen) zu sammeln, zu polieren und darin zu baden. Alle seine Unternehmungen und Ausflüge in die Politik sind einzig und allein darauf ausgerichtet, noch mehr Geld horten zu können, an dem er dann noch mehr Freude haben kann. In diesem Aspekt beißt sich Rosas Darstellung denke ich nicht mit Barks, das tut sie mehr in anderen Dingen, etwa dort, wo Rosa Dagoberts Sentimentalität auf andere Dinge ausweitet oder seine  Sentimentalität in Sachen Geld als reinen Platzhalter für andere Sentimentalitäten darstellt (nach dem Motto „Ich interessiere mich nur für Münzen, die mich an Klondike und Nelly erinnern“). Auch bei Martina ist Dagoberts Grundeinstellung zu Geld meiner Ansicht nach nicht grundlegend anders als bei Barks, dafür sind sämtliche positiveren Eigenschaften von Dagobert ins Gegenteil verkehrt.
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#51
Das ist ja etwas, das wir generell und bei etlichen Figuren beobachten können. Barks hat oft sehr vielschichtige Figuren angelegt (was zu einem Teil daran lag, dass er sich um Kontinuität wenig geschert hat und die Figuren in bestimmten Kontexten so verändert hat, wie er sie eben gebraucht hat) und das macht imo den Reiz von Barks aus. Später kann man grob gesprochen zwei Stränge sehen, die immer nur Teile dieser komplexen Figuren herausgreifen und wo Rosa und Martina meist Gegenpole sind.
Anderes Beispiel (das habe ich auch im Bertel-Express Spezial ausgeführt, aber es ist sicher nicht so leicht zu finden wie Spectaculus' Gedanken  Zwinkern): Tick, Trick und Track. Bei Barks können sie sowohl die klassischen Kinder sein, als auch gewissermaßen Mini-Erwachsene (ohne dass dies aufdringlich wird), also in einer Geschichte unreifer als ihr Onkel (zB Der Bienenkrieg, wo sie herumheulen, oder Der goldene Weihnachtsbaum) und in vielen anderen reifer und den Tag retten. Bei Rosa sind sie dann praktisch durchgängig Mini-Erwachsene fast schon mit Superkräften (Die Botschaft der Säulen), während sie in älteren italienischen Comics aufsässige Kinder sind (Die Unglücksschule).
Falls das Barks-Zitat zu TTT noch nicht alle kennen: „Ich begann sie einige Male zu so etwas wie kleine schlaue Jungs zu machen und andere Male zu ungeschickten kleinen Jungs und ich habe immer auf den Überraschungseffekt in jeder Geschichte abgezielt, sodass niemand ein Comicheft nehmen und sagen kann: ‚Die Neffen werden sich so und so verhalten.‘ Sie würden nicht wissen, bis sie die Geschichte gelesen haben, was diese kleinen Jungs genau vorhatten.“
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#52
Die Neffen haben heute noch ihre zwei Facetten, wobei die Geschichten der vernünftigen und "erwachsenen" Neffen inzwischen klar in der Mehrheit sind. In Fieselschweif-Geschichten sowieso. In vielen Action-Storys von Andersen haben sie aber auch noch eine ausgeprägte kindlich-boshafte Seite, besonders gegenüber Donald. Darüber hinaus gibt es immer wieder klassische Schulschwänzer-Geschichten, da beisst sich schon das Thema mit "erwachsen und vernünftig".

Ich würde die Charakterisierung allerdings nicht vielschichtig nennen, sie ist schlicht gegenteilig. Je nachdem, wie man es braucht. Auch bei Rosa sind die aufrechten und wissbegierigen Fieselschweiflinge schwer mit denen aus "Schwänzen will gelernt sein" unter einen Hut zu bringen.

