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Erika Fuchs
#41
Ich finde es erschreckend, lächerlich und beängstigend zugleich. Da frage ich mich schon, was da jetzt für Leute das Sagen haben, um so etwas durchzuführen. Gar nicht auszudenken, was da noch alles kommt.
Plus ca change

Plus c'est la meme chose
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#42
Wenn man an Im Lande der Zwergindianer rumpfuscht, geht es gar nicht mehr um den durchaus kritisierbaren Fuchstext, der in dieser Geschichte alle großartigen Bezüge zu Longfellow rausstreicht, sondern schlicht um eine Zerstörung des barksschen Originals. Den Begriff Zwergindianer nicht mehr zu verwenden (außer im Titel) geht absolut an den Intentionen von Barks' sozialkritischster Geschichte vorbei, an der eigentlich nur der Nicht-Weiße Anstoß nehmen kann, der die Geschichte nicht verstanden hat.

Barks verwendet bewusst Indianer und er macht sie bewusst zu Pygmäen, damit die Enten eine Bedrohung darstellen. Ich würde die Geschichte fast à la Andrae als Thematisierung des Umgangs mit Kolonialvölkern interpretieren, die auch optisch zum Ausdruck kommt (das war ziemlich sicher nicht intendiert). Aber trotzdem sind doch Barks' Sympathien eindeutig.

Wen noch mehr Einschätzungen und Details zur Geschichte interessieren, der Duckipedia-Artikel ist gerade von mir erweitert worden.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#43
(16.06.2021, 10:39)Mile schrieb: 109 gezählte Textänderungen im LTB Classic Barks.

https://www.derstandard.de/story/2000127...-zensieren

Das beste an diesem Artikel ist das Foto von den LTBs! :) Das wäre das erste Mal für mich ein Grund mir mehrere Bände nochmal zusätzlich zu kaufen. Was für ein cooles Rückenmotiv^^. :)

[Bild: https://i.ds.at/i5RJXg/rs:fill:1600:0/pl...uck001.jpg]

Meine Aufregung über die textlichen Abwandlungen hält sich allerdings in Grenzen. Zu beanstanden ist - und da gebe ich dem Autor recht - der Satz im Impressum: "Die hier abgedruckten Geschichten sind reine originalgetreue Nachdrucke in ihrer ursprünglichen Übersetzung, die zum Teil nicht den heutigen Zeitgeist widerspiegeln." Allerdings steht dieser Satz nur kleingedruckt im Impressum und wurde dort wahrscheinlich nur vergessen. Die ehemalige Werbebotschaft "in Original-Übersetzung von Dr. Erika Fuchs" ist nur bis Band 3 im Egmont Shop zu lesen. Auf dem Buchrücken steht sogar nur "in kultiger Übersetzung".

Ansonsten entbehrt die künstliche Aufregung im Artikel doch jeder Logik! Schaut euch mal den Originaltext von Barks an (etwas weiter unten) und dann dazu die alte bzw. neue "Übersetzung".

[Bild: https://i.ibb.co/RyRw8NR/Unbenannt.png]

Die Geschichte wurde schon damals neu geschrieben, jedenfalls nicht übersetzt. Sich nun darüber aufzuregen, dass die "Neudichtung" neu gedichtet wird, ist ein bischen absurd. Hier der Stein des Anstoßes im Kontext der anderen Panels. Aus Uncle Scrooge 18 (1957) vs. Barks Library Special Onkel Dagobert 12 (2000), also der alten "Übersetzung".

[Bild: https://i.ibb.co/gt7TLCS/Unbenannt.png]

Ich habe die vier Panels mal wörtlich übersetzt (ohne jeden ästhetischen Anspruch). Da steht nichts von Indianern oder Zwergindianern oder Bleichgesichtern oder Fremdlingen! Meiner Meinung nach ist hier daher jede Aufregung mehr als überflüssig. ;) Na ja und an all den anderen Stellen wird es definitiv ähnlich sein (ohne jetzt alle zu überprüfen).
___________________
Heißt sie willkommen in unseren Zelten und willkommen an unseren Feuerstellen! Sie haben den großen König Stör erlegt! Jetzt rauchen wir auf indianische Art!

Was ist das für eine Rauch-Sache, auf die sie so scharf sind?
Keine Ahnung!

Oh! Ich hab's! Es ist eine Art Friedenspfeifen-Zeremonie!
Klar! Und auf indianische Art wird die Pfeife herumgereicht!

Ihr, die ihr gekommen seid, um unsere Heimat zu beanspruchen, gekommen mit vielen Plänen und Wünschen, raucht diese Pfeife, und wir werden euch und eure großen Ambitionen anhören!
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#44
Das Dreisteste ist nach wie vor, dass man der FAZ gegenüber offen zugibt, dass man die Texte „immer sorgfältiger“ redigiert, überall sonst dann aber das genaue Gegenteil verspricht und trotzdem noch diesen Hinweis einbaut. Armselige Lügner.

Es ist mir aber auch ein Rätsel, warum man über die Zeit völlig bedeutungslos gewordene floskelhafte Ausrufe wie „Gott!“ entfernt, und das in einem Land, in dem bedauerlicherweise eine Partei namens Christlich Demokratische Union regiert und mittelalterliche Tanzverbote gelten. Will Ehapa sich durch Textredigierungen eine Traumwelt erschaffen? Wesentlich zielführender wäre es, sie würden einfach eine Wahlempfehlung abgeben.

Die Sache hat aber auch ihr Gutes, etwas sehr Gutes: Wenn die Fuchs-Texte jetzt nicht mehr so übertrieben heilig sind und man nicht mehr vor den Donaldisten buckelt, ist eines von Ehapas Hauptargumenten gegen die langersehnte Neuübersetzung (eigentlich Erstübersetzung) der Barks-Comics futsch.
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#45
Das Wort Indianer wird aus den Comicpanels gestrichen? Da freue ich mich ja schon auf die Neuauflage von Lucky Luke...
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#46
(16.06.2021, 16:03)Mile schrieb: Ich finde es erschreckend, lächerlich und beängstigend zugleich. Da frage ich mich schon, was da jetzt für Leute das Sagen haben, um so etwas durchzuführen.  Gar nicht auszudenken, was da noch alles kommt.

