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Wenig beachtete Barks-Comics
#41
Nummer acht. @Spectaculus: Ist ja wirklich ein Zufall, ich hatte einen Satz zur Zugkatastrophe bereits im Text drinnen und hab das noch etwas erweitert, nachdem ich deinen Post gesehen habe.


Eine haarige Geschichte

Barks' primär konservative Einstellungen waren bereits Thema in meinen Analysen, so hatte er ein – nennen wir es mal freundlich formuliert – schwieriges Verhältnis zu Frauen und sah die wild west frontier als Ort der Rückbesinnung und positiven Gegenpol zu den modernen Zeiten, negierend, dass der Wilde Westen keineswegs so romantisch war und dass sehr viele Menschen im 20. Jahrhundert ihr Leben massiv verbessern konnten. Barks' konservative Ansichten lassen sich sehr gut in Im alten Kalifornien beobachten, weil er ein völlig ahistorisches Bild eines friedlichen Zusammenlebens der Spanier und Indianer entwirft, das dem Goldrausch gegenübergestellt wird. Dies nur noch als Nachtrag zum letzten Text.

Seine konservativen Ansichten brachten mit sich, dass Barks etlichen modernen Errungenschaften skeptisch gegenüberstand. Einen nicht geringzuschätzenden Teil seines Werkes nimmt Kritik an modernen Massenmedien ein, die seiner Meinung nach ihre Zuseher abstumpfen ließen, wodurch nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterschieden werden könne. Seine Kritik an Medien bringt Barks in Die Zugkatastrophe am besten zum Ausdruck, in der er den von Donald im Film beobachteten Zusammenstoß zweier Lokomotiven (die Szene ist klar gestellt, einer der Lokführer zudem als Puppe erkennbar) mit der realen Katastrophe in Kontrast setzt. Donald fungiert in der Geschichte als – wie so oft – klassischer Amerikaner, der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität nicht mehr zu erkennen in der Lage ist. Eine ähnliche Charakterisierung – und hier sei mir ein Vergleich erlaubt – findet sich auch in Rosas Comic Auf der Suche nach der verlorenen Bibliothek.
1961 antwortete Barks auf die Frage, ob er fernsähe, dass er keinen Apparat habe und auch keinen haben wolle. Auch wenn er später einen besaß, war er negativ gegenüber diesen eingestellt: „Man kann den Einfluss von amerikanischem Fernsehen auf die Bevölkerung nicht stark genug unterstreichen – es macht Leute kaputt und vergiftet sie.“
Unvergesslich ist auch Barks' Kritik an Quizshows, wo dynamische Interviewer Kandidaten die unsinnigsten und einfachsten Fragen stellen, wodurch sie einen Haufen Geld verdienen. Als Dagobert den Kullern Geld anbietet, sind diese beleidigt, denn in Quizshows wollen die Interviewer das Geld nur loswerden – kaum ein Satz drückt besser Barks' Meinung gegenüber Quizshows aus als dieser.

Abgesehen von seiner Kritik an Medien stand Barks auch der Populärkultur äußerst skeptisch gegenüber. Und da wird es jetzt „haarig“, weil ich mich der wenig beachteten Barks-Geschichte zuwende. Die Story sei kurz zusammengefasst, weil sie wohl nicht jedem geläufig ist. Glatznick erpresst Dagobert, weil er behauptet, unter dessen Flugzeug geraten zu sein, mit dem Dagobert Perücken nach Entenhausen gebracht hat. Glatznick schwindelt sogar vor, dadurch, dass er unter Perücken begraben wurde, sei er nun allergisch darauf. Er klagt Dagobert auf einen horrenden Schadenersatz, der ihm vom Gericht auch gewährt wird. Die einzige Chance ist, dass Donald als Zeuge aussagt, doch dieser wurde von Glatznick nach Gibbs-Ga-Nich geschickt, was es gar nicht gibt. Natürlich schaffen Dagobert und Tick, Trick und Track es, Donald zurückzuholen, auch wenn Glatznick alle möglichen krummen Dinger versucht. Kern der Geschichte ist erneut die Auseinandersetzung von Barks mit dem Rechtssystem, die ich in früheren Texten bereits kurz angesprochen habe, und das nach Meinung des konservativen Barks nicht jenen Recht verschaffte, die es brauchten, sondern den Betrügern und Schwindlern, jenen, die die besseren Anwälte hatten. Im Laufe der Geschichte nehmen die Ducks das Recht in ihre eigene Hand und, indem sie Glatznick in Afrika zurücklassen, stellen sie durch Selbstjustiz wieder Gerechtigkeit her. Libertäre Vorstellungen, die ja für viele Konservative in Amerika typisch sind, liegen also der Geschichte zugrunde. Dass Barks die Unfähigkeit des Gerichts und der Geschworenen durch das Verhängen eines Strafmaßes von einer Quilliarde (mehr Geld als es auf der Welt gibt) zum Ausdruck bringt, ist natürlich witzig, zeigt aber, was Barks insgesamt von Gerichten hielt, die ihm ja auch einst monatliche Alimente für seine Frau Clara abgeknöpft hatten – eine ganz ähnliche Situation also.

Worum es mir hier allerdings eher geht, ist die Darstellung der Mode des Perückentragens. Barks griff in den 1960ern wiederholt und zunehmend häufiger Erscheinungen der Populärkultur auf, die er zum Teil verfremdete. Ein Beispiel dafür ist das eben genannte Perückentragen, womit er auf lange Haare und die mop-tops anspielt. Eine zunehmende Beschäftigung mit Elementen der Jugendkultur und fashion führte zu Geschichten wie Donald, der Haarkünstler, in der Donald mit Erfolg das Friseurgewerbe ergreift und seinen Kunden neue, modische Haarpracht verleiht, und noch stärkere Ausprägung in Donald hat Geheimnisse erfuhr, in der die gesamte Geschichte das weibliche Schönheitsideal und die Mode zum Ziel des Spottes macht. Dass Barks Mrs Crowsfoot Dryskin (Frau Geheimrat Holzstock) einen ganz neuen Kopf aufsetzt, um sie an das Modeideal anzupassen, ist natürlich ein gelungenes Thema für einen (an der Stelle) unterhaltsamen Zehnseiter, zeigt jedoch auch Barks' Reserviertheit bis Abneigung gegenüber den neuen Modeidealen und Freiheiten. In seinem letzten Zehnseiter, Der Fluch des Albatros, gestaltete er sogar zwei seiner Standardfiguren (Daisy und Gustav) um und gab Gustav ein hippieähnliches Aussehen (inklusive Gitarre), was wohl mehr über Barks' Einstellungen gegenüber Hippies als über Gustavs modische Vorlieben aussagt.