Die Charakterisierung des modernen Dagobert ist von Don Rosa massgeblich geprägt. Etwa seit dieser Zeit hat er auch bei anderen Autoren das Schurkische abgelegt und ist "nur noch" gerissen und geizig, aber im Grunde ehrlich und (meist) gutherzig. Die älternen LTBs wimmeln noch von Geschichten, wo sich Dagobert besonders gegenüber Donald ausgesprochen mies verhält und es nicht erträgt, wenn dieser Erfolg hat und mit unsauberen Methoden versucht, sich dessen Erfolg unter den Nagel zu reissen. Klassisch ist auch, dass er Donald für seine Hilfe Belohnungen verspricht, die er dann unter fadenscheinigen Begründungen oder Wortklaubereien nicht einhält und die ganze Beute allein einsackt.

Die Charakerisierung von Dagobert als unfairen bis gemeinen Rabenonkel ist letztlich ein Grund für die Entstehung von Phantomias.
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#53
(05.04.2022, 09:24)Eifelschaf schrieb: Die Neffen haben heute noch ihre zwei Facetten, wobei die Geschichten der vernünftigen und "erwachsenen" Neffen inzwischen klar in der Mehrheit sind. In Fieselschweif-Geschichten sowieso. In vielen Action-Storys von Andersen haben sie aber auch noch eine ausgeprägte kindlich-boshafte Seite, besonders gegenüber Donald. Darüber hinaus gibt es immer wieder klassische Schulschwänzer-Geschichten, da beisst sich schon das Thema mit "erwachsen und vernünftig".

Ich würde die Charakterisierung allerdings nicht vielschichtig nennen, sie ist schlicht gegenteilig. Je nachdem, wie man es braucht. Auch bei Rosa sind die aufrechten und wissbegierigen Fieselschweiflinge schwer mit denen aus "Schwänzen will gelernt sein" unter einen Hut zu bringen.

Die Charakterisierung des modernen Dagobert ist von Don Rosa massgeblich geprägt. Etwa seit dieser Zeit hat er auch bei anderen Autoren das Schurkische abgelegt und ist "nur noch" gerissen und geizig, aber im Grunde ehrlich und (meist) gutherzig. Die älternen LTBs wimmeln noch von Geschichten, wo sich Dagobert besonders gegenüber Donald ausgesprochen mies verhält und es nicht erträgt, wenn dieser Erfolg hat und mit unsauberen Methoden versucht, sich dessen Erfolg unter den Nagel zu reissen. Klassisch ist auch, dass er Donald für seine Hilfe Belohnungen verspricht, die er dann unter fadenscheinigen Begründungen oder Wortklaubereien nicht einhält und die ganze Beute allein einsackt.

Die Charakerisierung von Dagobert als unfairen bis gemeinen Rabenonkel ist letztlich ein Grund für die Entstehung von Phantomias.

Ich redete bei "vielschichtig" von Barks und nicht von späteren Autoren. Wenn du dir Barks-Geschichten ab der klassischen Periode, also ab 1947 anschaust, sind TTT vielschichtig, weil beide Merkmale nicht derartig übertrieben sind und man sie unter einen Hut bringen kann. Wenn wir es überspitzt formulieren: Martinas TTT haben mit Rosas TTT (ich klammere mal Schwänzen aus – und Martina und Rosa stehen ja nur stellvertretend für viele andere, auch neuere Geschichten) eigentlich nichts zu tun, es sind ganz andere Neffen. Das ist Barks mMn nicht der Fall. Barks stellt im Normalfall vernünftige, hilfsbereite Kinder dar, die sich aber auch manchmal wie typische Kinder verhalten können. Ich würde nicht so weit gehen, TTT schon bei Barks als Mini-Erwachsene zu bezeichnen, was naturgemäß mit der anderen Seite nicht zusammenpassen kann.