Und wo genau ist nun der Unterschied von heute zum Vorgehen von Erika Fuchs damals? Auch sie hat den Originaltext verändert, damit er (ihrer Meinung nach) weniger Anstoß bereitet oder mehr akzeptiert wird oder einfach einem gewissen Klientel besser gefällt oder von ihm verstanden wird. Ich vertrete den Standpunkt, wer die neuen Änderungen kritisiert, der muss auch die von damals gegenüber dem Original kritisieren. Alles andere ist in höchstem Maße unlogisch und nur einer romantischen Verklärung der eigenen Jugenderinnerungen geschuldet. Kurz: Wer A sagt, muss auch B sagen.
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#47
Es geht mir überhaupt nicht um die einzelnen Panels und ob dort das Wort Indianer im Original steht oder nicht oder ob es mit Fug und Recht gestrichen werden darf. Und die Verehrung des Herrn Hölter und seine Aufregung darüber, dass an Fuchs heiligen Texten rumgebastelt wurde, ist mir genauso komplett wurscht. Es ist ja eher anders herum, dass ich mich damals bei seinem FAZ-Artikel lang genug darüber ausgelassen habe, dass er von Fuchs-Übersetzungen nicht wirklich viel Ahnung hat, an denen wurde nämlich ständig entweder von Fuchs selbst oder redaktionell was geändert.

Nein, das Problem ist, dass Egmont wegen angeblicher political correctness auf die Idee kommt, aus dem Text das Wort Zwergindianer rauszustreichen. Das widerspricht vollkommen Barks Intentionen. Da geht es gar nicht um Fuchs' Übersetzung, die auch Barks' Intentionen widerspricht, weil sie das Metrum nicht übernimmt.

@Duck Avenger: Wie du siehst kritisiere ich alle Änderungen. Eine Tilgung der Zwergindianer finde ich allerdings problematischer, weil das direkt den Stoßpunkt der barksschen Sozialkritik betrifft und damit einen wesentlichen Teil der Geschichte entwertet. Das hat Erika Fuchs damals in dieser Geschichte nicht gemacht, das ist der große Unterschied (in anderen Geschichten allerdings schon).
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#48
Ich denke ich kann dir folgen und verstehe, was dich daran stört. Allerdings sehe ich wirklich überhaupt keinen prinzipiellen Unterschied vom Verhalten von Egmont heute zu Erika Fuchs damals (und mir gefällt beides nicht). Damals war es halt noch political correct "(Zwerg)Indianer" zu sagen. Andernfalls hätte auch Erika Fuchs sehr wahrscheinlich auch diese Wörter nicht verwendet.
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#49
(16.06.2021, 21:04)Duck Avenger schrieb: Ich denke ich kann dir folgen und verstehe, was dich daran stört. Allerdings sehe ich wirklich überhaupt keinen prinzipiellen Unterschied vom Verhalten von Egmont heute zu Erika Fuchs damals (und mir gefällt beides nicht). Damals war es halt noch political correct "(Zwerg)Indianer" zu sagen. Andernfalls hätte auch Erika Fuchs sehr wahrscheinlich auch diese Wörter nicht verwendet.

Nein, prinzipielle Unterschiede gibt es natürlich nicht. Wobei die political correctness bei den Fuchs-Übersetzungen wenig Rolle gespielt hat, sie hat eher aus anderen Gründen „entschärft“ (z.B. in Eine stille Nacht, wo im Original von third world war die Rede ist und Fuchs daraus Hausfriedensbruch macht.

Zensur stört mich nur bei dieser Geschichte besonders, weil sie so eminent politisch ist und auf die jahrhundertelangen furchtbaren Beziehungen zu den Indianern hinweist. Diesen Bezug zu streichen in einer pro-Indianer-Geschichte finde ich verlogen, genauso wie das Abdruckverbot in den USA. Das ändert ja nichts an den grundsätzlichen Problemen von Ausbeutung und Landnahme. Das ist so wie wenn man Domenico de Las Casas zensiert. Oder Vordenker der Aufklärung.

Luk hat absolut recht mit seinem Mantra, dass das Sinnvollste endlich mal eine Neuübersetzung nahe am Original wäre. Am besten in einer schönen, preiswerten Edition mit ausreichend Hintergrundtexten (von mir  Frech).
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#50
Grundsätzlich finde ich die Aufregung auch übertrieben, den letzten vier Sätzen des Standard-Autors kann man aber nur schwer widersprechen. Das Problem ist wahrscheinlich, dass Ehapa jede neue Barks-Edition unbedingt mit dem "Qualitätssiegel" Dr. Erika Fuchs belegen will. Dann muss man sich aber entscheiden: Entweder man lässt ihre Texte dann so, wie sie nunmal waren, oder man streicht ihren Namen aus der Veröffentlichung und macht eine (aus heutiger Sicht) politisch korrektere Neuübersetzung. Wenn man aber den Begriff Indianer gar nicht mehr verwenden darf, auch nicht in einer Geschichte, die im Wilden Westen spielt, geht das auch zu weit.
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#51
(16.06.2021, 19:56)McDuck schrieb: Es geht mir überhaupt nicht um die einzelnen Panels und ob dort das Wort Indianer im Original steht oder nicht oder ob es mit Fug und Recht gestrichen werden darf. Und die Verehrung des Herrn Hölter und seine Aufregung darüber, dass an Fuchs heiligen Texten rumgebastelt wurde, ist mir genauso komplett wurscht. Es ist ja eher anders herum, dass ich mich damals bei seinem FAZ-Artikel lang genug darüber ausgelassen habe, dass er von Fuchs-Übersetzungen nicht wirklich viel Ahnung hat, an denen wurde nämlich ständig entweder von Fuchs selbst oder redaktionell was geändert.

Nein, das Problem ist, dass Egmont wegen angeblicher political correctness auf die Idee kommt, aus dem Text das Wort Zwergindianer rauszustreichen. Das widerspricht vollkommen Barks Intentionen. Da geht es gar nicht um Fuchs' Übersetzung, die auch Barks' Intentionen widerspricht, weil sie das Metrum nicht übernimmt.