Modetrends waren Barks' Sache nicht. In den 1960ern griff Barks das Wort kooky auf, um damit neue Entwicklungen, die ihm nicht gefielen, zu beschreiben. Als „verrückt werden“ (going kookie) beschrieb er in Das Königsrennen das Klima in Entenhausen vor dem großen Pferderennen, das übrigens mehr Schein als Sein war und somit erneut die Medienkultur aufs Korn nahm. Verrücktheit war das eine, physischer Verfall das andere. In Die Eignungsprüfung stellte Barks junge Leute (inklusive Donald) so dar, wie er sie sich vorstellte: „ohne Saft, ohne Kraft, aber die Haare lang“ (diesmal zitiert aus der Übersetzung, die aber hier ganz passend ist). Diese Assoziationen weisen auf gängige Stereotype Konservativer hin. Verrücktheit und Verfall sind auch in Eine haarige Geschichte am Rande wahrzunehmen. Die jungen Damen mit ihren Perücken beschrieb Barks als kooky, einige Mitglieder der Jury scheinen physisch nicht mehr den Bedingungen gewachsen und schlafen, andere haben sogar Brust- und Schnurrbartperücken.

Als letztes Beispiel der von Barks rezipierten Populärkultur sei die Musik erwähnt. Bereits 1957 hatte er in Die Stadt der goldenen Dächer sich über Popmusik und Tanz lustig gemacht und Elvis Presley zu Shoeless Pashley verballhornt (im Deutschen wesentlich freundlicher Bob Trott). In Das Kind der Wildnis erfand er den Schnulzensänger Tweedy Teentwirp, dessen Originalname mehr Gefühl dafür gibt, wie Barks die Popmusik sah (twirp = Dummkopf), als die Übersetzung Tipsy Topper (warum Tweedy alkoholisiert sein soll, weiß ich nicht, aber Erika Fuchs wird schon ihre Gründe gehabt haben). Auch Tweedy ist langhaarig und erscheint als Repräsentant jener neuen Ära, die Barks wenig mochte (er ist außerdem so wie die Beatles ein Brite). Unter seinem Einfluss wird sogar das Mädchen der Wildnis gezähmt und beginnt, ihre Haare zu kämmen (!). Die Wortähnlichkeit von twirp und twirl ist signifikant, auch wenn sie Barks vielleicht gar nicht bewusst war. Dass aber Tweedy die Teens ver-dreht und dies sogar beim wilden Mädchen schafft, ist eine ganz interessante Assoziation, die Barks' Einstellung gut zusammenfasst und die ich zum Abschluss in den Raum stellen möchte.

Zusammenfassung: In den 1960ern griff Barks wiederholt Elemente der Jugendkultur auf, etwa Modeerscheinungen, lange Haare, ein Gefühl des auch körperlichen Verfalls der Jugend, das ja stark von Konservativen getrommelt wurde, oder auch Popmusik. Seine konservativen Ansichten bedingten, dass er vielen dieser kulturellen Errungenschaften äußerst skeptisch gegenüberstand. Genauso ablehnend war seine Haltung gegenüber den Massenmedien, deren Konsum er verweigerte. Etliche dieser Ansichten erscheinen uns heute mit guten Gründen als haarig, deswegen fiel die Wahl auf den Comic Eine haarige Geschichte, aus dem sich Barks' Einstellungen gegenüber Mode gut ablesen lassen.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#42
Wie immer ein sehr schöner und ausführlicher Text. Hätte gerne noch länger sein können, denn du hast die rechtlichen Aspekte der Geschichte außen vor gelassen, die bei der "haarigen Geschichte" mMn im Mittelpunkt stehen. Immerhin geht es hier um die nicht gerade kleine Summe einer Quilliarde Taler als Schadenersatz für die Untergrabung der Gesundheit. Die Perücken sind dabei nur das Mittel zum Zweck (wobei Anfang und Ende die Story ganz vorzüglich einrahmen. Stichwort: Flugzeugcrash)

Im Kern geht es also meiner bescheidenen Ansicht nach weniger um die Jugendkultur und deren Modeerscheinungen (auch wenn die am Rande natürlich karikiert werden) als vielmehr um das Rechtssystem und wie dieses arme, unbescholtene Bürger wie Dagobert an den Rand des Ruins treiben kann, mit wahnwitzigen Behauptungen (und Betrug). Schließlich wird Dagobert schuldig gesprochen ohne stichfeste Beweise, weil es im Rechtssystem von windigen Anwälten, unfähigen Geschworenen und überforderten Richtern wimmelt. (Der Richter stimmt sogar der Quilliarde zu, obwohl ihn der Gerichtsdiener darauf hinweist das dies 43.457.298 mal soviel Geld ist, als es überhaupt auf der Welt gibt.)
Schließlich muss der Verurteilte das Recht selbst in die Hand nehmen, um Recht zu bekommen. (Also ganz klar die konservative Ansicht von Barks, dass man auf das "moderne" System nicht vertrauen konnte und die Dinge auf die Wild-West-Art a la John Wayne selbst regeln musste. Außerdem hatte er ja eine tiefsitzende Abneigung gegenüber Anwälten … Zwinkern )
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#43
Na klar, die Geschichte dreht sich eigentlich um was ganz anderes als um Perücken. Vielleicht ergänze ich noch was zu den rechtlichen Aspekten, aber mir ging es mit dem Text hauptsächlich um die für die Geschichte selbst eigentlich nebensächliche Auseinandersetzung mit Populärkultur, eben weil es für das barkssche Spätwerk so wichtig ist.
Länger geht natürlich immer, aber ich hab immer ein bisschen die Befürchtung, dass lange Texte den einen oder anderen abschrecken. Die letzten zwei Analysen werden aber notgedrungen länger sein, einfach weil die Themen immer interessanter und komplexer werden.
Ist in deiner Ausgabe von Quilliarde die Rede? Bei mir steht Trilliarde und das hat mich immer sehr gewundert, weil es im Zahlenverhältnis so unpassend ist.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#44
Ja, bei mir ist die Quilliarde im Text. Zur Populärkultur bietet sich dann ja auch noch "Der Fluch des Albatros" an, wenn du das nicht sowieso schon geplant hast.
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#45
Hab jetzt den rechtlichen Aspekt noch ergänzt. Albatros war schon drin, allerdings nicht direkt benannt und insofern vermutlich schwer zu erkennen, ist jetzt klarer. Und Mile, deine Meinung ist ganz sicher nicht "bescheiden", du bist hier im Forum doch einer der B.A.R.K.S.e (Barks-Anhänger, richtig kluger Schweifling)  Zwinkern
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#46
Manchmal sagt man, was lange währt wird endlich gut. Na ja, lang hat's gedauert, elend lang ist es auch geworden, ob es gut ist, könnt ihr dann beurteilen. Hoffentlich ist es zumindest in manchen Passagen interessant. Das Thema an sich, finde ich, gehört zu den spannendsten in Bezug auf Barks, aber vielleicht ist mein Text so schlecht, dass euch die Füße einschlafen. Und keine Panik, ganz unten kommt eine Zusammenfassung, also könnt ihr getrost Passagen überspringen.
Ich hab ein paar Begriffe und Namen der politischen Theorie einfach so in den Text reingeschmissen, ignoriert die einfach und lasst mich in meinem wissenschaftlichen Sumpf rumsumpfen.


