Floy, Topo und ich hatten vor einiger Zeit ja mal eine Diskussion im Schreikasten darüber, ob der Sexismus, die Gewaltverherlichung, etc. in Rap-Texten haltbar sind. Ich habe damals u.a. folgendes von mir gegeben:
Huwey schrieb:Ein anderer Satz von Capital, den ich sehr gut finde, ist "...Er findet meine Leute krank, doch ihr habt uns doch so gemacht". Für die meisten dieser Rapper, die aus ärmeren Verhältnissen kommen, ist gesellschaftlicher Aufstieg (für sie Geld, Autos und Bitches) die einzige Möglichkeit aus West-Wien, Neukölln oder Ostberliner Hochhaussiedlungen rauszukommen. Dazu wird man nunmal in dieser unserer Leistungsgesellschaft getrieben.
Was mir danach noch aufgefallen ist, in diesen Texten schwingt irgendwie auch immer der Wunsch mit etwas zu werden. Sozusagen ein "gemachter Mann" (zum Beispiel bei Mero, der sein Debutalbum "Ya hero, ya mero" nannte, was auf kurdisch ungefähr soviel heißt wie "Heute bin ich ein Mann"). Da könnte man jetzt auch eine Linie zu Migrationsfamilien ziehen, die ja oft wollen, dass ihre Kinder sich z.B. hier in Deutschland etablieren, Geld verdienen, als Beispiel Arzt oder Jurist werden (
"Als ich meinen Eltern nach dem Abi sagte, ich mache eine Ausbildung, herrschte Weltuntergangsstimmung. Sie sagten: Du hast das Abi, also studier’ auch!").
Was man auch oft observieren kann, ist der Wunsch seinen Lehrern und Eltern zu beweisen, dass man etwas geworden ist, obwohl diese das nie so gesehen haben. Aus aktuellem Anlass zitiere ich hier mal aus "
Mercy Mercy" (tolle Anspielung übrigens an Gospel), einem Lied von LX und Maxwell. Von der lächerlich überzogenen sexuellen Ästhetik des Videos mal abgesehen möchte ich vor allem auf die Zeile "Wir fahr'n Mercedes Benz, doch ham' niemals studiert." zu sprechen kommen. Denn hier kann man genau das sehen, was ich eben geschrieben habe. Der Erzähler (in diesem Fall Maxwell) profiliert sich damit, ein teures Auto zu fahren, obwohl er seine Bildung zu Jugendzeiten nicht allzu ernstnahm. Das muss einem nicht gefallen, ganz und gar nicht, aber ich finde man sollte schon anerkennen, dass es sich um ein popkulturelles Phänomen handelt, das es in seiner Explizität, Direktheit und auch in den Problemen, die es behandelt nur selten gegeben hat.