@Duck Avenger: Wie du siehst kritisiere ich alle Änderungen. Eine Tilgung der Zwergindianer finde ich allerdings problematischer, weil das direkt den Stoßpunkt der barksschen Sozialkritik betrifft und damit einen wesentlichen Teil der Geschichte entwertet. Das hat Erika Fuchs damals in dieser Geschichte nicht gemacht, das ist der große Unterschied (in anderen Geschichten allerdings schon).
Ich kann deine Kritik duchaus nachvollziehen - als Gegenpunkt würde ich aber anmerken, dass das Wort "Indianer" nun mal eine blödsinnige Bezeichnung von Europäern war und (was natürlich auch Barks' Original betrifft) ein Ureinwohnerstamm sich selbst so nicht nennen würde. Ist halt in diesem Fall blöd, weil der Begriff "Zwergindianer" sehr griffig ist und ja auch nach wie vor im Originaltitel steht.

Hier noch ein Gegenstandpunkt, der allerdings auch auf andere Dinge Bezug nimmt, die wir als Entenhausenfans wahrscheinlich eh sakrosankt finden: https://schmalenstroer.net/blog/2021/06/...stig-sind/

(16.06.2021, 10:38)Brisanzbremse schrieb: Hier wieder eine Gelegenheit, euch über die großartige Frau Fuchs in Rage zu reden:

https://www.derstandard.de/story/2000127...-zensieren

Was unter dem Artikel auch zur Genüge gemacht wird. Diese rechten Hyperempörten darf man aber gerne ignorieren: Kommentare, die das mit Bücherverbrennung gleichsetzen, kriegen Upvotes, während einer, der total korrekt anmerkt, was für ein Mangel an Frauenfiguren in den Comics herrscht, abgewatscht wird... Klatsch

Quod erat demonstrandum:

"Die Italiener halten Insubordination gegenüber political correctness schon in den Zeichnungen (z.B. LTB) so fest, dass auch die schlechteste Übersetzung das nicht übertünchen kann. Feingeistig sind sie aber nicht."

...

Noch eine Perle:

"Sie müssen lernen zu verstehen das Kunst und Kultur von NIEMANDEN verändert werden darf. Niemand hat das Recht, die Befugnis und die Legitimation. Das mit Pipi Langstrumpf ist ein Verbrechen, weil klare Uhrheberrechtsverletzung!"

Verrückt

"Die tollpatschigen Texte von Barks kann man ruhig anpassen, aber das literarische Meisterwerk von Erika Fuchs anzugreifen, da wird ein roter Grenzbalken überschritten"

Ich höre Luk schon explodieren Greenie
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#52
(27.06.2021, 16:36)Spectaculus schrieb:
(16.06.2021, 19:56)McDuck schrieb: Es geht mir überhaupt nicht um die einzelnen Panels und ob dort das Wort Indianer im Original steht oder nicht oder ob es mit Fug und Recht gestrichen werden darf. Und die Verehrung des Herrn Hölter und seine Aufregung darüber, dass an Fuchs heiligen Texten rumgebastelt wurde, ist mir genauso komplett wurscht. Es ist ja eher anders herum, dass ich mich damals bei seinem FAZ-Artikel lang genug darüber ausgelassen habe, dass er von Fuchs-Übersetzungen nicht wirklich viel Ahnung hat, an denen wurde nämlich ständig entweder von Fuchs selbst oder redaktionell was geändert.

Nein, das Problem ist, dass Egmont wegen angeblicher political correctness auf die Idee kommt, aus dem Text das Wort Zwergindianer rauszustreichen. Das widerspricht vollkommen Barks Intentionen. Da geht es gar nicht um Fuchs' Übersetzung, die auch Barks' Intentionen widerspricht, weil sie das Metrum nicht übernimmt.

@Duck Avenger: Wie du siehst kritisiere ich alle Änderungen. Eine Tilgung der Zwergindianer finde ich allerdings problematischer, weil das direkt den Stoßpunkt der barksschen Sozialkritik betrifft und damit einen wesentlichen Teil der Geschichte entwertet. Das hat Erika Fuchs damals in dieser Geschichte nicht gemacht, das ist der große Unterschied (in anderen Geschichten allerdings schon).
Ich kann deine Kritik duchaus nachvollziehen - als Gegenpunkt würde ich aber anmerken, dass das Wort "Indianer" nun mal eine blödsinnige Bezeichnung von Europäern war und (was natürlich auch Barks' Original betrifft) kein Ureinwohnerstamm sich selbst so nennen würde. Ist halt in diesem Fall blöd, weil der Begriff "Zwergindianer" sehr griffig ist und ja auch nach wie vor im Originaltitel steht.
Dass sie sich nicht selbst so nennen halte ich für kein allzu großes Problem, viele Völker, Ethnien und Nationen werden von anderen nicht so genannt wie sie sich selbst nennen, dass sie nichts mit Indien zu tun haben übrigens auch nicht, da es zumindest im Deutschen eine klare sprachliche Unterscheidung zwischen dem Inder und dem Indianer gibt. Ich bin kein amerikanischer Ureinwohner und kenne auch keinen, dennoch glaube ich nicht dass die entsprechenden Völker sich an der Verwendung des Wortes im Deutschen stören, da es im allgemeinen Sprachgebrauch keine negativen Assoziationen hervorruft. Im Gegensatz zu anderen Völkern werden Indianer im deutschsprachigen Raum glaube ich schon sehr lange außerordentlich angemessen behandelt (vielleicht habe ich aber auch eine eingeschränkte Sicht, da ich mit den unfassbar pro-Indianer (und, ah, anti-Kolonisatoren und anti-USA)-Büchern der DDR aufgewachsen bin (nein, so alt bin ich noch nicht, von meiner Mutter Greenie), in denen die Autor*innen sich wirklich sehr große Mühe gegeben haben, die indianische Kultur wiederzugeben (und nebenbei zu zeigen, was der Kapitalismus alles zerstört hat)). Lange Rede, kurzer Sinn: Ich halte die Bezeichnung "Indianer", im Gegensatz zu bestimmten anderen, für unproblematisch im deutschen Sprachgebrauch. Ich gebe mal noch einen Link hinzu, der im CF gepostet wurde: https://www.stadtmuseum-duisburg.de/wp-c...Indian.pdf

Zitat:Hier noch ein Gegenstandpunkt, der allerdings auch auf andere Dinge Bezug nimmt, die wir als Entenhausenfans wahrscheinlich eh sakrosankt finden: https://schmalenstroer.net/blog/2021/06/...stig-sind/
Puh, schön auch mal wieder einen Kommentar aus der anderen Richtung zu lesen!