Der Glockendoktor

Bereits in einem früheren Text habe ich den Einfluss der Weltpolitik auf das barkssche Schaffen thematisiert. Die traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs hatten Barks in den 1940ern zum Schreiben von – laut Geoffrey Blums Urteil – „besonders unlustigen“ Geschichten bewogen, in einer Art „American Gothic“ (so die Charakterisierung Thomas Andreas) hatte er Krieg, Zerstörung, Psychosen und den radioaktiven fallout thematisiert. Die 1950er hingegen waren weltpolitisch deutlich friedlicher und Konflikte wie der Koreakrieg, der Indochinakrieg, in den sich die USA später verwickeln sollten, oder die Blockkonfrontation in Europa waren in der amerikanischen Öffentlichkeit und folglich auch in den barksschen Geschichten ein viel geringeres Thema als die Auseinandersetzungen mit Japan und Nazi-Deutschland ein knappes Jahrzehnt zuvor. Von ein paar wichtigen Ausnahmen abgesehen (Gefährliches SpielFragwürdiger Einkauf) reflektieren die Comics der 50er keine politischen Geschehnisse. Dies ändert sich in den 1960ern, als etwa die Weltraumthematik Einzug hält. Ungeachtet Barks' eigener Ansichten, wonach seine Geschichten nichts mit Politik zu tun hätten, skizziert David Kunzle ein Bild des Entenvaters als Beobachter der aktuellen Geschehnisse. So verweist er auf Das große Ölgeschäft, das nach der Sueskrise entstand, die plötzlich den Nahen Osten in den Fokus der weltpolitischen Aufmerksamkeit gerückt hatte. Ebenso zu erwähnen wäre ein von Barks nie ausgeführtes Comicprojekt mit dem neugebauten Assuan-Staudamm im Mittelpunkt. Interessanterweise schrieb Romano Scarpa im gleichen Jahr eine sehr ähnliche Geschichte, Der Koloss von Abu Simbel, die der barksschen Grundidee äußerst nahekommt – meiner Ansicht nach einer der bemerkenswertesten Zufälle der Disney-Comicgeschichte, denn natürlich können die beiden Großmeister nichts voneinander gewusst haben!

Eine besondere Bedeutung nimmt der Vietnamkrieg ein, der gleich hinter drei Geschichten steht – Der Schatz des Marco PoloDer Fluch des Abbadon und eben Der Glockendoktor. In der letzten Geschichte sind die Referenzen am klarsten. Dagobert, der seine Schellenschimpansen verkaufen will, dreht sie König Sambok von Siambodia an (Anmerkung: ich benutze die englischen Namen), der Probleme mit Reisfinken hat, die die Ernte ruinieren. Der durchdringende Ton der Affen vertreibt zwar die Reisfinken, aber auch die königlichen Nachtigallen. Um dem nationalen Unglück die Krone aufzusetzen, fallen Truppen des Nachbarstaats Upper Malaria in Siambodia ein, da die Reisfinken nun ihre Felder verwüstet haben. Mit den Affen können sie in die Flucht getrieben werden und zur Feier des Tages wird der königliche Gong geschlagen, der jedoch sofort die Reisfinken wieder zurückholt. Die Ducks entkommen aus der unübersichtlichen Situation, wobei Dagobert schwer an Diamanten verdient.

Das Skript der Geschichte stammt zwar nicht von Barks, aber er hat es höchstwahrscheinlich überarbeitet und es reflektiert zu einem Gutteil seine eigene Meinung über Konflikte, die er nicht verstand, in Ländern, die er nur dem Namen nach und höchstens aus Reportagen im NGM kannte. Eine antikommunistische Einstellung lässt sich hauptsächlich in Der Schatz des Marco Polo finden, wo Barks die alte Monarchie gegenüber dem Aufstand des Wahn Beeg Rhat bevorzugt. Dass Barks sich wie so viele Amerikaner kaum mit den Hintergründen des Konfliktes auskannte, erklärt, warum er offensichtlich ein koloniales Unterdrückungsregime und eine Diktatur gegenüber den Rebellen bevorzugte. „In Der Schatz des Marco Polo versuchte ich die Leute dazu zu bringen, an die besseren Zeiten zu denken, die sie hatten, bevor sie so wahnsinnig verrückt wurden, dass sie die ganze Zeit kämpften.“

Dieses Element fehlt in Der Glockendoktor (auch wenn Thomas Andrae die Reisfinken als Guerillakämpfer sehen will – in dem Punkt bin ich ein bisschen skeptisch). Eindeutig ist aber die Chiffre von Siambodia, das als Kofferwort für Kambodscha und Siam = Thailand pars pro toto für die Nachbarländer Vietnams steht, die, von Frankreich unabhängig geworden, sich bemühten, nicht erneut in den Vietnamkrieg hineingezogen zu werden. Und Upper Malaria ist ziemlich eindeutig Nordvietnam, das Barks (oder der unbekannte Autor des ursprünglichen Skripts?) hier mit der Tropenkrankheit in Verbindung bringt. Ein weiterer Aspekt des Krieges wird allerdings in dieser Geschichte thematisiert, der uns letzten Endes in den strittigsten Bereich der Barks-Rezeption führt, nämlich die Rolle von Amerikanern im Konflikt. Und hier ist es unbedingt notwendig, zuerst das Entstehungsdatum zu beobachten: November 1964. Der Tonkin-Zwischenfall war erst einige Monate her, aber noch während der Präsidentschaftswahl hatte Lyndon B. Johnson damit geworben, keine regulären Bodentruppen zu entsenden. Der tatsächliche Einsatz amerikanischer Soldaten begann erst 1965. Dennoch waren bereits zahlreiche Amerikaner als Militärberater in Südvietnam aktiv. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Beratungsfunktion, die Dagobert in der Geschichte für den König einnimmt, auf die Rolle der amerikanischen Berater in Vietnam anspielt. Und bemerkenswert ist es, dass Barks diese äußerst kritisch sieht, weil Dagobert in der Geschichte mehr Schaden als Nutzen anrichtet und letzten Endes dem bitterarmen Land seine Diamanten wegnimmt, während die Reisfinken nach wie vor die Ernte vernichten.

