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[Zeichner] Giovan Battista Carpi
#1
Ach, ich kann nicht mitansehen, wie tranig es in letzter Zeit in einem meiner Lieblingsunterforen zugeht - dabei haben wir zu vielen Zeichnern noch gar keinen Thread. Einer davon ist Giovan Battista Carpi, einer der bekanntesten italienischen Zeichnern, der von 1953 an fast über ein halbes Jahrhundert lang bis zu seinem Tod 1999 Disney-Comics gezeichnet hat.
Wie findet ihr seine Zeichnungen? Gerechtfertigt, dass er neben Scarpa und Bottaro zu den "großen Drei" der alten italienischen Comics zählt? Seit ihr eher Fan seiner klassischen Periode (von der auch in letzter Zeit das ein oder andere im LTB erschienen ist) oder bevorzugt ihr seine späteren Phasen? Was sind eure Lieblings-Geschichten von Carpi?
"Zwei notwendig entfernte Zeitpunkte in ein und ebendasselbe Gemälde bringen, [...] heißt ein Eingriff des Malers in das Gebiete des Dichters, den der gute Geschmack nie billigen wird." (Gotthold Ephraim Lessing)

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#2
Ich mag Carpi sehr. Die "großen 3" der alten italienischen Comics sind mMn Scarpa, Martina & Carpi. Martina und Carpi waren einfach das perfekte Team! Ich liebe das alten Phantomiasstorys von den beiden. Die spätere Periode von Carpis Schaffen kenne ich leider noch nicht.
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#3
Du meinst wahrscheinlich Martina und Massimo de Vita? Da gebe ich dir recht mit dem perfekten Team.

Was Carpi betrifft, der kommt bei mir nach Scarpa an zweiter Stelle der Italo-Zeichner. Wenn ich mich auf zehn Lieblingsstories beschränken müsste, wären es wohl:

-Mister Moster
-Die Nymphe von Silberbrunn
-Die Reise zum Mond
-Goofy Goofinger
-Duck Dorado
-Der Kurier des Zaren
-Die Verwandlung
-Vom Winde verweht
-Krieg und Frieden
-Die Silberleuchter
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#4
Carpi steht bei mir nach Cavazzano ganz oben in meiner Favoritenliste und sämtliche meiner Lieblingscomcis sind von ihm. (Das Geheimniss der Silberleuchter,...)
[Bild: bannerklein.jpg]

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#5
Ein Carpi-Thread! Sehr gute Idee!Gut
Ich bringe es gleich auf den Punkt: Von den italienischen Künstlern schätze ich nur Scarpa noch höher als Giovan Battista Carpi. Verschiedene Faktoren bedingen diese Wertschätzung, von denen ich einige nennen möchte:
1. Carpi, der Spezialist für Literaturadaptionen: Betrachtet man das im LTB inzwischen leider allzu vernachlässigte Genre der Literaturadaption (oder –parodie), so fällt auf, dass es insbesondere von zwei italienischen Künstlern nachhaltig geprägt wurde: Guido Martina und Giovan Battista Carpi. War anfänglich noch der umstrittene Pier Lorenzo De Vita für die zeichnerische Umsetzung der Versuche Martinas zuständig, den jungen Lesern die Weltliteratur mit Hilfe der beliebten Disney-Charaktere näher zu bringen, so etablierte sich Carpi relativ schnell als Spezialist in diesem Genre. Die in diesem Fall von Dalmasso geschriebene Hamlet-Persiflage „Donald, Prinz von Duckenmark“ (LTB 58) ist eine der ersten (1960) und zugleich bekanntesten von Carpi gezeichneten Literaturadaptionen. Es ist insbesondere Carpis Detailversessenheit bei der zeichnerischen Gestaltung von historischen Trachten und Bauten, die eine authentische Atmosphäre schafft und den Leser vergessen lässt, dass hier lediglich Comicfiguren große Literatur nachspielen. Carpi gelingt es nämlich zum einen, die atmosphärische Dichte tragischer Stoffe zu visualisieren („Das Geheimnis der Silberleuchter“ ist hier sicherlich das prägnanteste Beispiel), zum anderen erlaubt es ihm sein ausgefeilter Bildwitz, die in den Werken meist eher untergründig angelegte Komik auf wenigen Panels pointiert zum Ausdruck zu bringen (Beispiel: Die Konferenz von Napoleon und dem russischen Zaren in „Krieg und Frieden“. Dass sich die beiden Staatsoberhäupter mit Miniaturkanonen beschießen und dabei militär- und geopolitische Parolen rufen, verdeutlicht auf humoristische Weise diplomatische Spannungen).
2. Carpis Talent, Emotionen zu verbildlichen: Wer das LTB 159 besitzt, findet auf der Rückseite einen Dagobert, der uns die gesamte Bandbreite seiner Gefühle präsentiert. Es ermöglicht einem zugleich, auf engem Raum eine gute Übersicht über Carpis bildliche Darstellung von Emotionalität zu gewinnen. Ohne auf rote Köpfe oder übertriebenes Zähneblecken wie etwa Flemming Andersen zurückzugreifen, versteht es Carpi, die emotionale Befindlichkeit der Figuren bildlich auf den Punkt zu bringen. Das erzeugt nicht nur einen unvergleichlichen Bildwitz, sondern animiert den Leser auch, mit den Figuren mitzufühlen. Der Umstand, dass die Figur Micky es Zeichnern nicht in derselben Weise erlaubt, auf der Klaviatur der Gefühle zu spielen, kann ein möglicher Erklärungsgrund dafür sein, dass die Maus-Geschichten von Carpi in meinen Augen nur selten die Qualität seiner Duck-Geschichten erreichen.
3. Carpis Qualitäten als Autor: Carpi ist nur selten als Autor und Zeichner in Personalunion aufgetreten, was ich in Anbetracht der Qualität dieser Geschichten bedauere. In meinen Augen zählen die Sandodan-Geschichten (LTB 88 und LTB 141), „Krieg und Frieden“ (LTB 122), die Messère Ducato-Saga (LTB 137) und „Das Geheimnis der Silberleuchter“ (LTB 143) zu den Höhepunkten seines Schaffens. Da Carpi wohl besser als jeder andere Autor seine besonderen Stärken kannte, konnte er in diesen Geschichten die gesamte Bandbreite seines Könnens ausspielen. Die genannten Geschichten sind humorvoll, atmosphärisch dicht und stringent erzählt. Viele italienische Nur-Autoren haben diesen Grad der Meisterschaft nie erreicht.