Zitat:
(16.06.2021, 10:38)Brisanzbremse schrieb: Hier wieder eine Gelegenheit, euch über die großartige Frau Fuchs in Rage zu reden:

https://www.derstandard.de/story/2000127...-zensieren
Was unter dem Artikel auch zur Genüge gemacht wird. Diese rechten Hyperempörten darf man aber gerne ignorieren: Kommentare, die das mit Bücherverbrennung gleichsetzen, kriegen Upvotes, während einer, der total korrekt anmerkt, was für ein Mangel an Frauenfiguren in den Comics herrscht, abgewatscht wird... Klatsch
Klar, was erwartest du bei der Leserschaft der Zeitungen, in denen solche Artikel publiziert werden?

Zitat:Quod erat demonstrandum:

"Die Italiener halten Insubordination gegenüber political correctness schon in den Zeichnungen (z.B. LTB) so fest, dass auch die schlechteste Übersetzung das nicht übertünchen kann. Feingeistig sind sie aber nicht."

...
Greenie

Zitat:"Die tollpatschigen Texte von Barks kann man ruhig anpassen, aber das literarische Meisterwerk von Erika Fuchs anzugreifen, da wird ein roter Grenzbalken überschritten"

Ich höre Luk schon explodieren Greenie
Nein hörst du nicht, weil meine Explosion alles überdeckt. Bittewas??? Die Texte von Carl Barks tollpatschig?????? Sorry, das geht ja mal gar nicht, vor allem nicht, wenn von den Zwergindianern die Rede ist!!!!
D.U.C.K. (Dedicated to Unca Carl and Keno)
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#53
Keep calm. Regt euch nicht über konservative Idioten auf, die von Comics im Allgemeinen und Barks im Besonderen gar keine Ahnung haben. Wir spielen in einer ganz anderen Liga als die.

Wundert mich übrigens, der Standard ist eher liberal und kritisch der Kurz-ÖVP gegenüber. Aber vermutlich locken solche Artikel auch nur bestimmte Leute hinter dem Ofen hervor.

@Spectaculus: Den Punkt versteh ich, obwohl eben Fremdbezeichnungen oft divergieren. Heute ist das Ganze auch anders. Aber man sollte sich schon fragen, ob es sinnvoll ist, in ältere Werke derart einzugreifen oder ob man sie nicht besser problematisieren sollte (wie es mit der Swastika in der FGL passiert ist). Dann lernt man auch mehr dabei. Das hilft, den Künstler und die Epoche besser zu verstehen. Ich finde z.B. den Rassismus in Der letzte Moribundus ziemlich abstoßend, aber es trotzdem besser, das Original und nicht die Version von Jippes abzudrucken (und wie immer wäre dann ein Artikel dazu am besten).

Nochmal: Kleinere Änderungen stören mich nicht, v.a. wenn es den Fuchs-Text betrifft.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#54
(27.06.2021, 18:29)Sergei schrieb: Dass sie sich nicht selbst so nennen halte ich für kein allzu großes Problem, viele Völker, Ethnien und Nationen werden von anderen nicht so genannt wie sie sich selbst nennen, dass sie nichts mit Indien zu tun haben übrigens auch nicht, da es zumindest im Deutschen eine klare sprachliche Unterscheidung zwischen dem Inder und dem Indianer gibt. Ich bin kein amerikanischer Ureinwohner und kenne auch keinen, dennoch glaube ich nicht dass die entsprechenden Völker sich an der Verwendung des Wortes im Deutschen stören, da es im allgemeinen Sprachgebrauch keine negativen Assoziationen hervorruft. Im Gegensatz zu anderen Völkern werden Indianer im deutschsprachigen Raum glaube ich schon sehr lange außerordentlich angemessen behandelt (vielleicht habe ich aber auch eine eingeschränkte Sicht, da ich mit den unfassbar pro-Indianer (und, ah, anti-Kolonisatoren und anti-USA)-Büchern der DDR aufgewachsen bin (nein, so alt bin ich noch nicht, von meiner Mutter Greenie), in denen die Autor*innen sich wirklich sehr große Mühe gegeben haben, die indianische Kultur wiederzugeben (und nebenbei zu zeigen, was der Kapitalismus alles zerstört hat)). Lange Rede, kurzer Sinn: Ich halte die Bezeichnung "Indianer", im Gegensatz zu bestimmten anderen, für unproblematisch im deutschen Sprachgebrauch. Ich gebe mal noch einen Link hinzu, der im CF gepostet wurde: https://www.stadtmuseum-duisburg.de/wp-c...Indian.pdf