Hm, beim Einfluss von Rosas Dagobert mag ich dir nicht wirklich zustimmen. Die Charakterisierung Dagoberts in Italien hat sich schon in den 1980ern gewandelt, als etwa Pezzin oder Concina zum Schreiben begonnen haben, und es war ja auch nie so monolithisch, wenn man zB an Scarpa denkt. Rosas SLSM, das ganz sicher einen großen Einfluss hatte, keine Frage, ist erst in den 90ern gekommen und da war Martinas Dagobert meiner Wahrnehmung nach schon längst nicht mehr so dominierend. Martina starb übrigens 1991. Es war also vielleicht nur eine Generationenabfolge.
Das besondere Charakteristikum von Rosas Dagobert hat Luk oben eh schon herausgestrichen. Das spießt sich nicht nur mit Barks, das hat auch später kaum jemand (und schon gar nicht in dieser Art und Weise wie Rosa) aufgegriffen.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#54
(05.04.2022, 09:24)Eifelschaf schrieb: Die Charakterisierung des modernen Dagobert ist von Don Rosa massgeblich geprägt. Etwa seit dieser Zeit hat er auch bei anderen Autoren das Schurkische abgelegt und ist "nur noch" gerissen und geizig, aber im Grunde ehrlich und (meist) gutherzig.

Also, ich glaube, da überschätzt du Rosas Einfluss auf die italienischen Autoren. Zumal die Ausgangslage nicht so ist, dass es bis dahin in Italien nur den Martina-Dagobert gab. Ich kann gut verstehen, dass man den Martina- und den Rosa-Dagobert in Kontrast setzt, weil das halt aus jetziger Sicht die beiden Extrempunkte sind, aber für die frühe italienische Comic-Produktion ist es meines Erachtens sinnvoller, den Martina- und den Scarpa-Dagobert gegenüberzustellen. Denn auch bei Scarpa hat Dagobert in manchen Momenten seine gutmütige Seite gezeigt. Eigentlich ist der Kolumbusfalter ja schon das beste Beispiel für diesen Widerstreit der beiden "Dagoberts": Dagobert beschenkt Donald am Ende, die Rahmengeschichte macht genau das aber wieder rückgängig. Mit Gian Giacomo Dalmasso, dem Autor der Rahmengeschichten, hab ich mich jetzt nie intensiver befasst, mir kommt es aber so vor, dass er in dieser Hinsicht schon mehr bei Martina war. Das müsste man sich aber für jeden der Autoren einzeln anschauen. Bei Cimino ist Dagobert teils schon auch hart, durch seine Exzentrik wird das aber wieder etwas gebrochen. Oder wie seht ihr das?
Ich denke jedenfalls, dass der Martina-Dagobert zwar dominant war (weil Martina halt auch in den U100-Bänden mit Abstand am häufigsten vertreten war), es aber falsch wäre zu denken, dass es damals eine Homogenität in Dagoberts Charakterisierung gab.


(Edit: Den obigen Beitrag von McDuck hatte ich zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht gelesen.)
"Zwei notwendig entfernte Zeitpunkte in ein und ebendasselbe Gemälde bringen, [...] heißt ein Eingriff des Malers in das Gebiete des Dichters, den der gute Geschmack nie billigen wird." (Gotthold Ephraim Lessing)

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#55
Die Charakterisierung geht schon bei Barks stark auseinander, worauf er ja selbst hinweist. Auch da gab es schon aufrechte Fieselschweiflinge und extreme kindliche Lausbuben, die schwer zu vereinbaren sind. Richtig ist, dass auch die intelligentere Neffen-Form bei Barks immer noch irgendwie als Kind durchging, während es bei späteren Autoren (zu) extrem in den Bereich Mini-Erwachsene geht.

Dagobert wurde lange unterschiedlich interpretiert, man muss nur die alten LTB zu Hand nehmen. Gewiss gibt es nicht nur die Schurken- und Gewissenloser-Kapitalist-Variante. Er konnte gegenüber Donald auch sowohl Verbündeter wie auch Antagonist sein. Manche Schatzsuchen etwa verliefen auch ganz harmonisch. Bei erwähnten Scrapa zeigt sich auch oft ein gutes Herz hinter der harten Schale.