Die Herangehensweise von Dagobert in der Geschichte entspricht der des klassischen imperialistischen Kapitalisten, der seine schlechten Produkte in der „Dritten Welt“ verkauft und dafür die natürlichen Ressourcen ausbeutet. Genau so wurde dies auch verstanden und ich muss hier auf eine wirkmächtige Barks-Analyse hinweisen, um dann meine Gegenposition anzuschließen. Der Vorwurf an Disney im Allgemeinen und Barks im Besonderen lautet, eine imperialistische, antisozialistische Sichtweise auf die Welt und Gesellschaft einzunehmen und somit ganz in der Tradition von Adornos Kulturindustrie oder Gramscis Hegemoniebegriff eine Herrschaft der USA oder der kapitalistischen Oberschicht mittels soft power über den Rest der Welt oder zumindest den amerikanischen Doppelkontinent aufrechtzuerhalten (je nachdem, von welchem Akteur man ausgeht). Formuliert wurde diese These erstmals von Dorfman und Mattelart, zwei linken amerikanischen Intellektuellen, die im Chile der Allende-Zeit eine Möglichkeit sahen, den Sozialismus zu erreichen. Ihr Buch How to Read Donald Duck wurde 1971 in Chile gedruckt. Grob zusammengefasst gehen die beiden davon aus, dass Disney-Comics das Ideal einer bürgerlichen Gesellschaft perpetuieren, in der weite Bereiche der Gesellschaft keinen Platz finden: Die Industriearbeiterschaft ist inexistent und nach ihrer Meinung auch die Armut nicht zu sehen. Donald erscheint als Repräsentant der Mittelschicht, der sich mit betont bürgerlichen Berufen beschäftigt. Die Welt wird aus amerikanischer Perspektive betrachtet, andere Völker erschienen als halbe Wilde, deren möglicher Aufstand keinen Sinn habe. Indem Kinder gerade in Südamerika diese Comics lesen, trügen sie zu ihrer eigenen Kolonisation bei.

Wenn einem Barks-Leser bei diesen Thesen anders wird und er wütend zu protestieren beginnt, hat er vollkommen recht, immerhin spielt die Armut in Barks' Weihnachtsgeschichten eine herausragende Rolle und Donald erledigt Jobs wie Straßenkehrer, die zu den niedrigsten gehören. Es ist bezeichnend, dass Dorfman und Mattelart einen Großteil der Barks-Geschichten nie gelesen haben und nicht zwischen den Barks-Comics und den Filmen unterscheiden. Es ist ebenfalls bezeichnend, dass die Publikation von How to Read Donald Duck Massenproteste chilenischer Fans auslöste, die sich ihren „Pato Donald“, der ja in Südamerika als Identifikationsfigur dient, nicht wegnehmen lassen wollten.

Doch wenn solche Thesen erstmal in die Welt gesetzt sind, kursieren sie gerne weiter. Auftritt David Kunzle, der mit Dispossession by the Ducks zum Teil in dieselbe Kerbe schlägt. Kunzle kannte Barks wesentlich besser als Dorfman und Mattelart und er erkannte die Unterschiede zu anderen Autoren und Comics, das angelegte Gegenmodell. Dennoch analysiert er die Barks-Geschichten mehrheitlich aus einem imperialistischen Blickwinkel. In Der Glockendoktor oder Die Stadt der goldenen Dächer sehe man den prototypischen US-Imperialisten, der eben schlechte Produkte verkauft und dafür viel wertvollere Rohstoffe dem Land gewissermaßen stiehlt. Kunzle sieht in Uncle Scrooge ohnehin eine Chiffre für United States und den Verteidigungswahn Dagoberts mit seinem Geldspeicher als Chiffre für die Verteidigung der USA. Letzten Endes bleibt also auch in der Kunzle-Analyse eine Bestätigung des Imperialismus stehen, der in seinen Augen nicht angegriffen wird, ein kolonialer Zug an den Barks-Comics.

Es wäre müßig zu leugnen, dass Barks imperialistisches Verhalten darstellt und dieses auch mitunter nicht kritisiert. Aber erstens findet sich in vielen Comics eine latente Kritik an Kapitalismus und Imperialismus und Dagobert kann in vergleichsweise wenigen Fällen Schätze erwerben. Zugleich wird das koloniale Andere zwar als anders dargestellt und tappt natürlich in die Orientalismus-Falle, aber ihm wird oft äußerste Sympathie entgegengebracht (Im Land der ZwergindianerDie Insel im All). Und zweitens ist gerade die schonungslose Darstellung von Imperialismus und Kapitalismus, in denen Dagobert, obwohl Hauptfigur, oft schlecht wegkommt, absolut bemerkenswert an den Barks-Comics. Kein anderer amerikanischer Comickünstler der Zeit, der auch nur über eine annähernd so relevante Leserschaft verfügte (und WDC war Anfang der 50er das Heft mit dem größten Absatz), thematisierte bspw. Armut so wie Barks in Weihnachten für Kummersdorf (Armut war damals ein absolutes Tabuthema). Interessanterweise thematisierte Barks in seinen Satiren Grundpfeiler der amerikanischen Gesellschaft und zerlegte diese, sodass seine Comics auch Anschluss in linken Kreisen finden können.

Kurze Zusammenfassung dieses elend langen Textes: Obwohl Barks politische Inhalte in seinen Comics abstritt, sind diese in den 1960ern eindeutig. Eine besondere Rolle nahm der Vietnamkrieg ein, den Barks nicht verstehen konnte und wollte, wobei sein Wunsch, die Leute sollten wieder so leben wie früher, wiederum von uns heute kaum verstanden werden kann. In Der Glockendoktor thematisierte Barks zudem die aus seiner Sicht negative Rolle der US-Berater, zeigt aber auch schonungslos den imperialistisch-kapitalistischen Zugang Dagoberts, wie ihn so kaum jemand sonst, und erst recht kein Konservativer, darstellte. Zwei sehr einflussreiche Texte der Barks-Rezeption habe ich zudem nachgezeichnet, die sich mit Imperialismus und Kapitalismus auseinandersetzen, wobei ich ihre Einschätzungen in weiten Strecken nicht teile.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#47
Guter Text, wenn man sich dafür interessiert. Wenn du allerdings schon den Namen Siambodia benutzt, kannst du den doch auch noch eindeutig aufschlüsseln, denn vielleicht weiß nicht jeder Leser, welche zwei Ländernamen da verwurschtelt wurden ;)
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#48
Wieder ein gut geschriebener Text. Gut Allerdings muss ich auch zugeben, dass mich die Thematik nicht so sehr interessiert. Ich lese seine Geschichten sehr gerne, aber die politischen Ansichten und Haltungen von Carl Barks finde ich nicht so sehr spannend. Sie kommen nur in sehr wenigen seiner Comics überhaubt zum Vorschein und erscheinen mir zeitlich eingeordnet weder als sonderlich problematisch noch als übermäßig interessant. Habe auch beim Leser der Barks Collection immer mal wieder den Eindruck, dass bestimmte Motive und Aspekte einiger Geschichten gerne überinterpretiert und überanalysiert werden, um Rückschlüsse auf Eigenschaften und Haltungen des Autors zu ziehen. Dabei kommen dann zeichnerische, erzählerische oder humoristische Aspekte oft viel zu kurz.
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#49
(24.03.2021, 20:19)FAB schrieb: Wieder ein gut geschriebener Text. Gut Allerdings muss ich auch zugeben, dass mich die Thematik nicht so sehr interessiert. Ich lese seine Geschichten sehr gerne, aber die politischen Ansichten und Haltungen von Carl Barks finde ich nicht so sehr spannend. Sie kommen nur in sehr wenigen seiner Comics überhaubt zum Vorschein und erscheinen mir zeitlich eingeordnet weder als sonderlich problematisch noch als übermäßig interessant. Habe auch beim Leser der Barks Collection immer mal wieder den Eindruck, dass bestimmte Motive und Aspekte einiger Geschichten gerne überinterpretiert und überanalysiert werden, um Rückschlüsse auf Eigenschaften und Haltungen des Autors zu ziehen. Dabei kommen dann zeichnerische, erzählerische oder humoristische Aspekte oft viel zu kurz.