Vielleicht habe ich mich etwas unscharf ausgedrückt. In den geposteten Panels sieht man ja eindeutig, wie der Zwergindianer sich im Original selbst als "Zwergindianer" bezeichnet. Das macht, wenn man sich die Situation vorstellt, eigentlich nur wenig Sinn. Eigentlich ist die Textänderung deutlich realistischer, auch wenn man über so etwas natürlich diskutieren kann und es in einer eigentlich als originalgetreuer Nachdruck gedachten Serie nichts verloren hat.
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#55
(27.06.2021, 16:36)Spectaculus schrieb: Hier noch ein Gegenstandpunkt, der allerdings auch auf andere Dinge Bezug nimmt, die wir als Entenhausenfans wahrscheinlich eh sakrosankt finden: https://schmalenstroer.net/blog/2021/06/...stig-sind/
Naja, dieser Artikel ist der Gegensatz zum Hölter-Artikel, und passenderweise auch nicht viel besser. Herr Schmalenstroer wirft Herrn Hölter vor, einen offensichtlich unsinnigen Randaspekt als Startpunkt zu nehmen, um mit Totschlagargumenten Stimmung gegen links zu machen. Was er selbst macht, ist anders, aber ähnlich: Er nimmt eine offensichtlich richtige, linke (ehrlich gesagt, aus meiner Sicht ist das ungefähr dasselbe Frech ) Position ein, nämlich „Die Geschichten in den Lustigen Taschenbüchern sind ungeeignet für die Bildung moralischer Werte“, und baut sich dann ein sehr dünnes, gehetztes, aber als selbstverständlich verstandenes Argument, nach dem die offensichtlich richtige linke Position automatisch – so automatisch, dass der Leser es fast nicht bemerkt – auch zu einer autoritären Position führen muss.

Das Problem liegt hier nicht in Schmalenstroers Annahme, seine Position sei die einzig richtige, sondern mehr in der schlechten Argumentation für seine Position. Die Wahrheit liegt nicht immer in der Mitte und die meisten Menschen halten ihre Positionen logischerweise auch für die besten, insbesondere im politischen Bereich. Deshalb halte ich es prinzipiell für legitim, wenn Schmalenstroer sagt, die einzig logische Schlussfolgerung sei es, die unmoralischen Geschichten überhaupt nicht mehr zu drucken. Was allerdings nicht passt, ist, dass Schmalenstroer sich dann gleichzeitig darüber empört, Hölter betreibe allein schon durch das Verwenden des Begriffs Political Correctness „Scheingefechte“ mit „Totschlagargumenten“, mit denen Hölter und sein konservatives Gefolge „alle Diskussionen totschlagen“ und unrechtmäßig „die Debatte prägen“, dabei wäre Schmalenstroer doch bereit, die „wirklich interessante Debatte“ zu führen, die er ja so gerne geführt hätte, bla bla bla, buhuhu. Was für ein weinerliches Gehabe! Hölter meint, dass nachträgliche Textänderungen nichts Halbes und nichts Ganzes wären und hält es deshalb für die einzig logische Schlussfolgerung, dass die Original-Fuchstexte stehen bleiben müssen. Schmalenstroer meint, dass nachträgliche Textänderungen nichts Halbes und nichts Ganzes wären und hält es deshalb für die einzig logische Schlussfolgerung, die Geschichten überhaupt nicht mehr abzudrucken. Das, worum es in einer Debatte geht, nämlich die Argumente, ist bei beiden kaum vorhanden. Man ist nicht berechtigt, über Totschlagargumente zu jammern, wenn man das, was man als Totschlagargument versteht, selbst anwendet. Wäre es Hölter gewesen, der meinte, wenn wir uns seiner Position nicht ganz schnell anschließen, verderben unsere Kinder, hätte Schmalenstroer doch als Erster panisch in der Luft herumgefuchtelt.

Die moralischen Einwände an einem Großteil der Disney-Comics sind meiner Meinung nach im Großen und Ganzen berechtigt, aber ein paar Sachen sind mir doch aufgefallen: Nach den berechtigen Einwänden in Sachen Gewalt, Frauenbild und Ausländern kommt ein etwas erzwungen wirkender Abschnitt namens Sonstiges, der aber ausschließlich ein Thema behandelt, nämlich den Staat. Genauso, wie Schmalenstroer es für unmoralisch hält, dass Grobiane in Disney-Comics ohne Konsequenzen Menschen verprügeln, hält er es für unmoralisch, dass in Entenhausen Bürokratie und Polizei schlecht wegkommen. Bitte was? Schmalenstroer gibt keine moralphilosophischen Erklärungen seiner Positionen, und bei den drei anderen Themen ist das auch nicht unbedingt nötig, aber hier wäre es hilfreich gewesen. Er hält es anscheinend für eine universelle und von der Realität unabhängige Bürgerpflicht, seinem Staat loyal und patriotisch beizustehen und keine Regierungskritik anzustiften. Oder aber er hält diese Darstellungen für unmoralisch, weil sie von der tollen Realität mit weltweit exzellent funktionierender Bürokratie und brillierender Polizei so sehr abweichen. Egal, was es ist, irgendwas läuft bei Schmalenstroer nicht ganz richtig. Interessant ist auch, was er nicht erwähnt: Der enorme Reichtum von Dagobert, insbesondere im Kontrast zu der Armut von Donald, und die schlicht unmögliche Darstellung und Rechtfertigung, er habe sich seinen Reichtum durch harte Arbeit verdient, muss für jeden vernünftigen/linken Menschen der mit Abstand unmoralischste Aspekt von Disney-Comics sein. Dagobert besitzt astronomische Geldsummen, die er aus sentimentalen Gründen in einem Geldspeicher hortet und nicht einmal ausgibt: Wer 2 und 2 zusammenzählen kann, kann sich ausrechnen, was für einen Einfluss das auf die Menschheit im Gesamten hat, und es ist kein guter. Das Unrecht, das Dagobert dadurch weltweit verursacht und in Kauf nimmt, ist so enorm, dass man ihn moralisch eigentlich auf eine Stufe mit Mördern stellen muss. Aber Schmalstroer schweigt dazu. Im Feathery-Society-Forum hat ein Nutzer mal vorhergesagt, dass viele Aspekte von Disney-Comics in naher Zukunft Angriffen ausgesetzt sein werden, aber nicht Dagoberts Reichtum, denn die Mainstream-Linke sei vielleicht woke, aber immer noch auf der Seite des Kapitals. Dieser Artikel ist der beste Beweis dafür: Schmalenstroer kann das, was jeder kann, nämlich sich ein paar Medienerzeugnisse vornehmen und „problematische“ Sachen finden, aber vor grundlegendster Kapitalismuskritik schreckt er zurück.

