Hallo Comic-Gemeinde!
Natürlich sind Disney-Comics die lustigsten und spannendsten der Welt. Ist doch klar. Sonst wären wir nicht hierzuforum. Und für gewöhnlich begann und beginnt eine Comic-Karriere mit der Micky Maus oder dem Lustigen Taschenbuch, bevor der eine oder andere auch seine Liebe für fliegende Männer in Superheldenkostümen oder für furchtlose Gallier entdeckt. Erlaubt ist, was gefällt.
Doch für uns, die wir unsere Kindheit in der DDR verbrachten, war es aufgrund mangelnder Verfügbarkeit anders gewesen. Unsere Helden waren weder die Bewohner Entenhauses noch flogen sie im bunten Fummel durch die Straßenschluchten düsterer Megastädte. Dafür konnten ( und können) sie durch die Zeit reisen, um auf der ganzen Welt mit allerlei historischen Persönlichkeiten spannende Abenteuer zu erleben. Ihre Namen lauten Abrax, Brabax und Califax. Während der erste einen draufgängerischen Abenteurer darstellt, ist der Zweite der Bedachte und Wissende des Trios. Na und der dicke Califax ist stets ums leibliche Wohl besorgt. Zusammen nennen sie sich die Abrafaxe, und das Comic, das von ihren Abenteuern berichtet, heißt Mosaik.
Die ersten Abenteuer der Abrafaxe erschienen im Januar 1976. Das Mosaik dagegen ist viel älter. Bereits 1955 konnten die DDR-Bürger die erste Ausgabe mit den "Bildergeschichten" der Digedags in ihren Händen halten. "Comic" durfte es nicht heißen, denn Comics gab es nur im Westen, waren für die Jugend verderblich und deshalb verboten. Da jedoch durch die damals noch offene Grenze die Verfügbarkeit und die Begeisterung für westliche Comics auch im Osten Deutschlands groß war, wollte man dem etwas entgegen setzen. Und so erblickte das Mosaik das Licht der Welt.
Das Konzept der Protagonisten, den Digedags, jedoch war damals schon das gleiche gewesen wie zwanzig Jahre später bei den heute noch vagabundierenden Abrafaxen: Drei Kobolde, in diesem Falle Dig, Dag und Digedag, erleben allerhand Abenteuer durch alle Zeiten der Geschichte. Die Digedags verschlug es damals als erstes ins Römische Reich. Anschließend flogen sie gar in den Weltraum - es war die Zeit der ersten Weltraumflüge der Sputniks, was dem Zeitgeist entsprechend auch im Mosaik seinen Wiederhall fand. Danach ging es an der Seite von Ritter Runkel ins Mittelalter, wobei die Ritter-Runkel-Serie die mit Abstand beliebteste Geschichte des Mosaiks werden sollte. Bemerkenswert waren die nächsten Erlebnisse der Digedags, denn nun verschlug es sie nach Amerika - quer durch den Wilden Westen, von New Orleans über Mexiko bis nach New York- das Ganze ungefähr zur Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Das war schon sensationell. Bemerkenswert war dies vor allem deshalb, weil man hier den historischen Kontext der Veröffentlichung berücksichtigen muss, spielten diese Abenteuer doch ausgerechnet in den USA, die ja für "uns" im Osten zu jener Zeit des Kalten Krieges der "Klassenfeind" Nummer eins waren. Erwartbar wäre ja gewesen, im Sinne der alltäglichen ideologischen Indoktrination, dass die Digedags im revolutionären Russland ihre Abenteuer bestritten. Das taten sie aber nicht. Und genau hier liegt das außergewöhnliche des Mosaik begründet, was sehr untypisch für die DDR war: Das Heft war vollkommen frei von der ansonsten allgegenwärtigen parteipolitischen Beeinflussung, denn innerhalb der SED-Diktatur hatte alles im Dienste des "Klassenkampfes" zu stehen. Im Mosaik jedoch war davon nichts zu bemerken. Und deshalb war die Beliebtheit des Mosaik auch ungebrochen groß.