Ich weiß nicht, ob man das so trennen sollte. Das Gesamtkunstwerk bildet sich ja aus all diesen Elementen.

Beim Lesen von McDucks tollen Texten habe ich auf jeden  Fall begonnen, mich für die Politik der Disney Comics zu interessieren.

Zwischen Disney Comics und Filmen scheint mir da tatsächlich ein großer Unterschied zu bestehen was die Vielschichtigkeit betrifft.
Mich würde auch interessieren wie sich politische Fragen in italienischen Disney Comics der Zeit darstellen und wo da die Unterschiede liegen.

Und selbstverständlich ist es interessant, inwiefern sich Barks' Linie bei Rosa fortsetzt, der ja verstärkt auf eine Emotionalisierung der Figuren und Melancholie setzt (vergleichbar vielleicht mit den späten Western-Filmen).

Ein starker Konservatismus ist da definitiv auszumachen, aber eben auch ein gewisser Humanismus, der meiner Meinung nach in den Disney-Filmen eher weniger in der Form zu finden ist und da der Unterhaltungsindustrie weichen muss.
In den Comics wird da die Ente sozusagen Mensch, während sie in den Filmen bloße Oberfläche bleiben muss. Mit dieser Humanisierung einher gehen dann eben auch politischere Themen.
G.R.I.F.F.E.L C.: GRoßer Internationaler Fan der Fantastischen Eindrucksvollen Lobenswerten Comics

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#50
Hmja, Überinterpretationen gibt‘s zuhauf (da mag ich mich selbst gar nicht ausnehmen, auch wenn ich mich meist hinter Blum und Andrae verstecke). Blum und Andrae sind ja beide Kulturwissenschaftler und die ganzen Geisteswissenschaften sind im Grunde nichts anderes als Interpretation und Operieren mit Wahrscheinlichkeiten. Weißt du, wenn man praktisch nichts weiß, dann greift man ein paar Indizien heraus und versucht daraus irgendein Narrativ zu erzeugen. Hinterher kommen dann andere Wissenschaftler und sagen, was ist das für ein Trottel, der da diesen Müll schreibt (nur halt ein klein bisschen freundlicher formuliert). Insofern machen wir hier auch nichts anderes.

Über die allermeisten Barks-Comics kann man gar nichts sagen, insofern hab ich jetzt auch eine verzerrte Optik gelegt. Politik spielt in vielen Geschichten natürlich gar keine Rolle, aber das gleiche gilt für den Einfluss des NGM oder andere Faktoren. Ziel dieser Artikel sollte aber sein, Einflussfaktoren anzuschauen und die politische Seite kann man bei einigen Geschichten auch nicht wegleugnen (Kunzle analysiert das sehr schön, aber wie auch immer). Und dann muss ich halt auch zugeben, dass diese Thematik mich unglaublich interessiert, deswegen ist der Text auch so unaushaltbar lang geworden. Im Studium hab ich mich außerdem sehr lang mit politischer (v. a. linker) Theorie beschäftigt. Das merkt man natürlich auch (seid froh, dass ich euch Marx erspart habe). Aber keine Sorge, der nächste Text wird gar nichts mehr interpretieren, der ist wesentlich mehr „am Boden“.

Wenn euch zeichnerische oder erzählerische Aspekte interessieren, kann ich auch dazu irgendwann noch was schreiben. Natürlich auch was zu Don Rosa oder italienischen Autoren, wenn ihr wollt.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#51
(25.03.2021, 17:02)McDuck schrieb: Wenn euch zeichnerische oder erzählerische Aspekte interessieren, kann ich auch dazu irgendwann noch was schreiben. Natürlich auch was zu Don Rosa oder italienischen Autoren, wenn ihr wollt.
Sehr gerne, mir haben die Texte bisher alle gut gefallen. Ich fand auch den letzten nicht zu lang.

Hat jetzt nicht sonderlich viel mit deinen Texten zu tun, aber ich persönlich finde im Allgemeinen vor allem so "psychoanalytische Texte" ziemlich uninteressant und manchmal störe ich mich auch etwas daran, wenn nur nach versteckten Botschaften und Hinweisen in Bezug auf die Persönlichkeit oder verborgene Traumata des Autors gesucht wird und die eigentliche Geschichte mit ihren aufwändigen Zeichnungen oder ihrem Unterhaltungsfaktor usw komplett in den Hintergrund rückt. ;)
Mir haben zum Beispiel auch viele der Analysen von Geoffrey Blum in der Barks Collection nicht sonderlich gefallen (seine akribisch zusammengetragenen Fakten und Hintergrundinformationen dagegen sind natürlich großartig). In der Einleitung zur CBC ist nachzulesen, dass Barks selbst hat mal in einem Brief an Geoffrey Blum in den 80ern beklagt hatte, dass er es als unangenehm empfand, wenn durch "wissenschaftliche Gehirnanalyse" in seine Privatsphäre eingedrungen wurde. Daher empfinde ich es auch irgendwie als etwas respektlos, wenn dies dann trotzdem exzessiv betrieben wird und auch Fakten präsentiert werden, die von Barks selbst mal als für einen Abdruck zu persönlich empfunden wurden. Aber das ist nur mein Eindruck.
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#52
(25.03.2021, 11:25)G.R.I.F.F.E.L. C. schrieb: In den Comics wird da die Ente sozusagen Mensch, während sie in den Filmen bloße Oberfläche bleiben muss.