Kommen wir nun zu den „Argumenten“ von Schmalenstroer. Zuerst mal müssen wir natürlich wissen, wofür er denn eigentlich argumentiert. Das ist simpel: Moralisch anstößige Comics nicht mehr drucken. Natürlich nicht aus Umweltgründen, sondern weil ihre weitere Verbreitung verhindert werden soll. Großzügigerweise will er sie nicht verbrennen, und sogar das Verkaufen an Flohmärkten gestattet er. Aber Egmont Ehapa ist in der Pflicht – hat die moralische Verantwortung – diese Comics nicht mehr auf den Markt zu bringen. Zuerst einmal ist anzumerken, dass diese Position offensichtlich autoritär ist, aber nicht links. Schmalenstroer hält es für moralisch imperativ, die Verbreitung der unmoralischen LTBs zu unterbinden. Das Unterbinden der Verbreitung der unmoralischen LTBs ist für ihn eine moralisch gute Tat. Allerdings hält er das Durchführen dieser moralisch guten Tat zum Nachteil des Unmoralischen durch Volk oder Staat für nicht gut, er blickt verachtend auf sie herab (Nein nein, ich will doch nicht, dass du deine Sammlung verbrennst, haha, was denkst du denn von mir?), das Durchführen dieser Tat durch Unternehmen geht für ihn jedoch klar und ist die natürlichste Sache der Welt. Hier wird ein großer Unterschied impliziert, den es so nicht gibt. Die Macht der Unternehmen wird glorifiziert und ihnen die Rolle als rechtmäßige moralische Verantwortungsträger der Gesellschaft zugeschrieben, und zum Glück ist das nicht der Staat, nein stell dir vor, wir wollen doch keine Zensur! Die Wahrheit ist, dass Unternehmen als moralische Verantwortungsträger, die ja zum Glück die Macht haben, die moralisch richtigen Sachen unters Volk zu bringen und die unmoralischen zu verhindern, wenn überhaupt schlimmer sind als der Staat. Auch das müsste vernünftigen/linken Menschen klar sein: Wenn große Verbr-, äh, Großunternehmen (die naturgemäß moralisch nihilistisch sind und deren einziges Ziel Gewinn ist) die Macht haben, zu entscheiden, was gut ist fürs Volk und was nicht, was das Volk bekommt und was nicht, dann wird das Volk zwangsläufig ungerecht behandelt. Es ist intrinsisch ungerecht, wenn ein Unternehmen zum Beispiel entscheidet, welche LTBs verbreitet und gedruckt werden dürfen und welche nicht. Denn das einzige, was das Handeln von Unternehmen bestimmt, ist die Aussicht auf Gewinn. Der große – auch moralische – Unterschied, den Schmalenstroer hier impliziert, von wegen „Wenn der Staat die Verbreitung von Sachen verbietet, die ihm nicht passen, dann ist das böse Zensur, wenn Großunternehmen, die große Macht über uns haben, alles tun, was ihnen möglich ist, um den Verbotenheitszustand so nahe wie möglich zu simulieren, dann ist das nur gerecht und schön und was sind wir glücklich dass wir Unternehmen haben, die diese Welt besser machen“, ist nicht existent, und das ist ziemlich offensichtlich. Schmalenstroer scheint das egal zu sein, solange ihm das Ergebnis passt, das heißt hier, solange die Verbreitung unmoralischen LTBs bloß irgendwie unterbunden wird, egal wie und von wem. Egozentrisch und mit der Distanzierung von Zensur heuchlerisch, aber selbst wenn man seinen Egozentrismus akzeptiert, ist das dumm und kurzsichtig, denn in vielen anderen Aspekten werden die Unternehmen das Gegenteil von dem machen, was ihm grad passt. Aber vielleicht ist es ihm ja auch gar nicht egal und er ist ein dreckiger Korporatokrat.

Das Argument – die Brücke zwischen den berechtigten moralischen Einwänden und der verabscheuungswürdigen Forderung – ist sehr sehr klein und wird auch gar nicht explizit angesprochen. Vom drittletzten auf den vorletzten Abschnitt springt er von Lagebeschreibung direkt zu seiner Schlussfolgerung, als wäre das selbstverständlich. Trotzdem sind über den Text hinweg klitzekleine Argumentationsschnipsel versteckt, wie bei einer Schnitzeljagd, und ich habe sie alle gesammelt. Es folgt das große Argument von Michael Schmalenstroer, warum Ehapa keine unmoralischen Geschichten mehr drucken darf:

TROMMELWIRBEL ...

„Die älteren LTBs enthalten so einige Klopper, die man heutzutage so nicht mehr Kindern vorsetzen sollte.“

„[ältere LTBs] sind nicht mehr wirklich kindgerecht.“

„Wenn die Kleinen jetzt über alte LTBs lernen, dass elterliche Züchtigung etwas Normales ist, dann haben sie etwas falsches gelernt.“

„Gitta ist kein Vorbild, das man seiner Tochter mitgeben möchte.“

„man darf dann auch überlegen, welche Inhalte alte LTB an Kinder vermitteln können, wenn man als Eltern das nicht entsprechend begleitet.“

Das wars.