Wie man meinen endlosen Ausführungen entnehmen kann, schätze ich vor allem den späteren Carpi. Zum einen weil sein in den 1950er Jahren noch sehr statischer und etwas unbeholfener Stil nach und nach eleganter und dynamischer geworden ist. Zum anderen, weil Carpi am Anfang seiner Karriere oft auch gezwungen war, mittelmäßige Skripte umzusetzen. Seine Qualitäten als Autor entdeckte er leider erst relativ spät.
Auf Anhieb fällt es mir schwer, aus der Fülle seiner gelungenen Geschichten die zehn besten auszuwählen. „Micky als Kurier des Zaren“ (LTB 17; I TL 553-AP), „Die Verwandlung“ (LTB 41; I TL 706-AP), "Die Ducks... vom Winde verweht" (LTB 117; I TL 1396-AP), „Krieg und Frieden“ (LTB 122; I TL 1604-A), „Aus dem Leben des bedeutenden Seefahrers Christoph Kolumbus“ (LTB 123; I TL 1452-AP), die Messère Ducato-Saga (LTB 137; I TL 1425-AP), „Der Tiger von Masalia“ (LTB 141; I TL 1679-A) und „Das Geheimnis der Silberleuchter“ (LTB 143; I TL 1743-AP) gehören aber auf jeden Fall dazu.
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#6
Carpi ist einer der italienischen Künstler, die man wirklich zu denen zählen kann, die ihr Handwerk
verstehen.
Seit dem LTB, angefangen mit der ersten 100er Ära, ist Carpi einer derer, die aus diesem Taschenbuch ein kleines Meisterwerk schufen und einer derer, dessen Name und Schaffen man sich einprägen sollte.
Diese LTBs sind Geschichte und für die Comicgeschichte, nicht gerade belanglos.
Das Flair, das man damals spürte ist heute immer noch dasselbe und das wird es immer bleiben.
Denn Carpi ist zeitlos undverhilft dennoch zu ein wenig Nostalgie und Sentimentalität.

Carpis Zeichenstil war schon immer ein wenig schwungvoll, doch irgendwie war das fast schon ein Markenzeichen.
Doch war sein Stil generell immer etwas italienisch.
Auch ähnelte er immer ein wenig dem von Scarpa, zumindest ansatzweise.
Und auch wenn er immer eine Mischung aus allem war, so wurde er doch von vielen von uns geschätzt.
Auch ich hoffe auf weitere Carpi Geschichten und halte diesen Thread für eine gute Idee und viel Erzählstoff.
Billy Talent - Turn your back

"Dumme Lichtkreaturen! Überall nur Kugeln, Tropfen und
Energiewolken. Wie kann ich ihnen das Hirn wegpusten,
wenn da gar keine Köpfe sind?"


Manche Fischer essen gerne Aal,
und manche Aale essen gerne Fischer.
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#7
Die vorigen Poster haben mir eigentlich schon alles abgenommen. Ich schätze Carpi sehr, dennoch ist er auf meiner Rangliste der klassischen Italo-Künstler nur auf Platz 4 (hinter Scarpa, Martina und De Vita). Meine Lieblingsgeschichten von ihm sind "Krieg und Frieden", "Der Kurier des Zaren", und "Vom Winde verweht". "Das Geheimnis der Silberleuchter" kenne ich leider noch nicht.
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#8
(24.03.2010, 22:52)Brisanzbremse schrieb: Du meinst wahrscheinlich Martina und Massimo de Vita? Da gebe ich dir recht mit dem perfekten Team.