Sehr schön gesagt. Weiß allerdings nicht, ob Adorno das auch so gesehen hat (wahrscheinlich kannte er nur die Filme, nicht die Comics), der ja sinngemäß meinte, Donald würde auf der Leinwand jedes Mal geprügelt, damit der Zuschauer akzeptiert, am nächsten Arbeitstag auch wieder Prügel einstecken zu müssen. Ach ja, Adorno - der hatte von Populärkultur wirklich erschreckend wenig Ahnung, er hasste ja auch den Jazz.
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#53
Wobei ich Adorno in Bezug auf die Filme ja durchaus Recht geben muss. Obwohl technisch natürlich brillant, haben die Filme mir im Gegensatz zu den Comics nie wirklich zugesagt. Dass eine Figur wie Onkel Dagobert, die ja sozusagen aus Dickens' Scrooge heraus entwickelt wurde, auch nur in den Comics geboren werden konnte und (von den DuckTales abgesehen, die aber ja wieder auf einem anderen Blatt stehen) im Disney-Film nie wirklich einen Platz einnehmen konnte, sagt da meiner Meinung nach relativ viel aus...
G.R.I.F.F.E.L C.: GRoßer Internationaler Fan der Fantastischen Eindrucksvollen Lobenswerten Comics

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#54
Bezog sich Adorno wirklich auf die Cartoons und nicht auf die Comics? Bezüglich Prügel im Sinne von Unterdrückung fallen mir da spontan nur The Riveter und Bellboy Donald ein. Viel, viel häufiger lag der Film-Donald doch im Clinch mit seinen Neffen oder irgendwelchem Kleingetier bis hin zu Insekten. Ein Opfer seiner eigenen Doofheit oder Reizbarkeit, aber kein Bezieher von "Prügeln".
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#55
(26.03.2021, 21:24)Brisanzbremse schrieb: Bezog sich Adorno wirklich auf die Cartoons und nicht auf die Comics? Bezüglich Prügel im Sinne von Unterdrückung fallen mir da spontan nur The Riveter und Bellboy Donald ein. Viel, viel häufiger lag der Film-Donald doch im Clinch mit seinen Neffen oder irgendwelchem Kleingetier bis hin zu Insekten. Ein Opfer seiner eigenen Doofheit oder Reizbarkeit, aber kein Bezieher von "Prügeln".

Ja, das komplette Zitat lautet: "Donald Duck in den Cartoons wie die Unglücklichen in der Realität erhalten ihre Prügel, damit sich die Zuschauer an die eigenen gewöhnen." (aus Dialektik der Aufklärung). Ich merke erst jetzt, wie daneben das auch sprachlich/logisch ist. :)
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#56
Ich wage zu behaupten, dass Adorno während seiner Lebensspanne maximal einen DD-Cartoon gesehen hat. Davon abgesehen, ist der Satz total sinnbefreit.
Plus ca change

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#57
Ich unterbreche die Adorno-Diskussion mit dem letzten Text dieser Reihe. Äußerst passend heute, fast als hätt ich's so geplant – hab ich natürlich nicht! Äußerst lang geworden, aber ihr könnt das Ende ruhig auslassen, da verpasst ihr nichts.


Eine stille Nacht

Dieser Text beschäftigt sich mit dem m.M.n. interessantesten Thema in Bezug auf Barks, das ich mir deshalb für das Ende dieser Artikelreihe aufgespart habe: der Zensur. Carl Barks ist der Disney-Autor und -Zeichner, dessen Werk am häufigsten der Zensur ausgesetzt wurde. Gerade deshalb ist es geradezu eine Notwendigkeit, sich damit auseinanderzusetzen. Viele Comics lassen sich in der jetzigen Gestalt kaum erklären, wenn man nicht die ständig wachsenden Beschränkungen miteinbezieht, denen seine Arbeit unterlag. Vier Punkte will ich allerdings vorab klarstellen: Erstens vertrete ich hier eine ziemlich weite Definition von Zensur, die über das Zensieren politisch oder moralisch missliebiger Sequenzen hinausgeht und im Grunde sämtliche von außen (in der Regel vom Verlag) vorgenommenen Eingriffe in die barkssche Arbeitsweise inkludiert. Diese Herangehensweise erscheint erstmal ziemlich merkwürdig, aber letztlich geht es ja immer um die gleiche Herangehensweise des Verlags und für Barks selbst war der Grund, warum der Verlag ihm Beschränkungen auferlegte oder Seiten aus den Comics strich, in der Regel vollkommen irrelevant. Zweitens beschäftige ich mich hier nur mit der Zensur, die Western auf die Erstveröffentlichung der Barks-Comics ausübte. Zensuren in späteren amerikanischen (z.B. in Der letzte Moribundus) oder deutschen Abdrucken (bestes Beispiel Heia Safari) – auch darüber ließe sich einiges sagen – können hier kein Thema sein. Drittens ist die Wahl der für diesen Text titelgebenden wenig beachteten Barks-Geschichte von geringer Relevanz. Genauso gut hätte ich eine andere der Zensur unterworfene Geschichte nehmen können, doch da dies die erste komplett zensierte Geschichte war, erschien mir die Wahl passend. Viertens kann dieser Text nicht alle Details wiedergeben und vor allem nicht die gesellschaftlichen Hintergründe ausführlich nachzeichnen. Falls es jemanden interessiert, möchte ich auf den Duckipedia-Artikel verweisen (https://www.duckipedia.de/Zensur), da findet sich zudem eine Liste mit Zensurmaßnahmen in Barks-Comics inklusive Abbildungen.

Die Zensur begleitete Barks beinahe während seiner gesamten Schaffenszeit. In einem seiner frühesten Zehnseiter, Helden und Haie, hatte Barks eine vollbusige Entendame gezeichnet, die Western nicht gefielen. Barks wurde gezwungen, die Dame umzuzeichnen. Die erste nur von ihm geschriebene und gezeichnete lange Geschichte, Der Schlangenring, wäre fast am Ende zensiert worden, denn Eleanor Packer war der Meinung, sie könne ein besseres Ende schreiben und zwang Barks, die Geschichte nach ihren Vorstellungen umzuschreiben. Zum Glück kam allerdings, nachdem Barks die neue Version abgeliefert hatte, das Okay für die Originalversion (wäre auch jammerschade, wenn wir die Memnonkolosse nicht in der Form bekommen hätten).

Dennoch traf die Zensur Barks in den 1940ern nur sehr selten und nur einmal mit voller Wucht, nämlich bei der Geschichte Eine stille Nacht. Donald versucht auf Biegen und Brechen, durch das Singen von Weihnachtsliedern weihnachtlichen Geist zu verbreiten und wird von Zorngiebel misshandelt und mit Alaun und Elektroschocker gequält. Die Geschichte war derart gewalttätig, dass Western sie (wohl zu recht) zu unpassend für eine Weihnachtsgeschichte fand. Immerhin zeichnen sich die allermeisten barksschen Weihnachtsgeschichten verglichen mit heutigen nicht gerade durch weihnachtlichen Geist aus und thematisieren gerne mal „niedere“ Empfindungen wie Geiz und Machtgier oder Gewalt. Würde Eine stille Nacht heute Verlagen vorgelegt, so wäre wohl ebenfalls eine Zensur zu erwarten. Barks aber ließ sich nicht unterkriegen. Interessanterweise verarbeitete er wesentliche Teile 1960 in Touristen-Tragödie, was Western offenbar nicht störte, obwohl die 1960er durch deutlich mehr Zensur gekennzeichnet waren.