Was Schmalenstroer hier macht, ist den Kindern und Eltern jegliches eigenes Denken und jegliche eigene Handlungsfähigkeit abzusprechen und die Verantwortung auf andere abzuladen, nämlich auf Unternehmen. In Schmalenstroers Welt kriegen Eltern Kinder, bringen ihnen das Laufen und Sprechen bei, die Schule bringt ihnen das Lesen bei, und die Aufgabe der Unternehmen ist es, Medienerzeugnisse zu produzieren, die dann vom Fließband direkt ins Gehirn der Kinder dringen und dort für die Moralbildung zuständig sind. Die moralische Unbeflecktheit der produzierten Medienerzeugnisse ist also direkt verantwortlich für die Moral unserer Kinder – wer kann da noch widersprechen, wenn es darum geht, dafür zu sorgen, dass nur noch solche Medienerzeugnisse produziert werden? (Laut Schmalenstroer selbst wäre dieses Argument ein Totschlagargument und damit unzulässig, aber es gibt keine Totschlagargumente, nur gute und schlechte, und dieses hier fällt in die letzte Kategorie.) Ich würde nicht gerne in Schmalenstroers Welt leben, und die gute Nachricht ist, dass ich das auch nicht tue. Die schlechte Nachricht ist, dass außer Schmalenstroer noch sehr viele andere Leute in so einer Welt leben. Dieses Argument des schlechten Einflusses stand hinter jedem Fall von Zensur, den es je gab. Nehmen wir den Hays Code, der 30 Jahre lang das amerikanische Kino konservativ moralisch hielt. Die Guten gewinnen immer, keine Drogen, keine „Unsittlichkeit“, keine „Blasphemie“, keine Vulgaritäten ... Natürlich in der Form von Selbstzensur von Unternehmen, wie unser Schmalenstroer es mag. Ja, er hat uns soeben klargemacht, dass er den Hays Code seinen eigenen Prinzipien nach für absolut in Ordnung hält. Gleiches gilt natürlich für den Comic Code und all die anderen Zensurprojekte, die traditionell von Konservativen gemacht wurden und werden. Seit Mitte der 2010er gibt es aber den beunruhigenden Trend, dass Leute aus allen politischen Richtungen plötzlich denken, Zensur sei das geringere Übel, wenn es darum geht, mögliche schlechte Einflüsse zu verhindern. Wie man an dem Debakel um YouTube Kids erkennen kann, denkt man heute, Kinder seien dumme Maschinen, die man mit 2 Jahren vors iPad setzt, wo dann harmlose Kindervideos laufen, alles andere ist viel zu gefährlich. Zum Kern des Problems vorzudringen, scheint den Leuten irgendwie zu anstrengend zu sein. Klar, man könnte sein Kind auch einfach zu einem kritisch und selbstständig denkenden Menschen erziehen, ihn vielseitigen Einflüssen aussetzen und diese dann konstruktiv mit ihm besprechen, aber wozu, wenn man es auch einfach dumm rumstehen lassen und abschirmen kann? Wenn ein Kind elterliche Züchtigung in einem LTB sieht und daraus schließt, dass das normal ist, dann liegt das Problem nicht darin, dass das Kind nicht auf eine reife und kritische Weise mit Medien umgehen kann und alles, was es liest, für normativ hält, nein, das Problem liegt darin, dass das, was es gesehen hat, etwas falsches war. Zeigen wir ihm was richtiges. Was wäre das denn zum Beispiel? Ach ja, dieser Comic hier, in dem der nutzlose Privatdetektiv nach einem Prüfungsprozess durch eine außerordentlich fähige Bürokratie abgewiesen wird, weil die Polizei im Moment einfach alles perfekt hinkriegt und seine Hilfe nicht benötigt. Das Kind liests und hält es für normal – perfekt! Jetzt ist alles prima.

Natürlich führt Schmalenstroer keine Beweise dafür an, dass seine Welt die tatsächliche ist und Kinder durch Disney-Comics moralisch beeinflusst werden. Die grössten Disney-Comic-Fans, zu finden im Fieselschweif und DCFF, sind in der Regel links. Ich glaube kaum, dass es im Internet ein aufgeklärteres Forum als das Fieselschweif gibt. Trotz Dagobert ist vor allem die junge Generation hier, Floyd, Huwey, Topolino, Primus, ich, usw. stark antikapitalistisch, und keiner im Forum und wohl auch keiner im DCFF will Kinder schlagen, hat antiquierte Frauenbilder oder hält außereuropäische Kulturen fälschlicherweise für Kannibalen. Es ist so ziemlich das Gegenteil. Einzig und allein im Bereich der Politik und Polizei haben die LTBs uns wohl hirngewaschen. Die Panelposter auf Twitter sind auch sehr links, GoodDuckPanels postet und likt öfter mal irgendwas mit der Antifa. Reddit Deutschland ist auf eine flache Art pseudolinks, so wie Schmalenstroer (kein Wunder, dass er es auf seiner Seite verlinkt), und auch die haben eine gewisse Faszination mit LTBs, siehe den Subreddit ltb_iel. Je größer der Bezug zu Disney-Comics, desto linker und aufgeklärter die Person. Und ich teile auch Schwaflkops Beobachtung, dass Disney-Comics-Fans überdurchschnittlich intelligent sind, was ja im Endeffekt ungefähr auf dasselbe hinausläuft.

Gibt noch weitere Kritik, die man anbringen kann. Dass er Dagoberts Sealand-Aktion in LTB ... „737“ (?) als Reichsbürgermethode bezeichnet, ist ziemlich dämlich. Dass er mit seinem allerletzten Halbsatz versucht, sein eigenes Argument auszuhebeln, ist bizarr. Und dass er Disney-Comics ganz selbstverständlich als für Kinder betrachtet, nehme ich persönlich. Seit ich Disney-Comics kenne, ärgere ich mich darüber, dass sie durch das Marketing an Kinder ihres Potenzials beraubt werden, und träume davon, wie Disney-Comics wohl aussähen, wenn die Firma Disney nicht wäre. Die besten Disney-Comics nach Barks sind in der Regel die, die die alten Regeln teilweise aushebeln und die Grenzen austesten. Ein Fall für Micky, MMMM, Sein Leben Seine Milliarden, Der grösste Glückspilz der Welt, Wenn Hexen lieben ... Da bin ich natürlich nicht gut auf so einen Langweiler zu sprechen, der mal eben so nebenbei in seinem hingewichsten Blogeintrag sagt, es sollte nur noch Geschichten geben, die dazu geeignet sind, unsere Kinder richtig zu formen, wenn man sie davorsetzt. Hier hat Hölter tatsächlich recht, wenn er fragt: „War der jahrzehntelange Kampf für einen liberaleren Literaturbegriff und die Anerkennung des Genres Comic / Graphic Novel nutzlos?“ Ach ja, habe ich gesagt, der Artikel von Schmalenstroer sei „nicht viel besser“ als der von Hölter? Das muss ich korrigieren: Der Artikel von Hölter ist nicht gut, der Artikel von Schmalenstroer ist schlecht.