Was seit anno Don Rosa anders ist, ist dann die mögliche Interpretation von Dagobert als Fiesling fast völlig zum Erliegen gekommen ist. Es gibt kaum noch Geschichten, die ihn skrupellos und nur gierig zeigen. Er tritt zwar mitunter als Gegner von Donald, Phantomias oder anderen Familienmitgliedern auf - etwa wenn die eine Geschäftsidee haben, die seine eigenen Geschäfte stören oder im Rahmen einer Wette oder Wettstreits - aber praktisch nie gewissenlos.

Das barkssche Narrativ „Ich bin reich geworden, weil ich zäher war als die Zähsten und schlauer als die Schlausten! Und ich bin dabei ein ehrlicher Mann geblieben!“ ist spätestens seit Rosa dominierend. Da gibt es, denke ich, auch kein Zurück mehr.
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#56
Ja danke. Du unterstreichst genau das, was ich auch gemeint hatte. Aus deinen Formulierungen kann ich jetzt nicht ganz schließen, ob du gemeint hast, dass ich den großen Unterschied bei TTT nicht sehe. Das tu ich natürlich schon. Für mich ist das halt ein Widerspruch, der noch in einer Persönlichkeit vereinbar ist. Bei späteren Autoren sehe ich das etwas anders. Aber ist vielleicht Ansichtssache  Fröhlich
TTT waren ja nur ein Beispiel, ich hätte auch Donald nehmen können, der bei Barks enorm vielschichtig sein kann (oder auch widersprüchlich, wenn dir das Wort lieber ist, aber ich mag es halt nicht besonders).
Und zu Dagobert: Ja, eine Rückkehr zum Martina-Dagobert ist ganz sicher nicht mehr möglich. Das liegt nicht nur an Rosa, sondern am generellen Trend in Italien seit den 80ern. Wie gesagt, den Einfluss Rosas kann man sehr leicht überschätzen.

(05.04.2022, 10:31)313er schrieb: (Edit: Den obigen Beitrag von McDuck hatte ich zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht gelesen.)

Das ist doch wunderbar, dann war ich nicht der Einzige, dem dieser Gedanke gekommen ist   Fröhlich
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#57
(05.04.2022, 13:36)McDuck schrieb: TTT waren ja nur ein Beispiel, ich hätte auch Donald nehmen können, der bei Barks enorm vielschichtig sein kann (oder auch widersprüchlich, wenn dir das Wort lieber ist, aber ich mag es halt nicht besonders).

Niemand hat Donald jemals besser dargestellt als Barks. Und das ist eigentlich ziemlich traurig, wenn ich das so bedenke …  Grübel Auf jeden Fall hat Carl aus unserem Lieblingserpel so ziemlich jede Seite herausgekehrt, die nur möglich ist, auch seine unschönen (die aber zum Glück nicht so oft).
Plus ca change

Plus c'est la meme chose
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#58
Ja, bei Barks' Donald geraten wir wohl beide ins Schwärmen.  Zwinkern
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#59
Ich stelle mal drei andere Fragen zur Diskussion (nachdem auf die andere Frage so fleißig geantwortet wurde).

1. Denkt ihr, dass die älteren Charaktere (bsp. Onkel Dagobert, Oma Duck, Habakuk (oder Dorette Erpel) und Opa Knack) körperlich stark sein sollen (wie in „Drei gegen Alle“, LTB 537, wo sie eine Reihe von Schurken zusammenschlagen) oder muss ihre „Kraft“ in Geschick, Technik oder Klugheit liegen. Ist es logisch, wenn alte Menschen wie Dagobert ein alter Haudegen (wie Donald manchmal erwähnt) sind. Ist die körperliche Kraft evt. auch ein Hinweis, wie viel man mit Willen schaffen kann?

2. Gustav mit Hang zur Arbeit? Sollte es möglich sein, dass Gustav ohne bestimmten schwerwiegenden Grund vllt. sogar aus Spaß körperlich arbeitet (also nicht als „Glücksbringer“ für Onkel Dagobert). Oder sollte wie in „Fortuna macht Ferien“ Gustavs Arbeitserfolge eigentlich nur Glück sein (okay backen, frisieren und sammeln sind auch Arbeit, aber keine körperlich harten)?