Zensur war während der 1940er und der beginnenden 1950er zwar präsent, aber selten. Barks konnte folglich in seinen Geschichten Themen verarbeiten, die deutlich konservative Moralvorstellungen verletzten, die jugendliche Leser von eben diesen Themen fernhalten wollten. Barks bemerkte später mit einigem Erstaunen, dass er in dieser Phase Geschichten geschrieben hatte, die ihm später nicht mehr erlaubt gewesen wären. Er thematisierte Tod und Zerstörung, Donalds Erblinden, Psychosen, Gewalt, Sexualität, stellte Arme und Schwarze dar, machte sich über Behörden lustig. Von besonderem Interesse ist die Geschichte Gefährliches Spiel, die wohl das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Barks brach hier mit den Konventionen der funny animal comics, indem er Menschen mit den Enten interagieren ließ (was Disney verbot), er stellte sexuell attraktive weibliche Verführerinnen dar und zudem, wenn auch nicht direkt, mehrfache Morde von Agenten. Western war wohl in einem Stress mit den Veröffentlichungen und hatte keine Zeit mehr, eine neue Geschichte zu beauftragen (zumindest vermutet dies Thomas Andrae), sodass die Geschichte, die ganz offensichtlich mehrere Tabus brach, der Zensur entkam. Sie war aber sicher einer der wesentlichen Gründe für die Veröffentlichung der Hints on Writing for Dell Comics, die die folgenden Darstellungen untersagte: „Minderheiten, Politik, Religion, Arbeit, Suizid, Tod, Einschränkungen (wie Blindheit), Folter, Entführungen, Erpressungen, Schlangen, Sex, Liebe, weibliche Bösewichte, Rechtsverdreher und Übergewichtige, die nicht Weiße sind“. Beinahe alle dieser Einschränkungen hat Barks in seinen Comics irgendwann mal gebrochen.

Die Hints on Writing for Dell Comics standen in einem größeren Zusammenhang, nämlich der McCarthy-Zeit. In der Zeit der kollektiven Angst vor kommunistischer Unterwanderung und konservativer Hysterie erschienen auch die Comics schnell als verdächtig, Kinder und Jugendliche subversiven oder anderen die Moralvorstellungen verletzenden Inhalten auszusetzen. Die großen Comicverlage mussten sich der Comics Code Authority fügen und sich einer Selbstzensur aussetzen. Western, das hauptsächlich funny animals verlegte, blieb deshalb der Comics Code erspart, dafür ging Western noch radikalere Wege, wohl um sich vor Kritik zu wappnen, und publizierte seine eigene Liste.

Zensurmaßnahmen wie in Das goldene Vlies müssen jedenfalls in diesem Zusammenhang gesehen werden, als der Verlag das Wort harpies herausstrich und durch larkies ersetzte, weil ein Redakteur der (falschen) Meinung war, harpies sei ein Slangwort für Prostituierte. Und natürlich muss man auch die Zensur in Wiedersehn mit Klondike auf diese gesellschaftlichen Verwerfungen zurückführen (damals waren die Hints noch nicht in Kraft, aber sie würden bald kommen...). Abgesehen von der offenkundigen Gewalt der Saloonschlägerei war es für Western inakzeptabel, die Entführung und Ausbeutung Nellys in einem Comic zu haben, der zudem eine sexuelle Beziehung der beiden Protagonisten andeutete. Anfang der 60er sollte Western einen Brief einer erzürnten Mutter bekommen, die sich beschwerte, dass Donald in einem Zehnseiter im letzten Panel „Shut up!“ zu den Neffen sagte (und das ist ja ein wesentlich belangloserer Fall als in der Klondike-Geschichte). Um solche Post zu vermeiden, zensierte Western lieber mehr. Eine Geschichte über Bobrennen, in der Donald und die Neffen zu sehr stritten, wurde gänzlich zensiert und ist nicht erhalten geblieben. Überhaupt schien nun Profitmaximierung zur obersten Maxime des Verlags zu werden.

Dieser Prozess, der ab etwa 1956 zu beobachten ist, hatte aus zwei Gründen massive negative Auswirkungen auf Barks und seine Arbeitsweise. Zunächst hatte US Mail den Tarif für die Versendung von Comicheften geändert. Wenn Comics als second class galten, ließen sie sich billiger verschicken, aber dann mussten sie Comicgeschichten mit verschiedenen Figuren beinhalten. Dies traf die Gestaltung der Uncle $crooge-Hefte, in die nun vierseitige Daniel-Düsentrieb-Geschichten eingeschoben werden mussten. Dies ist natürlich in der Rückschau betrachtet ein Glücksfall, weil Barks so Daniel stärker prägen konnte. Andererseits war es nun nicht mehr möglich, lange 32-seitige Abenteuergeschichten mit Dagobert zu schreiben. Eine der letzten dieser Art, Land unter der Erdkruste, wurde genau aus diesem Grund zensiert und fünf Seiten herausgekürzt. Zudem durfte Barks in den Daniel-Geschichten keine Figur verwenden, die in der vorherigen Dagobert-Geschichte auftrat. Die zwei ersten dieser Geschichten wurden daher ebenfalls der Zensur unterworfen: In Natürliche Energiequellen hätte Daniel mit Tick, Trick und Track interagieren sollen, was natürlich nicht ging – Barks musste auf Mack und Muck ausbessern. In Dem Ingeniör ist nichts zu schwör hätte Donald auftreten sollen, der nun durch eine Figur namens Otto ersetzt wurde, die Donalds Charakteristika teilt: kleine Körpergröße, Aggression, ähnliche Kleidung, gleiches Auto. Ab Katzenjammer kannte sich Barks aus und erfand Helferlein.

Zweitens begann Western nun, Comicseiten herauszukürzen, um mehr Werbung platzieren zu können. Wohl am schmerzhaftesten ist dies in der Geschichte Der magische Hammer von Walhalla. Als Barks das Heft am Kiosk sah, glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen: „Ich war zutiefst schockiert, als ich das große, halbseitige Panel [nicht] sah, das ich mit Thor und Vulkan und einem Neffen gemacht hatte, die in einem goldenen Streitwagen über der geschäftigsten Straßenecke Entenhausens ritten. Thors Pferd in Schrecken, mindestens tausend Menschen, die ungläubig und mit offenem Mund nach oben starrten, Autos, die aneinanderstießen, rauchend, scheppernd. Kurz gesagt gab ich Vulkan etwas, vor dem er Angst haben konnte. Und alles umsonst!“ Und auch im Zehnseiter Die Geheimwaffe schaffte es Western, den nach barksscher Meinung besten Gag der Werbung willen herauszukürzen. Diese Erfahrungen sorgten dafür, dass Barks es aufgab, Splash-Panels zu zeichnen. Teilweise zeichnete er Seiten nur dafür, damit Western sie herauskürzen konnte, ohne die wesentlichen Plotelemente zu beschädigen. Und ganz wesentlich als Zeichen, wie sehr ihn die Zensur belastete, scheint mir auch die letzte Onkel-Dagobert-Geschichte von Barks zu sein, Der Erbe des Dschingis Khan, in der er mit der Thematisierung des Todes noch einmal das ultimative Tabu bricht und sich somit mit einem großen Fanal von all den Zwängen befreit und die Pensionierung antritt.