(27.06.2021, 16:36)Spectaculus schrieb: "Die tollpatschigen Texte von Barks kann man ruhig anpassen, aber das literarische Meisterwerk von Erika Fuchs anzugreifen, da wird ein roter Grenzbalken überschritten"

Ich höre Luk schon explodieren Greenie
Ne, das klingt für mich zu ironisch.
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#56
Ich bin bei dem Blogartikel gerade mal bis zur Hälfte des ersten Abschnitts gekommen. Jetzt weiß ich endlich, dass Konservative jede Diskussion totschlagen, im Gegensatz, so wird suggeriert, zu privilegierten Lifestyle-Linken, die das niemals nie tun würden. Gut, dass es im Netz so viele intelligente Menschen gibt, die dummen Comiclesern wie mir die komplizierte Welt so einfach erklären können.
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#57
Luk, ich bewundere deine Energie, diese lächerlichen Artikel in dieser Art auseinanderzunehmen.

Ich finde es etwas gespenstisch, wenn  angebliche "Linke" plötzlich damit anfangen, Selbstzensur von Unternehmen einzufordern. Als hätte es das im Übrigen jemals gegeben und sei die Zensur nicht staatlich-gesellschaftlich erzwungen gewesen (Stichwort Comics Code)!

Könnte Herrn Schmalenstroer vielleicht auffallen, dass die Comicfans, die am intensivsten mit der Darstellung übermäßigen Reichtums bei Onkel Dagobert im Unterschied zu krassester Armut (Kummersdorf!) oder mit den neokolonialen Ausbeutermethoden des Fremden-Leuten-Schätze-Wegnehmen aufgewachsen sind, zu einem sehr großen Teil sehr links sind und all das sehr kritisch sehen? Und ist es nicht vielleicht besser, Kindern das vor Augen zu führen, was es tatsächlich in der Welt gibt (!) und es mit ihnen kritisch zu diskutieren, als genau diese Geschichten zu zensieren? Das ändert an den realen Problemen nämlich überhaupt nichts!

Noch ein Satz, der mir aufgestoßen ist:



Zitat:Egmont Ehepa hat hier das gigantische Problem, dass Carl Barks natürlich einer der Kultautoren ist, dessen Werk von Donaldisten verehrt wird wie wohl kaum ein anderes. Auch die Übersetzung von Erika Fuchs wird glühend verehrt und eine Neuübersetzung ist bei der Fanbase dann schwierig.


Ähm, hallooo? Schon mal in die Fanforen geblickt? Als ob Donaldisten die einzige Fanbase wären! In den Foren findet sich doch eine sehr große Zahl, die eine Neuübersetzung besser fänden.



@Spectaculus: Danke, jetzt verstehe ich deinen Punkt. Ist in dem Fall ja ein Problem der Übersetzung und nicht des Originals. Noch ein Punkt, besonders die Zwergindianer endlich mal gescheit neu zu übersetzen. Barks verwendet im Original Peeweegahs als Eigenbezeichnung. Ihm - im Unterschied zu Fuchs - war es also sehr wohl bewusst, dass Indianer keine Eigenbezeichnung sein kann. Ich bezweife aber irgendwie, dass der Verlag das Wort aus dem Grund bewusst gestrichen hat.
C.A.R.L.B.A.R.K.S. (Comicliebende, außerordentlich redegewandte Leseratte, barksistischer Allroundexperte, Rottenführer kluger Schweiflinge)
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#58
Ich finde schon, dass man solche Werke rassismussensibel aufarbeiten sollte bei Neuveröffentlichungen. Comics haben insbesondere durch die Bildsprache großen Einfluss auf Kinder und mit diesem sollte man verantwortungsvoll umgehen. Auch die Sprache der Fuchs-Texte (bei denen ich ansonsten keine Notwendigkeit für eine Neuübersetzung sehe, aber das wisst ihr ja ; ) sollte in der Hinsicht senseibel betrachtet werden. Für Sammler/Antiquare gibt es ja immer noch genug alte Ausgaben.
"Ich glaube übrigens, dass das gesamte Universum mitsamt allen unseren Erinnerungen, Theorien und Religionen vor 20 Minuten vom Gott Quitzlipochtli erschaffen wurde. Wer kann mir das Gegenteil beweisen?"

- Bertrand Russell (1872-1970)

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#59
(29.06.2021, 09:00)Mindstorms schrieb: Comics haben insbesondere durch die Bildsprache großen Einfluss auf Kinder und mit diesem sollte man verantwortungsvoll umgehen.
Starke Art, mal eben ein gesamtes Medium zu infantilisieren. „Bildsprache“ my ass. Ich behaupte einfach mal, Filme haben durch ihre Bildsprache auch einen ungeheuer großen Einfluss auf Kinder (Beweise sind heutzutage ja offenbar nicht mehr nötig). Wenn ein Kind in einem gescheiten Roman was Schlechtes liest, das geht ja gerade noch, aber wenn es das dann auch noch SIEHT, herrje, die Bildsprache, die Bildsprache! Der schlechte Einfluss sprudelt ja geradezu aus der Bildsprache raus, denkt doch mal einer an die Kinder! Die Großunternehmen, die DVDs produzieren, dürfen ab sofort nur noch bildsprachliches Material draufpacken, das keinen schlechten Einfluss auf Kinder ausüben kann. Man muss ja verantwortungsvoll sein! Wer trotzdem Uhrwerk Orange sehen will, soll nicht rumjammern, gibt ja genug alte DVDs.
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#60
Also gut, dann eben nicht die Comics für Erwachsene, keine Ahnung, aber die sind bei mir als Graphic Novels abgespeichert. Entenhausen-Comics sind für Kinder, da lege ich mich fest. Dass auch Erwachsene sie lesen, schließt das ja nicht aus. Und Filme haben ein Rating. Und es geht mir hier nicht um schlechten Einfluss durch Gewalt o.ä., sondern rassistisch bedingte Stereotypen. Das sollte man Ernst nehmen.
"Ich glaube übrigens, dass das gesamte Universum mitsamt allen unseren Erinnerungen, Theorien und Religionen vor 20 Minuten vom Gott Quitzlipochtli erschaffen wurde. Wer kann mir das Gegenteil beweisen?"

- Bertrand Russell (1872-1970)

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