3. Ein Bereich, der mMn sehr sensibel ist und manche Autoren die Grenze dort leider nicht gut setzen - das Glück von Onkel Dagobert.
Oftmals ist das Glück von Onkel Dagobert sehr extrem, er verliert sein Vermögen und bekommt es am Ende mit mehr Geld oder großen Triumph zurück (Alle gegen einen, LTB 452). Aber wie weit darf der Autor gehen? Muss das Glück auf Widerstandskraft und geschäftlichen Geschick beruhen oder darf Onkel Dagobert Glück haben, wenn er am Boden zerstört ist, keinen Widerstand leistet, wenn er betrogen wurde und Geschäfte getätigt hat, die schlecht waren (LTB 539, Die Wippschwänzige Wirrschopfschnepfe).

PS: Habe mich über eure Antworten gefreut und hoffe, dass jetzt auch viele ihre Meinung abgeben (und das brauchen nicht nur erfahrene und lange Experten zu den Themen sein, sondern auch die, die weniger Erfahrungen mit den Comics haben (es geht hier ja auch darum, was man zu den Personen meint und nicht nur darum, was genau stimmt)).
Errare humanum est. Verzeiht meine Rechtschreibfehler. Bin Professor noch Schüler. Greenie
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#60
1. Das die genannten drei Personen fitnessmäßig über ihrem Alterschnitt liegen, ist plausibel. Dorette arbeitet von früh bis spät körperlich, Opa Knack hat Jahrzehnte der Flucht, Fassadenkletterei und vermutlich unterwelttypischer körperlicher Auseinandersetzungen in den Muskeln. Dagobert ist ein sehr zäher Erpel, der von unzähligen Schatzsuchen und (auch körperlichen) Kämpfen gegen Widersacher fit gehalten wird. Seine Kampfkraft wird unterschiedlich dargestellt: Manchmal verprügelt er die ganze Knackerbande eigenhändig, manchmal verschüren die Gauner ihn auch ohne Probleme. Das kann schon mit Willen oder besser Wut begründen: Wenn Dagobert on fire ist, versenkt er schonmal einen ganzen Raddampfer mit Schurken. Wird er überrascht, kann man ihn überwältigen.

2. In Geschichten, wo Gustav auf sein Glück verzichtet - oder verzichten muss - arbeitet er auch gelegentlich. Wieviel Spaß er daran hat, ist wiederum unterschiedlich. Mal verzweifelt er schier, mal ist es ihm eine interessante Abwechslung, in der er auch kurzzeitig auf geht. Er arbeitet auch manchmal, wenn der Charakterzug Arbeitsunwilligkeit nicht groß thematisiert wird, etwa in Familienprojekten oder wenn eine Wette oder ein Wettbewerb ansteht. Zum Beispiel klassisch in "Wer-ist-der-würdige-Erbe?" Geschichten.
Klar: Auch wenn er arbeitet, nimmt ihm sein Glück praktisch jede Anstrengung ab. Sofern selbiges Glück vorhanden ist (siehe oben).

3. Das Problem sehe ich weniger im Glück der Person Dagobert, da kann man sich mit dem alten Spruch "Glück ist dem Tüchtigen!" behelfen. Auch sind Entenhausener Geschichten oft auf ein Happy End der Helden angelegt, da gehören plot twists wie überraschende Glücksfälle dazu. Schwieriger zu Bewerten ist das Wirken des Glückzehners. Solange der als eher symbolischer Talisman dient, ist alles in Ordnung (meiner Meinung nach). Als realer, echter Glücksbringer nimmt er Dagobert etwas die Glaubwürdigkeit als unvergleichlicher Geschäftsmann. Etwa in Geschichten, wo der Zehner kurzzeitig abhanden kommt (oder "seine Macht" verliert) und postwendend Ölfelder versiegen, Minen erschöpft sind und die Butterfabrik abschmiert.
Das ist heikel.
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