Es ließen sich weitere Beispiele bringen, aber das grundsätzliche Bild ist wohl klar geworden. Zwar können nicht alle oft als schlechter bewerteten Aspekte des Spätwerks auf die Zensur zurückgeführt werden – Barks klagte immerhin über Ideenlosigkeit –, aber sie war wohl schon ein entscheidender Faktor, ohne den viele Barks-Comics in Form und Aufbau kaum verstanden werden können.

Ich möchte – eigentlich ganz passend an Barks' 120. Geburtstag – diese Artikelserie mit einer kleinen Rückschau beschließen. Falls meine werten Leser bis hierher durchgehalten und nicht ohnehin schon die Flucht ergriffen haben: Ab jetzt könnt ihr getrost zu lesen aufhören. Erlaubt mir halt ausnahmsweise, noch ein bisschen weiter zu labern, ihr müsst ja nicht mehr aufpassen. Zehn wenig beachtete Barks-Comics habe ich ausgesucht, anhand derer wesentliche Aspekte des barksschen Werkes gut zu erkennen waren. In dieser notwendigerweise und aus mehreren Gründen eingeschränkten Blickweise sind natürlich Fragen der zeichnerischen und narrativen Gestaltung nicht zur Sprache gekommen. Stattdessen ging es um Einflussfaktoren vielfältigster Art, um die Thematisierung wichtiger gesellschaftlicher Fragen und Probleme sowie in einem Fall um die äußerst kritisch zu bewertende Barks-Rezeption, die wohl lange mehr Schaden als Nutzen gebracht hat. Mit den zehn gewählten Geschichten habe ich prinzipiell einen chronologischen Rahmen vom Früh- bis zum Spätwerk beschritten, diesen jedoch bisweilen gebrochen und in einem Fall eine Entwicklungslinie auch mal bewusst umgekehrt. Perspektive und Entwicklung ist ja gut und schön, aber sich sklavisch daran zu halten, muss auch nicht sein.

Begonnen habe ich mit vier äußeren Einflüssen auf das barkssche Werk, als da wären die Arbeitserfahrung von Barks besonders als Hühnerzüchter, der Einfluss des San Jacinto Valley, der Einfluss von Floyd Gottfredson und des National Geographic Magazine. Dann habe ich mich im Wesentlichen zwei inneren Beweggründen zugewandt, die aufgrund der größeren Notwendigkeit zur Interpretation auch stärker zu problematisieren waren: einer gewissen Misogynie, die man wohl Barks trotzdem attestieren muss, und seiner strikten Ablehnung von Krieg. Einem Exkurs in die zerrütteten Familienverhältnisse Barks' Anfang der 1950er und der Scheidung von seiner zweiten Frau folgte ein dritter innerer Beweggrund, nämlich die barkssche Arbeitsmoral. Mit der Zuwendung zum Spätwerk trat die sentimentale Seite, die Wehmut nach der frontier, hervor, gefolgt von einer kritischen Betrachtung der Jugendkultur im achten Text. Die letzten beiden Texte haben sehr unterschiedliche Perspektiven eingenommen und weite Zeiträume aufgespannt: Während der neunte Text mit der Frage des Imperialismus in den barksschen Comics weit in die Rezeptionsgeschichte und damit bis zur Jahrtausendwende ausgegriffen hat, hat der letzte Text mit dem Thema Zensur noch einmal die ganze Comickarriere von Barks Revue passieren lassen, von einem seiner ersten bis zu einem seiner letzten Comics.

Nach dieser wahrhaft mammutmäßigen Reihe bleibt mir wohl als Autor nichts anderes, als mich bei allen Lesern zu bedanken, die die Texte doch zumindest graduell interessant fanden und ihnen gefolgt sind. Und natürlich Thanks, Carl! Meine Dankbarkeit an diesen Giganten der Weltliteratur für all die grandiosen Geschichten kennt keine Grenzen!
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#58
Thanks Carl für das was du uns gegeben hast – und thanks McDuck für das, was du uns darin sehen lassen hast. Ich habe nicht all deine Texte komplett durchgelesen (einfach aus dem Grund dass ich einige der Geschichten nicht kannte), aber das was ich gelesen habe war wirklich interessant. Man kann sich streiten, ob es sinnvoll ist überall einen Sinn zu suchen und einen Hintergrund, aber dennoch habe ich jetzt einen komplett neuen Blick auf das Werk (auch wenn ich natürlich schon davor viel von dir gelesen hatte und daher das eine oder andere schon wusste). Das war eine schöne Reihe und es ist schade, dass sie schon vorbei ist…
D.U.C.K. (Dedicated to Unca Carl and Keno)
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#59
Danke für deine interessanten Texte, die sicher sehr viel Aufwand gekostet haben! Bei all den Hintergrundinformationen, zu denen du Zugang hast, hab ich Lust bekommen, mir die Barks-Library und vielleicht sogar die Carl-Barks-Collection zu kaufen ... aber die Kosten, die Kosten! Seufz Ich muss mich wohl erst einmal mit deinen Texten (ja, auch in der Duckipedia, ich habs nicht vergessen Frech) und cbarks.dk zufrieden geben (wem die Seite noch nicht bekannt ist, der hat etwas verpasst – der Betreiber ist ein waschechter Barksologe).
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#60
Der Empfehlung kann ich mich nur anschließen, ich hab cbarks.dk auch als Quelle für ein paar Texte verwendet. Die Strukturierung ist ein klein bisschen gewöhnungsbedürftig, weil die Geschichten nicht unter ihrem offiziellen Namen zu finden sind (wenn man spezifisch nach einer sucht), aber die Seite bietet für sehr viele Themen eine tolle Zusammenstellung von Zitaten und Hintergrundinfos.
Der Preis ist auch das, was mich vom Kauf der CBC abhält. Vielleicht irgendwann...
Ich reite sicher zu stark auf der Duckipedia herum, sorry Engel . Aber wenn ich schon was schreibe, dann will ich irgendwie auch, dass die Texte irgendwer liest. Und wie ihr eh bemerkt, brauch ich pro Barks-Text wegen Recherchen schon mindestens eine Stunde. Macht mir sehr viel Spaß, ist aber auch Arbeit.
Ähem, ich hab etliches an Sekundärliteratur gescannt (z.B. Andrae und auch einiges von Blum), ähem, kann ich auch halb-illegal verschicken, ähem, könnt euch per PN melden, ähem.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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