Also ich hab schon das Gefühl, daß beim LTB-Duell mittels einer Düsentrieb'schen Erfindung (nennen wir sie einfach mal den Chronomator) ein Riss im Raum-Zeit Kontinuum entsteht. 30 Minuten, die einem wie 5 Minuten vorkommen - einfach weil so viel Interessantes hintereinander erzählt wird. Als ich das Duell zu Ende gesehen habe, war ich wirklich erstaunt, daß eine halbe Stunde vergangen ist.
Es ist nicht schlimm, daß Du vergleichsweise so wenig zum LTB 10 gesagt hast, denn LTB 10 ist wirklich grottig. (Daher wahrscheinlich auch der Titel der Neuauflage). Obwohl ich die Klassiker-Ära eindeutig favorisiere, ist der Band der gedruckte Beweis, daß eben nicht alles Gold ist was glänzt. Es ist das erste schlechte LTB und ich würde es wohl auch als das schlechteste der gesamten Ära (LTB 1 - 82) titulieren. Spontan würde mir vielleicht noch die Nr. 19 einfallen, die dem Band Konkurrenz machen könnte. Kann nicht so genau sagen was, aber gerade diese Ansammlung an belanglosen Schatzsuchen waren einfach nur langweilig und dröge. Auch zeichnerisch gab es, bis auf den Carpi, eigentlich nichts für's Auge - und gerade wenn man davor LTB 9 mit den köstlichen Atömchen und Gamma-Storys gelesen hat, wirkt der Fogleband einfach wie ein krasser Abfall.
Mein LIeblingspanel aus der Nr. 10 ist auf Seite 66, 2. Bild der schockierte Panzerknacker
"Mensch, Maier!". Kenne den Spruch eigentlich eher als Ausruf der Empörung, aber im Zusammenhang mit dem Schock bzw. Einfall des Panzerknackers wirkt es einfach genial. Noch heute entruscht mir in Anlehnung an LTB 10 sowas wie "Mensch Maier, ich muss ja noch meine Rechnung bezahlen!")
LTB 57 daher völlig zu Recht die meiste Redezeit beansprucht. Allein die Cavazzano-Zeichnungen, an denen man sich delektieren kann haben richtig Lust gemacht den Band mal wieder aus dem Regal zu holen. Das Panel mit Phantomias auf dem Drei-Türme-Kastell bringt eine richtig spannende und packende Atmosphäre über. Was den Abdruck der beiden Phantomime-Geschichten im selben Band angeht, hat es mich als Kind auch gewundert, warum man in den früheren LTBs immer die Phantomias-Geschichten am Stück abgedruckt hat, statt auf mehrere Bände zu verteilen. Bei mehren Storys hintereinander tritt dann oft dieser "LTB-Spezial"-Effekt ein, daß sich die Plots einfach wiederholen.
Die frauenfeindlichen Kommentare im Band sind einem heute natürliche in Dorn im Auge - ich muss aber zu meiner Schande eingestehen, daß mir das als Kind beim Lesen von LTB 57 gar nicht aufgefallen ist. Entweder weil ich unbewusst gemerkt habe, daß die Story eben aus dem Jahre 1972 ist, wo Altherrenwitze noch hoch im Kurs waren, oder ich es einfach schon aus vorherigen LTBs gewohnt war, daß Frauen in den LTBs nicht so einen hohen Stellenwert hatten - ein Problem, was sich ja noch bis heute durchzieht. (ich erinnere an die grausamen Nudelholz-Cover von der "Entenstarke Frauen"-Edition). Allein die Tatsache, daß es 57. Ausgaben gedauert hat bis eine Frau eine Hauptrolle spielen kann, spricht Bände.
Und daß es dann daraufhin auch noch Beschwerden von Topolino-Lesern gegeben haben soll (auch wenn es sich eher auf das Verdrängen von Phantomias beziehen soll), kommt mir auch nicht so in den Kopf.
Was ich eher bedenklich finde ist, wenn ein Kind heute so eine Geschichte liest. LTB 1- 60 werden ja immer mal wieder gerne nachgedruckt (Persönlich würde ich mich zur Abwechslung über einen Nachdruck von LTB 71 - 90
eher freuen, aber das ist eine andere Geschichte), und da kann die Nr. 57 gern mal ein in die Hand eines 8-jährigen Jungen gelangen - der dann mit "Spatzenhirn"-Sprüchen konfrontiert wird. Gut, in Band 57 wird das ganze noch damit konterkariert, daß Phantomime am Ende gewinnt und Dagobert und Donald ihr Fett wegkriegen (zumindest bis zur Rahmengeschichte), aber die restlichen LTBs sind voll mit dem typischen Kaffeklatsch/Damenkränzchen-Frauen, die beim Anblick einer Maus sofort an die Decke gehen und den ganzen Tag nichts zu tun haben als zu häkeln und Tee zu trinken.
Ich hab damals als Kind viele LTBs "Binge-gelesen", also teilweise mehrere U100-Bände am gleichen Tag hintereinander. Ich weiß nicht ob ich mir da unbewusst ein mysogenes Bild angeeignet habe - auf jeden Fall weiß ich aber, daß ich als Grundschüler ziemlich viel Ärger von meiner Mathe- und Sachkundelehrerin bekommen habe, weil ich eine Mitschülerin mit dem Kommentar "
Weiche von mir, Weib" (der mir noch aus irgendeinem LTB im Hinterkopf spukte) angegangen bin. Heutzutage würde ich natürlich niemals auf die Idee kommen eine Frau als "Weib" zu bezeichnen, aber als ich damals als Kind so viele U100-LTBs gelesen habe, hat sich der Ausdruck dann irgendwie unbewusst im meinem Kopf manifestiert. Genauso wie manchmal, wenn Mitschülerinnen während der Stunde ihre Haare flochten, so Sprüche vom Stapel ließ wie "Typisch Frau" - in dem Fall war ich also keinen Deut besser als Onkel Dagobert und Donald.
Einer Rache von Phantomime bin ich aber noch glatt entgangen.
Aufs nächste Duell freu' ich mich auch wie Bolle - auch wenn da der Sieger nicht wirklich überraschend kommt.
LTB 113 ist aber auch eine "okaye" Nummer, insbesondere der Carpi und der Siegel.
. Ich muss 313er zustimmen, P. de Vitas Zeichenstil ist irgendwie nicht besonders schön aber hat Charme und passt einfach zu den alten LTBs.
