Gestern ist mir die Entenhausen-Edition Nr. 10 in die Hände gefallen, welche unter anderem die Geschichte "Blaue Blütenpracht" enthält. Beim Lesen der Story musste ich gleich an die Reihe hier denken, da ich "Blaue Blütenpracht" wirklich sehr gelungen finde. Dies ist, neben teils urkomischen Gesichtsausdrücken Donalds besonders auf die mit stilistischen Kniffen bearbeitete Übersetzung von Erika Fuchs zurückzuführen.
In "Blaue Blütenpracht", welche im Mai 1947 veröffentlicht wurde und damit zu den frühen Comics Barks' zu zählen ist, meldet Donald seinen Garten für den von der Stadt mit einem "hohen Geldbetrag" ausgeschriebenen Wettbewerb "Schöner Garten". Donalds Neffen Tick, Trick und Track halten aber nicht viel von einem Garten als Zierde und möchten diesen weiterhin zum Spielen behalten. Dass das einen Konflikt hervorruft, ist offensichtlich und führt zu Spaß für den Leser in Bild und Wort.
Bis auf ein Panel treten die Protagonisten lediglich auf dem Grundstück auf, welches zu Donalds Haus gehört. Dies ist eher ungewöhnlich und nur dann sinnvoll, wenn der Autor genug Möglichkeiten sieht, die Erzählung humoristisch zu gestalten.
Humor wird in "Blaue Blütenpracht" auf unterschiedliche Weise erzeugt: Die Bildschnitte, welche für den aus den Trickfilmbreich stammenden Barks typisch dynamisch und flüssig wirken, gleiten teils durch schnelle Sprünge von einer Szene in die nächste ohne Kommentar (z.B. in gelben Kästen, welche nur äußerst sparsam Verwendung finden, da die Geschichte wie erwähnt örtlich und zeitlich begrenzt spielt) in die Abstrusität ab.
Auch dadurch, dass(, zumindest in der Übersetzung, das amerikanische Original liegt mir nicht vor,) auf längere Sätze zugunsten von einfachsten Ausdrücken verzichtet wird, entsteht die bei Barks viel grühmte Situationskomik.
Trotz vieler kurzer Hauptsätze bleibt Platz für sprachliche Konstruktionen wie "Vor meinem geistigen Auge sehe ich unsern Hof bereits voller taubenblauer Tulpen, nachtblauer Nelken und lichtblauem Löwenmaul. Es gibt ja heute so aparte Züchtungen." oder "Jetzt werden Blumen gesät und Geld geerntet!"
Die drei Neffen, die zusammen mit ihrem Onkel die Hauptcharaktere sind und in jedem Panel auftreten, stehen immer mit einem Fuß auf der Gewinnerseite, während Donald deren Kreativität nur bedingt gefeit wirkt. Trotzdem erzeugen ständige Perspektivwechsel zwischen den beiden Parteien "Jung" und "Alt" und auch, dass der "Spielball" immer abwechselnd bei TTT und DD liegt, eine erfrischende Spannungsführung, welche die Geschichte auch so kurzweilig macht. Dass Donald am Ende trotz aller Fährnisse als stiller Sieger vom Platz gehen kann, gibt der Geschichte eine interessante Schlusspointe und ein rundes Ende.
Für mich gehört dieser Zehnseiter zu den besten, die ich von Barks gelesen habe. Ich bin mal gespannt, ob er in der Auflistung von 313er oder in den von anderen hier im Forum auch auftaucht.
"Ich glaube übrigens, dass das gesamte Universum mitsamt allen unseren Erinnerungen, Theorien und Religionen vor 20 Minuten vom Gott Quitzlipochtli erschaffen wurde. Wer kann mir das Gegenteil beweisen?"
- Bertrand Russell (1872-1970)
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