Wie kommst du auf de Vita? Die erste Phantomias-Story wurde doch von Martina und Carpi geschaffen? Okay, es gibt auch viele gute Martina-Phantomias-Storys, welche von de Vita oder Scarpa (leider nur zwei mal) gezeichnet wurden.

PS: Von deiner Carpi-Liste kenne ich sieben Storys und finde sie sehr gut!
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#9
Naja, es gibt gerade mal zwei Phantomias-Geschichten von Martina/Carpi. Zwinkern <--Besserwiss-Smily
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#10
Puh, bei Carpi kenn ich mich nicht richtig aus.
Ich schau einmal im Inducks, welche Comics ich von ihm besitze.

Ah, viele nette Stories, ich habe 21. Schöne Zeichnungen natürlich...
Mein Favorit ist sicher "Die Ducks... Vom Winde verweht"! Einfach genial.

Edit: Mein 300. Beitrag...
Dieser Beitrag ist nur entstanden, um meine Beitragsanzahl zu erhöhen.
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#11
Ja, es ist gerechtfertigt, dass Carpi zu den "großen Drei" zählt. Ich beschränke mich dabei nicht auf eine Stilepoche, mir gefallen sowohl sein Frühwerk und die klassische Phase, als auch die spätere.

Zu meinen Lieblingsstories zählt auf jeden Fall "Die Verwandlung". Die allererste Phantomias-Geschichte und meiner Meinung nach bis heute eine der besten. Bewundernswert, dass dieser neu geschaffene Charakter immer noch bei vielen Comic-Lesern äußerst beliebt ist.

Ansonsten gefallen mir vor allem die Maus-Stories "Der Kurier des Zaren", "Die Reise zum Mond" sowie "Aus dem Leben des bedeutenden Seefahrers Christoph Kolumbus alias Micky Maus", was natürlich nicht bedeutet, dass ich die Ducks von Carpi schlechter finde.
Nichts auf dieser Welt, das sich zu haben lohnt, fällt einem in den Schoß - aber man kann es erreichen (Bob Kelso)
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#12
Ich denke, Carpi ist mein bevorzugter italienischer Zeichner und eine absolut fantastische Geschichte ist 'Micky und die Rebellion der Schatten'.
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#13
313er schrieb:Wie findet ihr seine Zeichnungen?
Sehr schön! Er gehört zu meinen absoluten Lieblingszeichnern!
Zitat:Gerechtfertigt, dass er neben Scarpa und Bottaro zu den "großen Drei" der alten italienischen Comics zählt?
Ja! Auf jeden Fall zu den großen Drei, was bei mir aber nicht Carpi, Scarpa und Bottaro, sondern Carpi, Scarpa und Martina wären, wie es hier einige schon erwähnt haben. Bottaro war vielleicht ein ganz guter Autor, aber ein eher mäßiger Zeichner.
Zitat:Seit ihr eher Fan seiner klassischen Periode (von der auch in letzter Zeit das ein oder andere im LTB erschienen ist) oder bevorzugt ihr seine späteren Phasen?
Viel lieber sein Spätwerk! Seine ganz frühen Geschichten (z. B. in LTB 390) gefallen mir nicht so gut, lieber den Carpi aus den LTBs zwischen 100 und 200.
Zitat:Was sind eure Lieblings-Geschichten von Carpi?
Von seinen Geschichten, die er sowohl geschrieben als auch gezeichnet hat, gefallen mir folgende am besten:
1. Das Geheimnis der Silberleuchter
2. Krieg und Frieden
3. Der Raub der Kronjuwelen

Bei den Zeichnungen sind es vor allem die beiden erstgenannten Geschichten, dazu dann noch "Die Ducks - vom Winde verweht..."


@ Kopekobert Dukofjew: Schöner Text! Gut
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#14
Ich habe mir jetzt auch die LTBs mit "Krieg und Frieden"," Das Geheimnis der Silberleuchter" und die Parodie von "vom Winde verweht" besorgt. Von den ganz wichtigen Literaturadaptionen von Carpi fehlt eigentlich nur noch "Das güldene Fass" oder was meint ihr?
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#15
Mir fällt noch mehr wichtiges ein:
Die Reise um die Welt in 8 Tagen (LTB 16)
Micky als Kurier des Zaren (LTB 17)

Und vor allem
Donald, Prinz von Duckenmark (LTB 76), die wohl wichtigste und beste Disney-Shakespeare-Adaption!
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#16
Danke für die Tipps, da muss ich demnächst mal schauen ob ich die Geschichten finde Zwinkern

Hab jetzt "Die Ducks vom Winde verweht" durchgelesen und  es war eine echt gute Geschichte.
Sehr schöner Aufbau der einzelnen Kapitel und schöne Atmosphäre. Leider fand ich das Ende dann nicht ganz gelungen.

Richtig beeindruckend finde ich Carpis Zeichnungen.  Er ist wirklich einer der Disney-Zeichner mit dem schönsten Stil gewesen Gut

Ich denke als nächstes werde ich "Krieg und Frieden" lesen. Das Epos ist zwar nur ungefähr halb solang aber vielleicht kann es trotzdem noch eins drauf setzen.
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