Trotz einer Auflage von monatlich 750 000 Heften konnte die Nachfrage nie befriedigt werden. Das Heft gehörte zur sogenannten Bückware. Abonnements waren fast nie zu bekommen und wurden im wahren Sinne des Wortes vererbt.
Doch warum endeten 1975 nun die Abeteuer der Digedags plötzlich? Hannes Hegen, der Erfinder der Digedags, wollte statt der monatlichen Erscheinungsweise nur noch alle zwei Monate ein Heft herausbringen. Und da das Mosaik innerhalb des Verlages "Junge Welt" ein Produkt war, mit dem tatsächlich das meiste Geld verdient wurde, war dies für den Verlag keine Option. Hannes Hegen war jedoch der Inhaber der Rechte an den Digedags, und ohne seine Zustimmung konnte die Reihe nicht fortgeführt werden. So verabschiedeten sich die Digedags nach 225 Ausgaben für immer ins Land der Träume und Phantasie.
Mit Heft 1/1976 betraten nun die Abrafaxe quasi die Weltbühne und wurden ein ebenso großer Erfolg. Ihr Vater hieß Lothar Dräger. Und selbst die schwierigen wirtschaftlichen Turbulenzen nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der harte Wettbewerb im nun konkurrierenden Comic- Markt konnten den Marsch der Abrafaxe nicht aufhalten. Das Mosaik hat die Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs gut überstanden. Heute sind die Abenteuer der Abrafaxe das meistverkaufte Comic Deutschlands. Viele Grundschulen arbeiten mit dem Mosaik sogar im Geschichtsunterricht, denn die Art und Weise der Erzählung war und ist immer ganz nah an den historischen Fakten, und mit dem mehrseitigen Mittelteil erfährt der Leser in jeder Ausgabe immer etwas zur jeweiligen Epoche. Ein Comic für Jung und jung gebliebene. Absolut empfehlenswert.
Aktuell beginnt mit Heft 551 gerade ein neues Abenteuer der Abrafaxe. Diesmal hat es sie in den Orient verschlagen zur Zeit Kaiser Karls des Großen, der offensichtlich auch eine Rolle spielen wird. Es bleibt also spannend.
Natürlich sind Disney-Comics die lustigsten und spannendsten der Welt. Ist doch klar. Sonst wären wir nicht hierzuforum. Und für gewöhnlich begann und beginnt eine Comic-Karriere mit der Micky Maus oder dem Lustigen Taschenbuch, bevor der eine oder andere auch seine Liebe für fliegende Männer in Superheldenkostümen oder für furchtlose Gallier entdeckt. Erlaubt ist, was gefällt.
Doch für uns, die wir unsere Kindheit in der DDR verbrachten, war es aufgrund mangelnder Verfügbarkeit anders gewesen. Unsere Helden waren weder die Bewohner Entenhauses noch flogen sie im bunten Fummel durch die Straßenschluchten düsterer Megastädte. Dafür konnten ( und können) sie durch die Zeit reisen, um auf der ganzen Welt mit allerlei historischen Persönlichkeiten spannende Abenteuer zu erleben. Ihre Namen lauten Abrax, Brabax und Califax. Während der erste einen draufgängerischen Abenteurer darstellt, ist der Zweite der Bedachte und Wissende des Trios. Na und der dicke Califax ist stets ums leibliche Wohl besorgt. Zusammen nennen sie sich die Abrafaxe, und das Comic, das von ihren Abenteuern berichtet, heißt Mosaik.
Die ersten Abenteuer der Abrafaxe erschienen im Januar 1976. Das Mosaik dagegen ist viel älter. Bereits 1955 konnten die DDR-Bürger die erste Ausgabe mit den "Bildergeschichten" der Digedags in ihren Händen halten. "Comic" durfte es nicht heißen, denn Comics gab es nur im Westen, waren für die Jugend verderblich und deshalb verboten. Da jedoch durch die damals noch offene Grenze die Verfügbarkeit und die Begeisterung für westliche Comics auch im Osten Deutschlands groß war, wollte man dem etwas entgegen setzen. Und so erblickte das Mosaik das Licht der Welt.
Das Konzept der Protagonisten, den Digedags, jedoch war damals schon das gleiche gewesen wie zwanzig Jahre später bei den heute noch vagabundierenden Abrafaxen: Drei Kobolde, in diesem Falle Dig, Dag und Digedag, erleben allerhand Abenteuer durch alle Zeiten der Geschichte. Die Digedags verschlug es damals als erstes ins Römische Reich. Anschließend flogen sie gar in den Weltraum - es war die Zeit der ersten Weltraumflüge der Sputniks, was dem Zeitgeist entsprechend auch im Mosaik seinen Wiederhall fand. Danach ging es an der Seite von Ritter Runkel ins Mittelalter, wobei die Ritter-Runkel-Serie die mit Abstand beliebteste Geschichte des Mosaiks werden sollte. Bemerkenswert waren die nächsten Erlebnisse der Digedags, denn nun verschlug es sie nach Amerika - quer durch den Wilden Westen, von New Orleans über Mexiko bis nach New York- das Ganze ungefähr zur Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Das war schon sensationell. Bemerkenswert war dies vor allem deshalb, weil man hier den historischen Kontext der Veröffentlichung berücksichtigen muss, spielten diese Abenteuer doch ausgerechnet in den USA, die ja für "uns" im Osten zu jener Zeit des Kalten Krieges der "Klassenfeind" Nummer eins waren. Erwartbar wäre ja gewesen, im Sinne der alltäglichen ideologischen Indoktrination, dass die Digedags im revolutionären Russland ihre Abenteuer bestritten. Das taten sie aber nicht. Und genau hier liegt das außergewöhnliche des Mosaik begründet, was sehr untypisch für die DDR war: Das Heft war vollkommen frei von der ansonsten allgegenwärtigen parteipolitischen Beeinflussung, denn innerhalb der SED-Diktatur hatte alles im Dienste des "Klassenkampfes" zu stehen. Im Mosaik jedoch war davon nichts zu bemerken. Und deshalb war die Beliebtheit des Mosaik auch ungebrochen groß.
Trotz einer Auflage von monatlich 750 000 Heften konnte die Nachfrage nie befriedigt werden. Das Heft gehörte zur sogenannten Bückware. Abonnements waren fast nie zu bekommen und wurden im wahren Sinne des Wortes vererbt.
Doch warum endeten 1975 nun die Abeteuer der Digedags plötzlich? Hannes Hegen, der Erfinder der Digedags, wollte statt der monatlichen Erscheinungsweise nur noch alle zwei Monate ein Heft herausbringen. Und da das Mosaik innerhalb des Verlages "Junge Welt" ein Produkt war, mit dem tatsächlich das meiste Geld verdient wurde, war dies für den Verlag keine Option. Hannes Hegen war jedoch der Inhaber der Rechte an den Digedags, und ohne seine Zustimmung konnte die Reihe nicht fortgeführt werden. So verabschiedeten sich die Digedags nach 225 Ausgaben für immer ins Land der Träume und Phantasie.
Mit Heft 1/1976 betraten nun die Abrafaxe quasi die Weltbühne und wurden ein ebenso großer Erfolg. Ihr Vater hieß Lothar Dräger. Und selbst die schwierigen wirtschaftlichen Turbulenzen nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der harte Wettbewerb im nun konkurrierenden Comic- Markt konnten den Marsch der Abrafaxe nicht aufhalten. Das Mosaik hat die Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs gut überstanden. Heute sind die Abenteuer der Abrafaxe das meistverkaufte Comic Deutschlands. Viele Grundschulen arbeiten mit dem Mosaik sogar im Geschichtsunterricht, denn die Art und Weise der Erzählung war und ist immer ganz nah an den historischen Fakten, und mit dem mehrseitigen Mittelteil erfährt der Leser in jeder Ausgabe immer etwas zur jeweiligen Epoche. Ein Comic für Jung und jung gebliebene. Absolut empfehlenswert.
Aktuell beginnt mit Heft 551 gerade ein neues Abenteuer der Abrafaxe. Diesmal hat es sie in den Orient verschlagen zur Zeit Kaiser Karls des Großen, der offensichtlich auch eine Rolle spielen wird. Es bleibt also spannend.